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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zu nennen, und in dieser Stimmung fand er schließlich auch allmählich aus der verdrossenen Resignation heraus, in die ihn die neue Lage zunächst versetzt hatte. Jedenfalls begann er ernstlich zu überlegen, ob er in diesen ersten Abschnitten des neuen Ringens nicht doch etwas Besseres tun konnte, als das Weite zu suchen, um sich erst später zum Kampf zu stellen. War er nicht im Herzen Frankreichs, mitten in Feindesland? Er hatte das sichere Gefühl, daß er gerade hier einen Schlag führen konnte, der dem Gegner ernstlich zu schaffen machte. Während er in seine Reitstiefel fuhr, wandte er sich an Brown.
    »Was wird aus deiner Frau?« fragte er.
    »Ich hatte gehofft, daß sie mitkommen darf, Mylord«, sagte Brown bescheiden.
    Ließ er sie zurück, dann sah er sie erst nach Kriegsende, also vielleicht erst in zwanzig Jahren wieder, blieb er mit ihr zusammen hier, dann wurde er mit Sicherheit gefangengesetzt.
    »Kann sie denn reiten?«
    »Das wird bestimmt gehen, Mylord.«
    »Dann sieh zu, daß sie sich schnell bereit macht. Wir können aber nicht mehr mitnehmen als den Inhalt der Satteltaschen. Sie kann Madame la Vicomtesse bedienen.«
    »Besten Dank, Mylord.«
    Zweihundert Napoleondors wogen recht schwer, aber es war wichtig, sie mitzuhaben. Hornblower stapfte in seinen Reitstiefeln die Treppe hinunter, Marie stand schon in der großen Vorhalle. Sie trug ein schwarzes Reitkleid und dazu einen feschen kleinen Dreispitz mit wehender Feder. Er musterte sie mit kritischen Blicken, konnte aber nichts an ihr entdecken, was unerwünschte Aufmerksamkeit erregt hätte. Sie war eine unauffällig gekleidete Dame von vornehmem Stand, sonst nichts. »Sollen wir noch jemand von unseren Leuten mitnehmen?« fragte sie.
    »Das sind alles alte Männer. Ich glaube, es ist besser, wenn wir darauf verzichten. Der Graf, du, ich, Brown und Annette, das genügt. Wir brauchen fünf gute Pferde.«
    »Genauso habe auch ich es mir vorgestellt«, gab Marie zur Antwort. Sie war eine Frau, die sich in schwierigen Lagen glänzend bewährte. »Wir reiten in Nevers über die Brücke, dann weiter in Richtung Bourges und La Rochelle. In der Vendee sind wir am sichersten aufgehoben.«
    »Es wäre zu überlegen, ob wir statt der großen Hafenstadt nicht besser ein kleines Fischerdorf zum Ziele nehmen sollten«, gab Marie zu bedenken.
    »Das ist höchstwahrscheinlich richtig. Aber darüber können wir uns noch immer schlüssig werden, wenn wir uns der Küste nähern.«
    »Gut.«
    Obgleich sie stets zu Ratschlägen bereit war, wußte sie doch den Wert einer einheitlichen, bestimmten Führung zu würdigen.
    »Wie steht es mit deinen Wertsachen?« fragte Hornblower. »Ich habe meine Brillanten hier in der Satteltasche.« Während sie noch sprach, erschien der Graf, auch er gestiefelt und gespornt.
    In der Hand trug er einen kleinen Lederbeutel, in dem es hell klimperte, als er ihn niedersetzte. »Zweihundert Napoleondors«, sagte er.
    »Ich habe ebensoviel bei mir. Wir haben also reichlich Geld.«
    »Aber es wäre entschieden besser, wenn sie nicht so laut klimperten«, sagte Marie. »Ich will noch ein Tuch hineinstopfen.« Felix brachte die Satteltaschen des Grafen und meldete, daß die Pferde bereitstünden. Brown und Annette warteten schon im Hof. »Brechen wir also auf«, sagte Hornblower.
    Der allgemeine Abschiedsschmerz war groß. Die Frauen schwammen alle in Tränen, Annettes hübsches Gesicht war vor Kummer ganz verschwollen und verweint, die Männer, geschult in der stoischen Haltung des herrschaftlichen Dienstes, blieben stumm.
    »Lebe wohl, mein Freund«, sagte der Graf und streckte Felix die Hand hin. Sie waren beide alte Männer und mußten doch sehr damit rechnen, daß sie einander in ihrem Leben nicht wiedersahen.
    Dann ritten sie aus dem Schloßhof hinaus und weiter auf der Straße, die an der Loire entlangführte. Wie zum Hohn herrschte wundervolles Frühlingswetter, die Obstblüten regneten auf sie herab, und der breite Strom glitzerte fröhlich in der Sonne. An der ersten Straßenbiegung kamen die Zinnen und Türme von Nevers in Sicht, an der nächsten war bereits das prächtige Palais Gonzaga zu erkennen. Hornblower streifte das Gebäude mit dem Blick, dann kniff er die Augen zusammen und spähte noch einmal genauer hin. Marie ritt neben ihm, der Graf an ihrer anderen Seite. Er sah sie beide an, als heischte er Bestätigung dessen, was er gesehen hatte.
    »Das ist eine weiße Flagge, dort auf dem Palast, Mylord.«
    »Es sieht so

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