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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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einer solchen Abfuhr sofort verletzt in sein Gehäuse verkrochen wie eine Schnecke. »Sie können sich selbst damit beschäftigen, soviel Sie wollen, Mr. Freeman. Ich für meine Person habe nicht die Absicht, es zu tun.«
    »Danke gehorsamst, Sir Horatio.«
    Wie, klang diese gar zu unterwürfige Antwort nicht fast so, als ob sich der junge Herr da ein klein wenig über ihn lustig machte? War es denkbar, daß dieser Freeman die Frechheit besaß, seinen Vorgesetzten heimlich zu belächeln? Wenn das stimmte, dann konnte es die schlimmsten Folgen für ihn haben.
    Es bedurfte ja nur einer abträglichen Bemerkung über ihn in Hornblowers künftigem Bericht an die Admiralität, und Freeman saß für den Rest seines Lebens im trockenen. Aber kaum schoß Hornblower dieser Gedanke durch den Kopf, da war er sich auch schon darüber im klaren, daß er zu einer solchen Handlungsweise nicht fähig war. Er brachte es einfach nicht fertig, einem tüchtigen Mann nur deshalb die Laufbahn zu verderben, weil er sich nicht sklavischunterwürfig gegen ihn benommen hatte.
    »Die Wassertiefen nehmen schnell ab«, sagte Freeman plötzlich. Sowohl er wie auch Hornblower hatte unterbewußt auf die Zahlen gelauscht, die der Lotgast in den Rüsten aussang.
    »Ich möchte gern wieder wenden, Sir.«
    »Bitte sehr, Mr. Freeman«, sagte Hornblower förmlich. Auf diese Weise krochen sie langsam um Kap de la Heve herum, das dicht außerhalb Le Havre liegt und die Seinemündung im Norden begrenzt. Sie hatten eine winzige Chance, bei Anbruch der Morgendämmerung sowohl in Lee der Flame, als auch zwischen ihr und der französischen Küste zu stehen, so daß jener überhaupt kein Weg offen blieb, auf dem sie entkommen konnte. Und die Nacht schritt immer weiter fort, es dauerte nicht mehr lange, dann wurde es hell.
    »Haben Sie einen zuverlässigen Mann im Topp, Mr. Freeman?«
    »Jawohl, Sir Horatio.«
    Er mußte die Besatzung jedenfalls noch von dem Auftrag unterrichten, den sie hier zu erledigen hatten, obgleich das eine Verletzung des Geheimnisses bedeutete, das diese ganze Meutereiaffäre umgab. Unter gewöhnlichen Umständen bestand kaum je Veranlassung, die Mannschaften ins Vertrauen zu ziehen. Der britische Seemann hatte sich in zwanzig langen Kriegsjahren daran gewöhnt, die Dinge zu nehmen, wie sie kamen. Er schoß auf Franzosen oder Amerikaner oder Holländer, ohne viel über Recht und Unrecht nachzudenken.
    Richtete man allerdings das Ansinnen an ihn, auf ein britisches Kriegsschiff zu schießen, das womöglich immer noch den Kommandowimpel und die Kriegsflagge führte, dann wurde er eben doch aller Voraussicht nach stutzig, wenn er nicht vorher zu wissen bekam, worum es ging. Ein gewissenhafter Offizier würde unter gewöhnlichen Umständen seinen Leuten gegenüber das Wort »Meuterei« niemals in den Mund nehmen. Oder dachte etwa ein Löwenbändiger daran, seine Löwen selbst auf den Gedanken zu bringen, daß sie in Wirklichkeit viel stärker waren als er? - Nun war es schon beinahe Tag.
    »Wollen Sie bitte die Güte haben,›Alle Mann achteraus‹pfeifen zu lassen, Mr. Freeman. Ich möchte die Besatzung sprechen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Die Pfeifen schrillten durch das Schiff, die Freiwache strömte durch den Niedergang an Deck und scharte sich achtern zusammen. Die armen Teufel verloren nun deshalb eine Stunde Schlaf, weil Hellwerden und Wachwechsel dummerweise nicht zusammenfielen. Hornblower sah sich für seine Ansprache nach einem erhöhten Standort um; ein Glattdecker wie die Porta Coeli bot ja nicht die Möglichkeit, vom erhöhten Achterdeck herab zu den auf dem Großdeck angetretenen Leuten zu sprechen. Schließlich schwang er sich auf das Luvschanzkleid und hielt sich mit einer Hand am Großbackstag fest.
    »Männer!« begann er. »Habt ihr euch nicht schon die Frage gestellt, wozu ihr diesmal unterwegs seid?«
    Vielleicht hätten sie das wirklich gern gewußt, aber die schläfrigen, teilnahmslosen Gesichter der Leute, denen man ansah, daß sie noch nicht gefrühstückt hatten, verrieten nichts davon.
    »Habt ihr euch nicht die Frage gestellt, warum ich mit euch unterwegs bin?«
    Ja, weiß Gott, das hätten sie schon lange gern gewußt. Im Mannschaftsdeck liefen sicher die wildesten Gerüchte um, aus welchem Grund man einen ausgewachsenen Kommodore, und zwar nicht einen gewöhnlichen, sondern ausgerechnet den sagenhaften Hornblower, mit einer bescheidenen Brigg von achtzehn Geschützen in See geschickt haben könnte.
    Hornblower

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