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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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entgegengesetzter Richtung quer über den Schiffahrtskanal. »Die kaiserlich russische Kriegsflagge«, sagte Bush. »Kann jemand unterscheiden, wer an Bord ist?«
    Aber die Pinaß war viel zu weit weg, selbst durch das Glas waren keine Einzelheiten auszumachen.
    »Ich glaube, ich sehe goldene Ärmelstreifen«, sagte Carlin mit unsicherem Ausdruck.
    »Das sagt gar nichts«, sagte Bush, »goldene Ärmelstreifen auf einer Marinepinaß in Kronstadt, die könnte sogar ein Blinder erraten.« Die Pinaß steuerte mit Backstagsbrise über den breiten Kanal und verschwand rasch in der Ferne, bis ihr weißes Segel nur noch ein leuchtender Punkt war.
    »Kapitän Bush, bitte lassen Sie mich erfahren, wenn sich irgend etwas ereignet«, sagte Hornblower.
    Dann verschwand er in seiner Kajüte. Dort befreite ihn Brown von seinem lästigen Galarock mit den schweren Epauletten und ließ ihn dann allein. Nun begann er in der Kajüte herumzukramen. Zuerst holte er den Kasten mit den Pistolen hervor, den ihm Barbara geschenkt hatte, öffnete ihn, las das Kärtchen, das darin lag - ihren letzten Gruß - und klappte ihn dann wieder zu. Er trat auf die Heckgalerie hinaus, kam aber sofort wieder herein. Wie zuwider, daß er so aufgeregt war! Er langte sich die Reisen des Erzdiakons Coxe aus dem Bücherregal und machte sich ernstlich daran, die ungemein langweiligen Ausführungen dieses geistlichen Herrn über die Zustände in Rußland in sich aufzunehmen, weil ihm darum zu tun war, seine Kenntnisse über die Mächte des Nordens nach Möglichkeit zu bereichern. Aber die Worte wollten ihm keinen Sinn ergeben, deshalb ließ er es bald wieder sein und griff nach dem schmalen Bändchen, das den Titel Childe Harald trug.
    Schwülstiges Zeug, dachte er, während er die Seiten überflog.
    Es schlug sechs Glasen: Erst elf Uhr vormittags! Vor zwei Uhr konnte er sich unmöglich zu Tisch setzen. Er erhob sich wieder von seinem Stuhl, legte sich auf die Koje, schloß die Augen und zwang sich mit krampfhaft geballten Fäusten dazu, gedankenlos vor sich hin zu dösen. Am liebsten wäre er wieder an Deck auf und ab gewandert, aber das verbot sich von selbst, denn damit hätte er seine nervöse Unruhe öffentlich zur Schau gestellt. Die Minuten schlichen auf bleiernen Füßen, er war sich darüber klar, daß er sich noch nie in seinem Leben so unfrei und unglücklich gefühlt hatte. Acht Glasen! Er hörte, wie die Wache abgelöst wurde, dann begann eine neue Ewigkeit. Endlich vernahm man draußen auf dem Halbdeck Schritte, und dann klopfte jemand an der Tür. Hornblower blieb auf seiner Koje liegen und war beflissen, eine ruhevoll entspannte Haltung zu zeigen.
    »Herein!« rief er und wandte blinzelnd den Kopf nach dem eintretenden Fähnrich, als hätte er bis zu diesem Augenblick fest geschlafen.
    »Ein Boot nähert sich der Nonsuch Sir«, sagte der Fähnrich.
    »Ich komme sofort an Deck«, sagte Hornblower. »Mein Bootssteuerer soll kommen.«
    Brown half ihm wieder in den Galarock, dann ging er nach oben. Das Boot war noch immer nicht ganz herangekommen.
    »Es ist wieder die Pinaß, die schon vorhin zu sehen war, Sir«, meldete Hurst. Die Pinaß schoß in den Wind und barg ihr Großsegel, während der Bugmann das Schiff auf russisch anrief.
    »Wo ist Mr. Braun?« fragte Hornblower.
    Der Anruf wurde wiederholt und Braun übersetzte: »Er bittet anlegen zu dürfen, Sir, und sagt, er habe eine Nachricht für Sie.«
    »Sagen Sie ihm, er soll längsseit kommen«, sagte Hornblower. Diese Abhängigkeit von dem Dolmetscher ging ihm immer wieder auf die Nerven. Die Bootsbesatzung machte einen tadellosen Eindruck. Die Leute trugen so etwas wie eine Uniform, blaue Hemden und weiße Hosen, und achtern stand klar zum Übersteigen ein Offizier, dessen Waffenrock auf Husarenart verschnürt war. Dieser Husar kam nun schwerfällig an Bord geklettert, sah sich etwas ratlos um und grüßte dann dorthin, wo ihm eine Anhäufung goldener Tressen entgegenblinkte. Dann zog er einen Brief hervor, den er mit einer weiteren Erklärung in russischer Sprache übergab.
    »Von Seiner Kaiserlichen Majestät dem Zaren«, übersetzte Braun mit stockender Stimme. Hornblower nahm den Brief entgegen, die Adresse war französisch:
    M. Le Chef D'Escardre
    Le Capitaine Sir Hornblower, Vaisseau Britannique Noonsuch.
    Der Sekretär des Zaren mochte auf allen möglichen Gebieten hervorragend tüchtig sein, mit seiner Kenntnis englischer Titel und englischer Rechtschreibung war es offenbar nicht weit

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