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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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bei der Ruderpinne stehen und mittschiffs zwei Mann an jedem der langen Riemen, die wie die Verrückten zerrten, um das Fahrzeug herumzuschwenken.
    Ein weiterer Haufen bediente das Geschütz am Bug, und am Mast stand ein Mann, der ein rotes Taschentuch um den Kopf gebunden hatte. Er stützte sich mit der Hand gegen den Mast, und Hornblower konnte sogar erkennen, wie ihm vor tödlichem Entsetzen die Kinnlade herabsank, so daß sein Mund weit offen klaffte. Dann krachten die Treffer in ihr Ziel. Der Mann mit dem roten Taschentuch war plötzlich weg, verschwunden - vielleicht über Bord gewirbelt, wahrscheinlich aber zu Brei zermalmt. Der schwache Rumpf des Kanonenbootes, das ja nichts anderes war als ein großes Ruderboot, dem man vorn für das Geschütz ein paar Verstärkungen eingebaut hatte, ging gleich in Stücke, seine Bordwände zersplitterten von den Geschossen wie unter den Schlägen eines riesigen Hammers, und das Wasser strömte unter Hornblowers Augen sofort in Massen ein. Die mit größter Senkung der Mündung aus nächster Nähe gefeuerten Schüsse mußten nicht nur die Bordwand, sondern auch den Boden des Kanonenboots durchschlagen haben. Je mehr es nun an Stabilität verlor, desto stärker machte sich das Gewicht des Buggeschützes geltend, so daß zuletzt das Vorschiff unterschnitt, während das Heck noch aus dem Wasser ragte.
    Dann verlor die Kanone ihren Halt und glitt in die Tiefe, das von dem Gewicht befreite Wrack legte sich sogleich wieder auf ebenen Kiel, aber nur für einen kurzen Augenblick, dann kenterte es. Zwischen den treibenden Wracksrücken schwammen ein paar Männer umher. Hornblower warf nun einen Blick nach Backbord. Das andere Kanonenboot war genauso hart getroffen, es hielt sich gerade noch an der Oberfläche, und der Rest seiner Besatzung lag neben ihm im Wasser. Der Führer dieser Kanonenboote war ein ausgemachter Narr, daß er seine gebrechlichen Fahrzeuge dem Feuer eines richtigen, sachgemäß geführten Kriegsschiffes aussetzte, mochte es auch so klein sein wie die Porta Coeli. Kanonenboote taugten eben nur dazu, hilflose, gestrandete oder entmastete Havaristen vollends niederzuzwingen.
    Die Flame, immer noch mit dem Fischlogger längsseit, lag nun dicht voraus.
    »Mr. Freeman, bitte lassen Sie mit Kartätschen laden. Wir wollen bei dem Franzosen längsseit gehen. Zuerst feuern wir eine Breitseite, dann entern wir ihn, gedeckt durch den Qualm.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Freeman wandte sich ab, um der Besatzung seine Befehle zuzurufen. »Mr. Freeman, ich brauche jeden entbehrlichen Mann für die Entermannschaft. Sie selbst bleiben hier an Bord...«
    »Sir!«
    »Sie bleiben hier. Suchen Sie sich sechs gute Leute heraus, mit denen Sie die Brigg in Sicherheit bringen können, falls wir nicht zurückkommen. Ist das klar, Mr. Freeman?«
    »Jawohl, Sir Horatio.«
    Während die Porta Coeli sich dem Franzosen näherte, hatte Freeman noch Zeit genug, alle nötigen Anordnungen zu treffen, und Hornblower fand die Zeit, sich zu seiner eigenen Überraschung klarzumachen, daß er das Wort von dem »nicht zurückkommen« durchaus ernst gemeint hatte. Es war keine bloße Redensart, um etwa die Männer anzuspornen, nein, er, der sich sonst vor einem Schatten fürchten konnte, war jetzt plötzlich erstaunlicherweise fest entschlossen, zu siegen oder zu sterben. Die Männer brüllten wie wild, als sie sich nun dem Franzosen näherten, dessen Name La Bonne Celestine von Honfleur auf dem Spiegel zu lesen stand. An Bord erkannte man blaue Röcke und weiße Hosen, das waren Soldaten. Es stimmte also, daß Bonaparte seine Seeleute zum Heer einziehen mußte, weil ihm dort ausgebildete Artilleristen fehlten, und daß er sie auf den Schiffen durch frisch gemusterte Rekruten ersetzte. Ein Jammer, daß dieses Gefecht nicht weiter draußen in See stattfand, weil dann bestimmt die meisten von ihnen seekrank gewesen wären. »Bring uns längsseit«, sagte Hornblower zum Rudergänger. An Bord der Bonne Celestine herrschte arge Verwirrung. Hornblower beobachtete, wie ein Teil der Leute an die Geschütze ihrer freien Backbordseite rannte. »Ruhe, Männer!« schrie Hornblower. »Ruhe!«
    An Bord der Brigg wurde es plötzlich mäuschenstill, so daß Hornblower kaum die Stimme zu erheben brauchte, um sich auf dem winzigen Oberdeck verständlich zu machen.
    »Ihr Geschützführer sorgt mir gefälligst dafür, daß jeder Schuß sitzt«, sagte er. »Entermannschaften, seid ihr klar, mir zu folgen?« Ein allgemeiner Schrei

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