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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Stimme aus dem Topp.
    »Backbord achteraus, der Rumpf ist bereits unter der Kimm!«
    »Entkommen! So ein Fuchs!« sagte Hurst. »Er muß sofort abgefallen sein, als er uns sah.«
    Die Blanchefleur war jetzt gute sechs Meilen entfernt, vom Deck der Nonsuch waren nur noch ihre Royals zu erkennen, und sie lief unter allen Segeln mit rauhem Wind davon. Auf der Lotus stieg eine Reihe bunter Flaggen am Mast empor, ein Kanonenschuß unterstrich die Dringlichkeit des Signals. »Da drüben hat man sie auch entdeckt«, sagte Bush. »Ich bitte zu halsen, Kapitän Bush. Signal: ›Allgemeine Jagd‹ .« Unter den Flüchen der Offiziere, denen alles zu langsam ging, drehte die Nonsuch vor den Wind und dann auf den anderen Bug. Die Lotus war schon herum, ihr Steven zeigte genau auf die Blanchefleur. Die hatte jetzt die pommersche Küste voraus, die Nonsuch in Luv, die Lotus auf der einen und die Raven auf der anderen Seite. Damit saß sie in der Falle.
    »Die Raven müßte da drüben so ziemlich auf gleicher Höhe mit ihr stehen, Sir«, sagte Bush und rieb sich die Hände. »Die Kanonenboote werden wir auch bald wieder haben, wo sollten sie im Nebel schon hingeraten sein.«
    »Gerade vierzehn!« sang der Lotgast aus.
    Hornblower beobachtete den Mann dort in den Rüsten, wie er kraftvoll und gewandt sein Lot im Kreise schwang und weit voraus warf, wie er dann die Tiefe ablas, wenn das Schiff genau über dem Lot stand und die Leine einen Augenblick auf und nieder zeigte, und wie er sein Lot dann immer wieder einholte, um alsbald mit dem nächsten Wurf zu beginnen. Das war eine ermüdende Arbeit, eine schwere körperliche Anstrengung, die keine Unterbrechung duldete. Abgesehen davon wurde der Lotgast natürlich naß bis auf die Haut, wenn er immer und immer wieder die hundert Fuß tropfnasser Leine einzuholen hatte. Hornblower kannte die Zustände in den Mannschaftsdecks gut genug, um zu wissen, daß der Mann wenig Aussicht hatte, sein Zeug je wieder trocken zu bekommen. Er erinnerte sich daran, wie er als Fähnrich in jener wilden Nacht auf Pellews Indefatigable am Lot gestanden hatte, als sie dicht unter Land gegangen waren und die Droits de l'Homme buchstäblich in der Brandung der Biskaya zusammengeschossen hatten. Damals hatte er wirklich bis auf die Knochen gefroren, und seine Finger waren so steif und gefühllos gewesen, daß er die einzelnen Lappen der Markierung kaum noch zu unterscheiden vermochte, den weißen Stoffetzen, das Lederstück mit dem Loch und all die anderen. Heute hatte er wahrscheinlich gar nicht mehr genug Kraft zu einem vernünftigen Lotwurf, und außerdem konnte er sich sicher nicht mehr auf die willkürlich aufgestellte Reihenfolge der Markierung besinnen. Er hoffte, daß Bush so menschenfreundlich und so vernünftig war, seine Lotgäste in angemessenen Abständen ablösen zu lassen und ihnen auch die Möglichkeit zu verschaffen, ihr nasses Zeug zu trocknen.
    Natürlich durfte er sich in diese Angelegenheit beileibe nicht einmischen. Für den inneren Dienstbetrieb des Schiffes war Bush ganz allein verantwortlich und wachte mit Recht eifersüchtig darüber, daß niemand in seine Befugnisse eingriff.
    Ja, auch ein Kommodore war zuweilen auf welke Rosen gebettet. »Gerade zehn!« sang der Lotgast aus.
    »Raven jenseits des Gegners in Sicht, Sir«, meldete ein Fähnrich. »Scheint ihm den Weg verlegen zu wollen.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Hornblower. »Die Insel Rügen ist jetzt auch in Sicht, Sir«, sagte Bush. »Da drüben ist Stubbenkammer, oder wie es heißt, jedenfalls ein hohes weißes Kliff«.
    Hornblower suchte mit dem Glas die Kimm ab. Das Schicksal der Blanchefleur schien besiegelt, wenn es ihr nicht noch gelang, in den Gewässern von Schwedisch-Pommern Zuflucht zu finden. Dies aber war offenbar ihre Absicht. Bush hatte die Karte vor sich liegen und nahm Peilungen von Stubbenkammer, das als feiner weißer Strich in der Ferne zu sehen war. Auch Hornblower sah sich die Karte an, blickte dann nach den fernen Schiffen und vertiefte sich darauf von neuem in das Studium der Karte. Stralsund war eine Festung - es hatte in letzter Zeit mehr als eine Belagerung ausgehalten. Entkam die Blanchefleur dorthin, dann war sie in Sicherheit, vorausgesetzt, daß sich die Schweden in der Lage sahen, ihr Schutz zu gewähren. Sonst aber gab es an der vorausliegenden Küste nichts als Sandbänke und Untiefen. Nur ein paar Buchten boten Küstenfahrzeugen eine ausreichende Wassertiefe; wie aus der Karte hervorging, waren

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