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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Wenn Bush die Wahl gehabt hätte, dann wäre er wahrscheinlich am liebsten auf See gestorben, niedergestreckt von einer Kugel im Kampf Schiff gegen Schiff, wenn dieser den Höhepunkt der Entscheidung erreicht hatte und der Sieg errungen war. Bush wollte bestimmt nicht anders begraben sein als eingenäht in seine Hängematte, eine Rundkugel zu Füßen und eine zu Häupten. Dann, wenn die Gräting sich neigte und die Hängematte unter der Kriegsflagge hervor in die See rauschte, sollten ein paar tapfere Seeleute eine Träne zerdrücken. Und das Schiff, sein geliebtes Schiff, sollte sich unterdes beigedreht, mit backgebraßten Marssegeln über der Tiefe wiegen, in die er versank. Es war ein schauerlicher Hohn des Schicksals, daß gerade dieser Mann bei einer nebensächlichen Plänkelei am Flußufer sein Ende fand und zu blutigen, unkenntlichen Fetzen zerrissen wurde.
    Und doch, spielte es denn überhaupt eine Rolle, wie er gestorben war? Er hatte gelebt und im nächsten Augenblick war er tot, das war ein glückliches Ende. Viel größer war die Ironie, die darin lag, daß es ihn noch jetzt, nach zwanzig Jahren härtesten Krieges, getroffen hatte. Der Friede zeigte sich zwar erst am fernen Horizont, aber er war eben doch schon in Sicht.
    Die verbündeten Armeen näherten sich Paris, Frankreich blutete sich rasch zu Tode, und die verbündeten Regierungen traten bereits zusammen, um über die Friedensbedingungen zu beraten.
    Hätte Bush dieses eine, letzte Gefecht überlebt, dann hätte er lange Jahre hindurch den Segen des Friedens genießen dürfen.
    Als Kapitän zur See hätte er mit seiner Pension ein gesichertes Auskommen gehabt, und die Liebe seiner Schwestern hätte ihm das Leben verschönt. Bush hätte diese Annehmlichkeiten sicher genossen, und wenn es nur aus dem Grunde war, weil er wußte, daß alle vernünftigen Menschen sich über den Wert von Frieden und Sicherheit einig waren. Wenn Hornblower diesen Gedanken nachging, wurde ihm immer schmerzlicher klar, wie viel er persönlich verloren hatte. Er hätte nie geglaubt, daß er um einen Menschen so trauern konnte wie jetzt um Bush.
    Der Parlamentär mit Quiots Brief war eben erst gegangen, und Dobbs bemühte sich noch eifrig, aus ihm herauszuholen, welchen Eindruck die französischen Truppen auf ihn gemacht hatten, da kam Howard hereingestürzt.
    »Korvette Gazelle läuft soeben ein, Sir. Führt die Bourbonenflagge im Großtopp und gibt Signal:›Habe an Bord Herzogin von Angouleme!‹«
    »Ach nein!« sagte Hornblower. Sein Geist raffte sich mühsam aus der müden Gleichgültigkeit auf, die ihn wie mit Fesseln band. »Melden Sie es dem Herzog! Und setzen Sie Hau in Kenntnis. Sagen Sie ihm, er soll sich um den Salut kümmern.
    Ich werde sie wohl mit dem Herzog zusammen auf dem Kai begrüßen müssen. Brown! Brown! Den Galarock! Den Säbel!«
    Draußen herrschte feuchtes, mildes Wetter, das den kommenden Frühling ahnen ließ. Langsam warpte sich die Gazelle an den Kai, und wieder rollte der Salut donnernd über den Hafen, genau wie damals, als die Königliche Hoheit ankam.
    Der Herzog und seine Umgebung standen in fast militärischer Ordnung auf dem Kai, und an Bord der Gazelle bemerkte man eine Gruppe von Frauen in langen Mänteln, die darauf warteten, daß man die Laufbrücke herübergab. Nach der bourbonischen Hofetikette schienen alle lebhafteren Gefühlsäußerungen strengstens verpönt zu sein. Hornblower stand mit seinem Stab schräg hinter der Gruppe des Herzogs und stellte fest, daß weder die Männer auf dem Kai noch die Frauen an Deck einander einen Willkommengruß zuwinkten. Eine einzige Frau, die am Kreuzmast stand, winkte mit dem Taschentuch. Das war ein kleiner Trost. Es gab also doch wenigstens einen einzigen Menschen, der sich den stoischen Vorschriften dieser Etikette nicht fügen wollte. Wahrscheinlich, so überlegte er, war das irgendein Serviermädchen oder eine Zofe, die unter den Soldaten auf dem Kai ihren Freund entdeckt hatte.
    Nun kam die Herzogin mit ihrem Gefolge über die Brücke.
    Der Herzog ging ihr zur Begrüßung die vorgeschriebene Zahl von Schritten entgegen. Die Herzogin sank in den vorgeschriebenen Knicks, und der Herzog hob sie mit der vorgeschriebenen huldvollen Geste zu sich empor. Dann berührten sich ihre Wangen in der vorgeschriebenen Umarmung. Nun war die Reihe an Hornblower, vorzutreten und vorgestellt zu werden. Er beugte sich über die behandschuhte Hand, die auf seinem erhobenen Unterarm lag. »Sir 'Oratio, Sir

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