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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Majestät. »Sir 'Oratio«, sagte der Herzog mit freundlicher Wärme - offenbar war es ihm auch während eines Menschenalters im Exil nicht gelungen, der Schwierigkeiten Herr zu werden, die den Franzosen beim Aussprechen von Hauchlauten zu befallen pflegen. Er sah sich um. »Ah!
    Frankreich, herrliches Frankreich!«
    Dabei konnte sich Hornblower wirklich kaum etwas weniger Herrliches vorstellen als die Wasserfront von Le Havre bei diesem steifen Nordost. Immerhin, der Herzog hatte es sicher ehrlich gemeint, und für die Nachwelt nahmen sich diese Worte bestimmt gut aus. Vermutlich waren sie ihm von den feierlich aussehenden, uniformierten Würdenträgern seines Gefolges eingeprägt worden, die ihm jetzt über die Laufbrücke nachkarren. Einen von ihnen bezeichnete der Herzog persönlich - als Monsieur... Hornblower konnte den Namen nicht verstehen - und Chevalier d'Honneur. Dieser Herr stellte dann seinerseits den Stallmeister und den militärischen Adjutanten vor.
    Im Winkel seines Gesichtsfeldes konnte Hornblower erkennen, wie sich die hinter ihm versammelten Beamten eben aus ihrer gemeinsamen Verbeugung wieder aufrichteten. Ihre Hüte behielten sie aber auch weiterhin vor dem Leib.
    »Aber ich bitte Sie, meine Herren, bedecken Sie sich doch«, sagte der Herzog. Da verschwanden alle die Grauköpfe und Glatzen schleunigst unter den Hüten, mit denen sich die dankbaren Würdenträger gegen die beißende Winterkälte schützten.
    Anscheinend klapperte auch der Herzog vor Kälte mit den Zähnen. Hornblower warf einen raschen Blick auf Hau und Lebrun, die einander mit der Miene gelassener Höflichkeit wegstießen, weil jeder ihm und dem Herzog am nächsten sein wollte, und entschloß sich kurzerhand, die weiteren Vorstellungen auf das Allernotwendigste zu beschränken und das umständliche Programm, das Hau und Lebrun ihm vorgelegt hatten, ganz einfach außer acht zu lassen. Es hatte wirklich keinen Sinn, wenn der Bourbonenprinz, den man ihm herübergeschickt hatte, womöglich gleich an Lungenentzündung starb. Momas mußte er natürlich vorstellen - der Name des Barons würde ja der Geschichte angehören, und nach ihm Bush, als ältesten Seeoffizier -, einen aus jedem Land, das versinnbildlichte gleichzeitig ihr Bündnis. Außerdem war das wieder etwas für Bush, der jeden Lord verehrte und jede Königliche Hoheit anbetete. Der Herzog würde sicher in Bushs Liste persönlicher Erinnerungen, an deren Spitze der Zar aller Russen stand, einen Ehrenplatz einnehmen. Hornblower wandte sich um und winkte nach den Pferden, der Stallmeister eilte hinzu, um den Steigbügel zu halten, und der Herzog schwang sich in den Sattel. Er war, wie alle Angehörigen seines Hauses, ein geborener Reiter. Hornblower bestieg den ruhigen Gaul, den er für sich selbst bestimmt hatte, und die anderen folgten seinem Beispiel, einige der Zivilisten fühlten sich dabei durch den ungewohnten Säbel etwas behindert. Der Weg bis zur Kirche »Unserer Lieben Frau« war kaum eine viertel Meile lang, und Lebrun hatte dafür Sorge getragen, daß jeder Meter dieses Weges dem Bourbonen ein Willkommen entbot. Aus jedem Fenster wehten weiße Fahnen, und über die Auffahrt zum Westportal der Kirche spannte sich ein Triumphbogen aus weißen Lilien. Aber die Hochrufe der Menge hatten in dem schneidenden Wind einen dünnen Klang, und der Festzug, in dem jedermann vornübergebeugt einherkam, um sich gegen die Kälte zu schützen, vermochte wohl auch nicht viel Begeisterung zu wecken. Die Kirche bot endlich ein dankbar begrüßtes Obdach - Hornblower verglich es in Gedanken mit dem Obdach, das sie im übertragenen Sinne allen Sündern gewährt, aber im nächsten Augenblick nahmen ihn schon wieder seine Pflichten in Anspruch. Er nahm seinen Sitz hinter dem Herzog ein, Lebrun war mit Absicht so gesetzt worden, daß Hornblower ihn beobachten konnte und sah, was er jeweils zu tun hatte, wann er stehen, wann er knien mußte. Es war nämlich das erstemal, daß er eine katholische Kirche betrat und einem katholischen Gottesdienst beiwohnte. Deshalb bedauerte er auch ein bißchen, daß er geistig zu sehr in Anspruch genommen war, um alles um sich her so genau beobachten zu können, wie er es gern getan hätte. Die Gewänder und der uralte Ritus hätten ihn sicher angesprochen, aber er ließ sich immer wieder durch die Frage ablenken, welche Druckmittel dieser Lebrun angewandt haben mochte, um die zelebrierende Geistlichkeit zu dieser Herausforderung Bonapartes zu bewegen.

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