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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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fortzusetzen.
    Während er in seiner Kammer bei geschlossenem Fenster in die Kleider fuhr, fühlte er seine Haut herrlich glühen. Auch das Zittern hörte nun auf. Durstig trank er den dampfenden Kaffee, den Brown ihm gebracht hatte, und genoß das angenehme und völlig unerwartete Gefühl körperlichen Wohlbehagens, das ihn durchströmte. Froh gestimmt, eilte er wieder an Deck.
    Der Morgen war schon hell geworden, der gekaperte Indienfahrer war beigedreht eine halbe Kanonenschuß- Entfernung in Lee zu erkennen. »Haben Sie Befehle, Sir Horatio?« fragte Freeman, die Hand grüßend am Hut.
    Hornblower ließ seinen Blick rund um die Kimm wandern, um ein bißchen Zeit zu gewinnen. Er hatte seinen Dienst gröblich vernachlässigt, seit dem Erwachen, nein seit dem Schlafengehen hatte er keinen Gedanken mehr an seine Aufgabe gewandt. Eigentlich hätte er jetzt die Prise sofort nach England zurückzuschicken gehabt, aber das konnte er unmöglich tun, ohne ihr einen schriftlichen Bericht mitzugeben. Dabei war ihm der bloße Gedanke an die Abfassung eines solchen Schriftstückes ein Greuel. »Die Gefangenen, Sir«, gab Freeman zu bedenken.
    Mein Gott, ja, die Gefangenen hatte er ganz vergessen. Er mußte sie befragen und schriftlich niederlegen, was sie auszusagen hatten. Hornblower gab sich darüber Rechenschaft, daß er bei allem körperlichen Wohlbefinden dennoch faul war bis in die Knochen - ein seltsames Nebeneinander. »Vielleicht haben sie wirklich eine Menge zu sagen, Sir«, fuhr Freeman erbarmungslos fort. »Der Lotse spricht etwas Englisch, wir hatten ihn gestern Abend in der Offiziersmesse. Er sagt, Boney habe wieder einmal Hiebe bekommen. Bei einem Ort, der Leipzig oder so ähnlich heißt. Er sagt, die Russen würden in einer Woche den Rhein überschreiten. Boney ist schon in Paris.
    Vielleicht ist der Krieg jetzt wirklich bald zu Ende.«
    Hornblower und Freeman sahen einander an. Nun war schon ein volles Jahr vergangen, seit die Welt das Kriegsende erwartete, und manche Hoffnung war im Lauf dieses Jahres erblüht und wieder verwelkt. Und doch, die Russen am Rhein! Die englische Armee, die unten im Süden auf französischem Boden stand, hatte das Napoleonische Reich nicht zerschlagen können; vielleicht gelang es der neuen Invasion, dieses Ziel zu erreichen.
    Man hatte allerdings schon oft vorausgesagt, auch Hornblower selbst hatte es zuweilen getan - die erste Niederlage in offener Feldschlacht werde Bonapartes Ruf der Unbesiegbarkeit und seiner Herrschaft mit einem Schlage ein Ende machen. Darin hatte man sich geirrt, vielleicht täuschte man sich jetzt auch mit den Erwartungen, die man an die jüngsten Invasionen in das Herz des Napoleonischen Reiches zu knüpfen liebte. »Segel in Sicht!« schrie der Ausguck und fügte im gleichen Atem hinzu:
    »Die Flame, Sir.«
    Da lag sie genau wie zuvor, der Morgendunst hatte sich für einen Augenblick zerteilt und zeigte sie kurz dem Blick, dann schlug er wieder vor ihr zusammen. Schließlich vertrieb aber ein frischer Wind auch die letzten Schwaden, so daß die Flame deutlich in Sicht blieb. Da kam Hornblower zu dem Entschluß, mit dem er lange vergeblich gerungen hatte. »Lassen Sie bitte Klarschiff anschlagen, Mr. Freeman, jetzt wollen wir sie herausholen.«
    Das war natürlich das einzig Richtige. Noch während der Nacht, vielleicht eine Stunde nachdem der Indienfahrer weggenommen war, konnten alle französischen Häfen in der näheren Umgebung schon davon Kenntnis haben, daß die britische Brigg mit dem weißen Kreuz im Vormarssegel ein doppeltes Spiel trieb und sich nur als Meutererschiff ausgab. Die Nachricht mochte um Mitternacht auch die Südseite der Seinemündung erreicht haben, wenn der Kurier die Fähre bei Quilleboeuf oder anderswo benutzte. Dann war man überall auf einen neuen Streich des gefährlichen Schiffes gefaßt und erwartete diesen natürlich vor allem hier an der entgegengesetzten Seite der Strommündung. Wenn Hornblower jetzt zögerte, dann gab er den Meuterern Gelegenheit, neuerdings mit Land in Verbindung zu treten und die Lage zu klären. Übrigens mußte sich das Rätsel für die französischen Landbehörden ganz von selbst lösen, sobald sie nur entdeckten, daß jetzt zwei englische Briggs, die Schwesterschiffe waren, in der Seinebucht lagen. Dann blieb den Meuterern sogar die Mühe einer Erklärung erspart. Es war also keine Stunde zu verlieren.
    Das waren alles klare und schlüssige Überlegungen. Und doch..., Hornblower stand auf dem

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