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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Schatz!«
    Hornblower setzte alles daran, daß seine Antwort herzlich klang, dabei unterdrückte er das starke Bedürfnis, sich in sich selbst zurückzuziehen, das ihn in diesem Augenblick befiel, weil ihm seine telepathische Feinfühligkeit gerade eine Gefahr signalisiert hatte. »Ich kann es noch kaum glauben, daß du wirklich hier bist, mein Lieb.«
    Das war die volle, aufrichtige Wahrheit, es tat ihm wohl, sie auszusprechen, weil ihn das innerlich entspannte. Er schloß sie in die Arme und sie küßten sich. Als ihre Lippen sich trennten, fühlte Barbara den Stich aufsteigender Tränen.
    »Castlereagh entschied kurz vor seiner Abreise ins Hauptquartier der Verbündeten, daß die Herzogin ihrem Mann hierher nachkommen sollte«, erklärte sie. »Da habe ich gefragt, ob ich mich anschließen dürfte.«
    »Ich bin glücklich, daß du es getan hast.«
    »Castlereagh sagt, sie sei von dem ganzen Haus Bourbon der einzige Mann.«
    »Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Behauptung stimmte.« Erst jetzt begannen sie wieder, den Gleichklang ihrer Herzen zu fühlen. Es kostete ihren stolzen Seelen jedes Mal ein Opfer, sich einzugestehen, daß sie einander brauchten. Wieder küßten sie sich, und Hornblower fühlte, wie sich ihr Körper in seinen Armen entspannte. Da klopfte es an die Tür, deshalb machten sie sich voneinander los. Es war Brown mit einem halben Dutzend Matrosen, die Lady Barbaras Koffer angeschleppt brachten. Hebe, Barbaras kleine Negerzofe, zögerte erst ängstlich auf der Schwelle, ehe sie sich mit dem Gepäck ins Zimmer wagte. Barbara trat vor den Spiegel und machte sich daran, Hut und Mantel abzulegen. »Der kleine Richard«, sagte sie in ungezwungenem Gesprächston, »ist fröhlich und guter Dinge. Er redet ununterbrochen und hat immer noch seine alte Leidenschaft für das Graben. Seine Ecke im Garten sieht aus, als ob dort ein ganzes Heer von Dachsen an der Arbeit wäre. Dort im Koffer habe ich ein paar Zeichnungen von ihm. Ich habe sie für dich aufgehoben, obwohl man kaum sagen kann, daß sie besondere künstlerische Anlagen verraten.«
    »Ich hätte mich auch gewundert, wenn sie es täten«, sagte Hornblower und setzte sich auf einen Stuhl.
    »Vorsicht mit dieser Handtasche!« mahnte Brown einen der Matrosen. »Oder glaubst du vielleicht, du hast es mit einem Faß Salzfleisch zu tun? Sachte jetzt! Wo dürfen wir die Koffer Ihrer Ladyschaft hinstellen?«
    »An die Wand hier, bitte«, sagte Barbara. »Hier sind die Schlüssel, Hebe.«
    Es war ein unfaßbares, unnatürliches Wunder, daß er hier saß und Barbara zusah, wie sie vor dem Spiegel hantierte, während Hebe die Koffer auspackte, hier in dieser Stadt, die seinem Befehl als Militärgouverneur unterstand. Aber es bildete sich dadurch ein Zustand, der sich in der Enge seiner männlichen Vorstellungswelt nicht unterbringen ließ und daher beunruhigend wirkte. Zwanzig Jahre Bordleben hatten ihm in diesen Dingen eben doch starre Auffassungen anerzogen. Nein, alles zu seiner Zeit und am richtigen Platz.
    Hebe stieß einen leisen, sogleich unterdrückten Schrei aus.
    Hornblower sah gerade noch, wie Brown mit den Matrosen einen zornigen Blick wechselte. Offenbar litten diese, was die Auswahl von Ort und Zeit betraf, keineswegs unter seinen Hemmungen, da sie selbst diesen Augenblick für passend hielten, Hebe mit einem listigen Kniff zu bedenken. Aber Brown würde mit den Kerlen schon fertig werden, darauf konnte er sich verlassen, er als Kommodore und Gouverneur konnte sich da nicht gut selbst einmischen. Kaum war Brown mit seinem Arbeitskommando endgültig verschwunden, da erschienen, durch Klopfen angekündigt, hintereinander gleich eine ganze Reihe von Besuchern. Als erster trat ein Kammerherr ein und überbrachte den herzoglichen Befehl, daß die Gäste zum abendlichen Diner in großer Toilette und mit gepuderten Haaren zu erscheinen hätten. Hornblower stampfte wütend mit dem Fuß, er hatte sich keine dreimal in seinem Leben den Kopf gepudert und kam sich dabei jedes Mal vor wie ein Hanswurst.
    Gleich darauf erschien Hau. Ihn beschäftigten, wenn auch in anderer Form, die gleichen Fragen, die Hornblower selbst so unangenehm waren. Unter welchem Titel sollte die Verpflegung für Lady Barbara und ihre Zofe verbucht werden? Wo sollte die Zofe Quartier bekommen? Hornblower schlug ihn mit dem Befehl in die Flucht, seine Nase selbst in die Bestimmungen zu stecken und einen geeigneten Paragraphen in Anwendung zu bringen. Barbara bog gerade mit

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