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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Browns brüllende Stimme, Pistolenschüsse und Säbelgeklirr. Dann trat plötzlich Stille ein. Der Mann, mit dem er eben noch gerungen hatte, lag auf einmal matt und kraftlos über ihm. Dann wurde er weggezogen, und Hornblower stand auf.
    »Sind Sie verwundet, Sir?« fragte Brown.
    »Nein«, antwortete er. Vor ihm lagen drei oder vier Tote, achtern am Ruder stand eine Gruppe französischer Soldaten und dazwischen einige Matrosen. Sie waren alle entwaffnet und wurden von zwei britischen Seeleuten mit gezogener Pistole bewacht. An Deck saß ein französischer Offizier, dem das Blut aus dem Ärmel tropfte und die Tränen über die Wangen liefen - er war noch ein halbes Kind. Hornblower wollte ihn gerade ansprechen, da wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich abgelenkt. »Sir! Sir!«
    Der aufgeregte Rufer war ein ihm unbekannter englischer Seemann, in weißrotgestreiftem Hemd. Er war ganz außer sich vor Erregung und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, daß sein Zöpfchen von einer Seite zur anderen flog.
    »Sir! Ich habe gegen die Froschfresser gekämpft. Ihre Leute können das bezeugen! Ich und die anderen hier!« Damit zeigte er hinter sich auf ein verschüchtertes Häufchen Matrosen, die sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatten, nun aber näher traten. Einige von ihnen stimmten laut in seine Beteuerungen ein, alle aber nickten bestätigend mit dem Kopf. »Meuterer?« fragte Hornblower. In der Hitze des Gefechts hatte er die Meuterei ganz vergessen.
    »Ich bin kein Meuterer, Sir, ich habe nur getan, was mir befohlen wurde, sonst hätten sie mich umgebracht. War es nicht so, Maate?«
    »Zurück da!« donnerte Brown. Die Klinge seines Entermessers war rot von Blut.
    Da rollte sich vor Hornblowers hellsichtigem Blick plötzlich eine Reihe von Zukunftsbildern ab. Er sah das Kriegsgericht vor sich, den Halbkreis der Richter in ihrer glitzernden Gala, vor ihnen die gequälten Gefangenen, arme, eingeschüchterte Wesen, die der Verhandlung, in der es für sie um Leben oder Tod ging, aufmerksam, aber nur halbverstehend folgten, dann endlich sich selbst, wie er als Zeuge seine Aussage machte und sich gewissenhaft an jedes einzelne Wort zu erinnern trachtete, das auf beiden Seiten gefallen war. Ein einziges solches erinnertes Wort mochte die Frage: Peitsche oder Strick entscheiden.
    »Nehmt diese Leute fest!« stieß er hervor. »Nehmt sie unter Bewachung.«
    »Sir! Sir!«
    »Nichts da! Schluß damit!« fuhr Brown sie an.
    Erbarmungslose Hände zerrten die Widerspenstigen trotz ihres Einspruchs hinweg.
    »Wo sind die übrigen Meuterer?« fragte Hornblower. »Unter Deck, Sir, nehme ich an«, sagte Brown. »Ein paar von den Frenchies sind auch unten.«
    Merkwürdig, wie oft es geschah, daß eine geschlagene Besatzung sich unter Deck flüchtete. Hornblower war für seine Person ehrlich überzeugt, daß er sich lieber an Deck der Raserei eines außer Rand und Band geratenen Siegers entgegenstellen würde, ehe er feige in der finsteren Enge des Zwischendecks die Waffen streckte. Da drang ein lauter Anruf von der Porta Coeli an sein Ohr.
    »Sir Horatio!« rief Freemans Stimme, »wenn wir die Schiffe nicht bald in Fahrt setzen, werden wir alle auf Grund geraten.
    Ich bitte um Erlaubnis, loswerfen und Segel setzen zu dürfen.«
    »Warten Sie!« antwortete ihm Hornblower.
    Er sah sich um. Da lagen die drei Schiffe nebeneinander festgemacht, hier, dort, überall gab es Gefangene unter Bewachung. Sowohl auf der Flame als auch auf der Bonne Celestine wimmelte es unter Deck von Leuten, deren man sich noch nicht bemächtigt hatte, wahrscheinlich war ihre Gesamtzahl viel größer als die seiner eigenen Mannschaft.
    Plötzlich vernahm er unter seinen Füßen einen schlitternden Krach, dem lautes Schreien und Wehklagen folgte. Die Flame erzitterte unter dem heftigen Schlag, der sie getroffen hatte.
    Natürlich, er hatte ja vor kaum einer Sekunde einen Schuß gehört, ohne weiter darauf zu achten. Er blickte sich suchend um. Die beiden überlebenden Kanonenboote lagen ein paar Kabellängen entfernt »auf Riemen«, ihr Bug zeigte auf die nebeneinander liegenden Schiffe. Hornblower konnte sich denken, daß sie schon auf flachem Wasser lagen und dadurch für jeden Angriff von seiner Seite so gut wie unerreichbar waren. Wieder löste sich von einem der Kanonenboote ein Ballen Rauch, wieder krachte es entsetzlich unter Deck, wieder hallten Schreie auf. Diese Vierundzwanzigpfünder-Kugeln durchschlugen wahrscheinlich das ganze Schiff glatt

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