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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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nachzudenken, der darin lag, die Franzosen glauben zu machen, daß die ganze Geschichte von der Meuterei der Flame nur ein geschickt inszenierter Schwindel sei, der der Brigg das Einlaufen in den Hafen ermöglichen sollte. Nein, dann hätte man ganz andere Dinge behauptet. »Für diesen Hornblower«, hätte es geheißen, »war anscheinend die ganze Meuterei nur eine willkommene Gelegenheit, sich zu bereichern. Nur seine Gier nach Prisengeldern hat ihn dazu bewogen, die Porta Coeli sinnlos hinzuopfern, die Meuterer aber ungeschoren zu lassen.« Ja, so hätten sie geredet, und der Augenschein hätte ihre Behauptung bestätigt. Hornblowers Ansehen aber hätte dabei einen Schaden erlitten, der nie wieder gutzumachen war. Er hatte also nicht nur Leben und Freiheit daran gewagt, sondern seine Ehre dazu. Völlig sinnlos hatte er alles aufs Spiel gesetzt, hatte er einem mageren Gewinn zuliebe einen riesigen Einsatz auf den Tisch geworfen. Er war eben ein unverbesserlicher Narr. Mit der Zeit verlief sich diese Welle dunkler Vorstellungen wieder. Wie war es denn gewesen? Hatte er nicht seine Aussichten sorgfältig abgewogen und hatte seine Rechnung nicht gestimmt? Nun konnte es lange dauern, ehe es den Meuterern gelang, die französischen Behörden über die Verwechslung aufzuklären, wenn ihnen das überhaupt noch möglich war. Hornblower konnte sich genau vorstellen, wie in diesem Augenblick die Ordonnanzen über Land jagten, um die Küstenbefestigungen in Honfleur und Caen zu warnen. Dadurch befanden sich aber die Meuterer in einer völlig veränderten Lage: Er hatte ihnen den Rückzug abgeschnitten und hatte obendrein Bonaparte unter seinen Batterien in der Mündung seines wichtigsten Stromes einen glänzend gelungenen Streich gespielt. Dann war da außerdem noch die Prise. Wenn darüber abgerechnet wurde, dann trafen auf seinen Anteil mindestens tausend Pfund. Das war ein schöner Batzen Geld, ein angenehmer, hoch willkommener Zuwachs seines Vermögens, den Barbara und er bestimmt gut gebrauchen konnten.
    Als sich die Erregung der letzten Stunden allmählich legte, fühlte er sich sehr müde. Er war schon im Begriff, Freeman davon zu unterrichten, daß er unter Deck gehen wolle, unterließ es aber, weil es eine unnötige Verschwendung von Worten gewesen wäre. Wenn Freeman ihn nicht an Deck fand, dann mußte er sich ohnehin sagen, daß er in seiner Kammer war.
    Todmüde schleppte er sich unter Deck und zu seiner Koje.

7. Kapitel
    »Mr. Freeman läßt melden, Sir«, sagte Brown, »daß der Tag eben anbricht. Schönes Wetter, Sir. Der Wind hat während der Nacht auf Süd zu West zurückgedreht und weht mit mäßiger Stärke. Wir liegen beigedreht, auch die Prise. Es läuft letzte Flut, Sir.«
    »Schön, schön«, sagte Hornblower und wand sich aus der Koje. Der Schlaf lag ihm noch schwer in den Gliedern, die Kammer schien ihm kalt und dabei doch stickig, obgleich das Heckfenster offen war. »Ich möchte mein Bad haben«, sagte Hornblower mit plötzlichem Entschluß. »Geh hin und laß die Deckwaschpumpe klar machen.« Er fühlte sich schmutzig und konnte keinen Tag länger ohne Bad leben, obwohl man schon November schrieb und im Kanal lag. Als er durch den Niedergang an Deck erschien, fing er ein paar überraschte und scherzhafte Bemerkungen der Leute auf, die die Deckwaschpumpe auftakelten, aber er schenkte ihnen keine weitere Aufmerksamkeit. Er warf den Schlafrock ab, ein verlegener, etwas aufgeregter Seemann richtete im Halbdunkel der Morgendämmerung das Schlauchmundstück auf ihn, während ein anderer die Pumpe bediente. Das bitterkalte Seewasser brannte auf der nackten Haut wie Feuer. Mit wilden Bewegungen sprang, tanzte und wand er sich unter den eisigen Güssen, die ihm den Atem nahmen. Die Matrosen merkten nicht, daß er ihnen Einhalt gebot und spritzten quer über das Deck hinter ihm her, als er zuletzt dem unbarmherzigen Strahl durch Flucht zu entkommen versuchte.
    »Ausscheiden!« schrie er endlich verzweifelt, als er schon halb erfroren und halb ertrunken war. Da hörte der unerbittliche Wassersturz auf. Brown warf ihm das große Handtuch über und frottierte ihm die prickelnde Haut, während er unter der Nachwirkung der Kälte immer noch schaudernd von einem Bein auf das andere hüpfte.
    »Ich wäre eine Woche lang starr vor Kälte, wenn ich das versuchte, Sir«, meinte Freeman, der dem Vorgang höchst interessiert zugesehen hatte. Hornblower sagte nur: »Ja«, und nahm damit Freeman den Mut, das Gespräch

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