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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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seine Regierung all diese klingenden Titel, die Dumoulin da herunterleierte, nie anerkannt hatte. In den Augen König Georgs und seiner Minister war Napoleon, Kaiser der Franzosen, nach wie vor General Bonaparte, was seinen persönlichen Rang, und Chef der französischen Regierung, was seine offizielle internationale Stellung betraf. Mehr als einmal waren englische Offiziere in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, weil sie ihren Namen unter Dokumente - zum Beispiel Kartellverträge zum Austausch von Kriegsgefangenen und dergleichen - gesetzt hatten, die eine, wenn auch nur beiläufige Erwähnung des Kaiserreiches enthielten. »Gibt es hier jemanden, der des Französischen mächtig ist?« fragte Dumoulin höflich. »Zu meinem größten Bedauern bin ich der englischen Sprache völlig unkundig.«
    »Sie können sich unmittelbar an mich wenden, mein Herr«, sagte Hornblower. »Ich wäre Ihnen vor allem für eine Erklärung über den Grund Ihrer Anwesenheit an Bord dieses Schiffes verbunden.«
    »Sie sprechen ausgezeichnet Französisch, mein Herr«, sagte Dumoulin. »Ah, natürlich, ich erinnere mich. Sie sind der berühmte Capitaine Hornblower, der vor Jahresfrist jene aufsehenerregende Flucht aus Frankreich unternahm. Es ist mir ein besonderes Vergnügen, die Bekanntschaft eines Mannes zu machen, der so großen Ruf genießt.«
    Dabei verbeugte er sich aufs neue. Und Hornblowers Selbstbewußtsein fühlte sich in angenehmer Weise geschmeichelt, als er hörte, daß ihm sein Ruf selbst in diesen abgelegenen Winkel der Ostsee vorausgeeilt war. Im gleichen Augenblick aber packte ihn auch schon der Ärger über dieses dumme Gerede, das mit der dringenden Frage des Augenblicks überhaupt nichts zu tun hatte. »Ich danke Ihnen«, sagte er, »aber ich warte immer noch auf Ihre Erklärung, welcher Umstand mir die Ehre Ihres Besuchs verschafft.«
    »Ich bin gekommen, um Monsieur le Baron bei seiner Feststellung zu unterstützen, daß Schwedisch-Pommern sich im Kriegszustand mit England befindet.«
    Braun verdolmetschte diesen Satz, und Basses Verlegenheit wurde augenscheinlich immer größer.
    »Das Boot mit der englischen Flagge ist längsseit«, unterbrach Bush. Der Mann, der nun an Bord kam, war ungeheuer dick und trug einen nüchternen schwarzen Zivilanzug.
    »Hauptmann«, stellt er sich vor und verbeugte sich dabei in den Hüften. Sein Englisch hatte einen unverkennbaren deutschen Akzent. »Seiner Britischen Majestät Konsularagent in Stralsund.«
    »Was kann ich für Sie tun, Mr. Hauptmann?« fragte Hornblower und gab sich Mühe, sein Erstaunen zu bemeistern.
    »Ich bin gekommen«, sagte Hauptmann, »um Sie über die Lage in Schwedisch-Pommern zu unterrichten.«
    »Ich habe kein Bedürfnis nach weiteren Informationen«, sagte Hornblower. »Ist Schweden neutral, dann muß dieses Kaperschiff entweder auslaufen oder an die Kette gelegt werden, führt Schweden aber Krieg, dann habe ich freie Hand und kann tun, was ich für richtig halte.« Dabei sah er die Umstehenden der Reihe nach an, und Braun begann seine Worte ins Schwedische zu übersetzen.
    »Was haben Sie da eben gesagt, Herr Kapitän?« fragte Dumoulin. Verzweifelt machte sich Hornblower daran, das Ganze auf französisch zu wiederholen, und nun wurde die Nonsuch vom Fluch der babylonischen Wirrnis heimgesucht.
    Alle versuchten, gleichzeitig zu sprechen, Übersetzungen, Erklärungen, Vorstellungen klangen wild durcheinander. Basse hatte natürlich die allerbesten Absichten und wollte sowohl England als auch Frankreich von der freundwilligen Haltung Schwedens überzeugen. Dumoulin dagegen wollte nur eins: erreichen, daß die Blanchefleur ihre Raubzüge gegen die britische Schiffahrt fortsetzen konnte. Hornblower warf einen Blick auf Hauptmann. »Kann ich Sie eine Minute allein sprechen?« sagte der. Er legte Hornblower, der etwas zurückwich, seine fette Hand auf den Arm und führte ihn quer über das Achterdeck außer Hörweite der anderen.
    »Sie sind noch jung«, sagte er, »und ich kenne die Seeoffiziere. Das sind alles Hitzköpfe. Hören Sie bitte auf meinen Rat, und fassen Sie keinen übereilten Entschluß, Sir. Die Lage ist hier gespannt, äußerst gespannt sogar, und der geringste Fehler kann verheerende Folgen zeitigen. Ein einziger unfreundlicher Akt gegen Schweden kann genügen, um den formellen Kriegszustand in richtigen Krieg zu verwandeln. Sie müssen sich also genauestens überlegen, was Sie tun.«
    »Ich überlege immer genau, was ich tue«, gab Hornblower

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