Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
vorüberheulen, und Hornblower fand sogar irgendwie Zeit, sich Rechenschaft zu geben, wie verhaßt ihm dieses Geräusch doch war. Sie mußten die Mole runden, befanden sich also noch minutenlang im Feuerbereich dieser Batterie. Einstweilen war weder auf der Brigg noch auf dem Indienfahrer ein Treffer zu beobachten - das Feuer zu erwidern hatte keinen Zweck, da die leichten Sechspfünder auf die schwerbefestigte Batterie doch keinen Eindruck machten, während ihr Mündungsfeuer nur den Standort ihres Schiffes verriet. Er horchte auf die Tiefenmeldungen des Lotgasten, danach dauerte es noch eine ganze Anzahl von Minuten, ehe sie wieder wenden und dann von der Mole ablaufen konnte. Andererseits verging aber auch eine ziemlich lange Zeit, ehe die Batterie mit ihrer zweiten Salve herauskam. Anscheinend hatte Bonaparte seine Küstenbefestigungen von ausgebildeten Kanonieren entblößt, um die Artillerie seiner Armee in Deutschland bemannen zu können. Ungeübte Rekruten aber, die man plötzlich an die Geschütze rief und die obendrein im Dunkel hantieren mußten, waren natürlich alles andere als schnell und geschickt. Da war sie endlich, die zweite Salve, wieder das Blitzen und Donnern wie vorhin, diesmal aber ohne das Geheul eines vorüberfliegenden Geschosses - wahrscheinlich hatten die Kanoniere keinen Anhalt mehr für Seitenrichtung und Erhöhung, was bei dieser Dunkelheit kein Wunder war. Für Hornblower boten die blitzenden Mündungsfeuer eine willkommene Gelegenheit, sein gegißtes Besteck durch eine Peilung nachzuprüfen. Der Ausguckposten vorn am Bug schrie plötzlich laut auf. Hornblower blickte voraus und konnte gerade noch ein dunkles Viereck über der Verschanzung unterscheiden.
    Das Lotsenboot lief der Porta Coeli geradewegs vor den Bug.
    Was man dort sah, war der Oberteil seines Großsegels. Das sollte wohl ein verzweifelter Versuch sein, der Brigg doch noch den Weg zu verlegen.
    »Recht so!« befahl Hornblower dem Rudergänger.
    Der Schwächere war da verkauft! Es gab ein splitterndes Krachen, als Brigg und Lotsenboot Steuerbordbug auf Steuerbordbug einander rammten. Ein Zittern lief durch den Rumpf der Porta Coeli, sie holte einmal langsam über, lief aber unbeirrt ihren Kurs weiter, während das Lotsenboot polternd an ihrer Bordwand entlangscheuerte. Einen Augenblick verfingen sich die beiden Fahrzeuge, rissen sich aber sofort wieder los, und als sie zuletzt voneinander frei kamen, hörte man vom Lotsenboot her ein dünnes, verzweifeltes Schreien. Der Rammstoß mußte den Bug des kleinen Schiffchens eingedrückt haben wie eine Eierschale, und wahrscheinlich drang jetzt das Wasser durch das Leck in Strömen ein. Allmählich erstarb das Geschrei, Hornblower konnte deutlich hören, wie eine der jammernden Stimmen plötzlich gurgelnd erstickte, das war sicher die Stimme eines verzweifelten Schwimmers, dessen Mund sich mit Wasser füllte. Der Indienfahrer hielt immer noch seinen Kurs im Kielwasser der Brigg. »Gerade acht!« rief der Lotgast.
    Jetzt konnte er schon auf den anderen Bug gehen. Als er gerade den Befehl dazu gab, feuerte die Molenbatterie noch einmal eine Salve, die wieder keinen Schaden anrichtete. Ehe die Geschütze nun wieder geladen sein konnten, befanden sie sich schon außerhalb ihres Schußbereichs. »Das war eine ausgezeichnete Leistung, Mr. Freeman«, sagte Hornblower laut.
    »Jeder einzelne Mann der Besatzung hat seine Pflicht hervorragend erfüllt.«
    Irgendwer begann im Dunkeln »Hurra« zu rufen, die Rufe pflanzten sich über das ganze Schiff hin fort, und bald schrieen die Leute wie die Wilden: »Horny! Unser Horny soll leben!« brüllte einer dazwischen, und sofort verdoppelte sich der Lärm.
    Sogar die kleine Prisenbesatzung des Indienfahrers stimmte begeistert ein, sie war achtern im Kielwasser deutlich zu hören.
    Hornblower fühlte plötzlich ein seltsames Stechen in den Augen, dann aber schlug seine Empfindung gleich wieder um, und er schämte sich ein bißchen, daß ihm diese Einfaltspinsel so ans Herz gewachsen waren. Und außerdem...
    »Mr. Freeman«, sagte er in mürrischem Ton, »bitte sorgen Sie dafür, daß die Leute ihren Mund halten.«
    Er hatte alles aufs Spiel gesetzt, nicht nur das Leben, sondern vor allem auch seinen Ruf. Wäre der Plan mißglückt, wäre die Porta Coeli etwa durch einen unglücklichen Treffer bewegungsunfähig geworden und in Feindeshand gefallen, dann hätte sich bestimmt kein Mensch damit aufgehalten, über den tieferen Sinn seines Vorgehens

Weitere Kostenlose Bücher