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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ihre Einfahrten durch Küstenbatterien geschützt. Lief die Blanchefleur in eine dieser Buchten ein - wahrscheinlich hatte sie ja einen geringen Tiefgang, der ihr das erlaubte -, dann konnte man noch etwas gegen sie unternehmen, erreichte sie dagegen Stralsund, dann war sie hoffnungslos außer Reichweite.
    »Signal an Lotus « befahl er, » ›Fahrwasser nach Stralsund für Gegner sperren.‹ «
    Im Lauf des endlosen Krieges waren allmählich alle Navigationshilfen verschwunden. Es gab keine Fahrwassertonnen mehr, die tiefe Rinne - Bodden hieß sie in der Karte - zu bezeichnen, die nach Stralsund hineinführte. Vickery mußte also gut aufpassen und durfte nicht mit dem Loten sparen, wenn er mit seiner Lotus dort seinen Weg finden wollte.
    »Gerade sieben!« rief der Lotgast. Für die Nonsuch wurde es hier schon gefährlich flach, und Bush machte ein sorgenvolles Gesicht. »Bitte, kürzen Sie Segel, Kapitän Bush.«
    Die Nonsuch hatte ohnehin keine Aussicht, die Blanchefleur einzuholen; hatte sie also schon das Pech, auf Grund zu geraten, dann sollte es wenigstens mit möglichst geringer Fahrt geschehen. »Gegner geht an den Wind, Sir«, meldete Hurst.
    Richtig! Auf der Blanchefleur gab man offenbar den Versuch, nach Stralsund durchzubrechen, auf. Das war dem Draufgänger Vickery zu verdanken, der entschlossen unter Vollzeug zwischen die Untiefen hineingesteuert war, um sie abzuschneiden.
    »Wenn sie so durchhält, dann wird sie noch von der Raven geschnappt!« rief Bush in höchster Aufregung. »Gegner wendet!« meldete Hurst. »Einhalb über Fünf!« rief der Lotgast.
    Bush biß sich nervös auf die Lippen. Da lag er mit seinem geliebten Schiff auf Legerwall zwischen lauter gefährlichen Untiefen und hatte jetzt glücklich nur noch ganze dreiunddreißig Fuß Wasser.
    »Drehen Sie bei, Kapitän Bush«, sagte Hornblower. Es gab keinen Grund, diesen gefährlichen Kurs weiter zu steuern, ehe man wußte, was die Blanchefleur unternahm. Die Nonsuch schwang an den Wind und stemmte sich nun mit ihrem Backbordbug gegen den leisen Schwell, der aus Norden stand.
    Die Sonne schien angenehm warm. Plötzlich rief Bush: »Was ist denn mit der Raven los?« Auf der Korvette war plötzlich die Vorstenge samt Rah, Segel und allem dazugehörigen Gut von oben gekommen. Das Ganze hing nun in einem wüsten Durcheinander zwischen den Vorsegeln.
    »Sitzt auf Dreck, Sir«, sagte Hurst, ohne das Glas vom Auge zu nehmen. Offenbar war sie mit solcher Fahrt aufgelaufen, daß bei dem Stoß die Stenge glatt abgeknickt war.
    »Sie hat acht Fuß weniger Tiefgang als wir«, bemerkte Bush.
    Aber Hornblower hatte nur noch Augen für die Blanchefleur.
    Offenbar benutzte sie jetzt ein Fahrwasser, das sie in den Schutz der Insel Hiddensee bringen mußte. Die Karte gab dort nur eine einzige Tiefenangabe, zweieinhalb Faden stand da lakonisch zu lesen, fünfzehn Fuß Wasser also, und dazu noch eine Küstenbatterie auf dem hohen Vorland von Dornbusch.
    Damit hatte die Blanchefleur das Spiel gewonnen, immer vorausgesetzt, daß sie die Hilfe der Schweden fand. Drüben in Luv sah Hornblower jetzt die seltsam geformten Toppsegel der Kanonenboote über der Kimm auftauchen. Offenbar hatten Duncan und Mound nach einer Irrfahrt im Nebel den befohlenen Sammelplatz bei Kap Arkona angesteuert und dabei die Nonsuch in Sicht bekommen.
    »Kapitän Bush, bitte schicken Sie die Boote, um Raven Hilfe zu leisten«, sagte Hornblower. »Aye, aye, Sir.«
    Es gehörten ein paar hundert Mann dazu, Barkaß und Kutter aus den Klampen zu heißen und zu Wasser zu bringen. Die Pfeifen der Maate zwitscherten, und der Stock des Bootsmanns machte den Säumigen Beine. Die Scheiben quietschten in den Blöcken, nackte Füße schlugen einen dumpfen Wirbel auf den Planken des Decks, und beim Ausschwingen der großen Gewichte holte selbst die schwere Nonsuch etwas über. Aber Hornblower griff gleich wieder nach seinem Kieker.
    Die Blanchefleur hatte inzwischen einen merkwürdigen Ankerplatz gefunden. Sie lag nämlich zwischen der Insel Rügen selbst und dem langen, schmalen Streifen der vorgelagerten Insel Hiddensee. Diese war eigentlich nur eine schmale Sandbank, eine Kette sandiger Dünen, die hier aus dem seichten gelben Wasser über den Sänden aufstiegen. Vor den niedrigen Bodenwellen der Insel Rügen im Hintergrund hoben sich die Masten der Blanchefleur deutlich ab, nur ihr Rumpf war durch die Dünen von Hiddensee verdeckt, die wie eine lange, gebogene Mole schützend vor ihr lag. Das

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