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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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'Oratio!« rief die Herzogin.
    Hornblower richtete sich auf und begegnete dem Blick der blauen Bourbonenaugen. Die Herzogin war eine schöne Frau und mochte etwa dreißig Jahre zählen. Offenbar hatte sie ihm etwas sehr Dringliches mitzuteilen, schien aber unfähig, es zu sagen, als wäre ihre Zunge gefesselt. Die Regeln der Etikette hatten einen solchen Fall wahrscheinlich nicht vorgesehen.
    Endlich machte sie eine aufgeregte Geste mit dem Arm und sah sich um, als wollte sie Hornblowers Aufmerksamkeit auf jemand lenken, der hinter ihr stand. Dort stand eine Frau ganz allein, etwas abseits von den Kammerfrauen und Dames d'Honneur - Barbara! Hornblower mußte zweimal hinschauen, ehe er seinen Augen traute. Sie trat lächelnd auf ihn zu und er ging ihr mit ein paar langen Schritten entgegen - während er das tat, schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, daß es nicht erlaubt war, den Hoheiten den Rücken zu kehren, aber er schlug all diese dummen Rücksichten in den Wind - und dann lag sie in seinen Armen. Ein Sturm von Gedanken überfiel ihn, als sie ihre vom Seewind eiskalten Lippen auf die seinen drückte. Es war gescheit von ihr, daß sie gekommen war, so sagte er sich, obgleich er es sonst immer schärfstens mißbilligt hatte, wenn Kommandanten und Admirale zu dienstlichen Unternehmungen ihre Frauen mitnahmen. Da die Herzogin hier war, erschien es ihm sogar durchaus zweckmäßig, daß er Barbara auch hier hatte.
    Das machte er sich blitzartig klar, ehe noch seine wärmeren menschlichen Gefühle an die Oberfläche gedrungen waren. Ein mahnendes Räuspern Haus, der hinter ihm stand, sagte ihm, daß er die ganze Empfangszeremonie aufhielt. Deshalb nahm er hastig seine Hände von Barbaras Schultern und trat etwas verlegen zurück. Die Wagen warteten schon.
    »Sie fahren mit dem Herzogpaar, Sir«, flüsterte ihm Hau mit heiserer Stimme zu.
    Die Wagen, die man in Le Havre aufgetrieben hatte, waren gerade keine Meisterstücke des Karossenbaus, aber sie erfüllten immerhin ihren Zweck. Der Herzog und die Herzogin hatten Platz genommen. Hornblower half Barbara beim Einsteigen und nahm dann selbst neben ihr Platz. Sie saßen mit dem Rücken zu den Pferden. Unter Hufgeklapper und kräftigem Gequietsche der Räder ging es durch die Rue de Paris.
    »War das nicht eine hübsche Überraschung, Sir 'Oratio?« fragte die Herzogin.
    »Eure Königliche Hoheit waren allzu gütig«, sagte Hornblower. Die Herzogin beugte sich vor und legte ihre Hand auf Barbaras Knie. »Sie haben eine sehr schöne und sehr gebildete Frau«, sagte sie. Der Herzog neben ihr setzte sein übergeschlagenes Bein neben das andere und ließ ein gereiztes Hüsteln hören. Die Herzogin ging ihm wohl für eine Königstochter und künftige Königin von Frankreich in ihrer Herablassung etwas zu weit.
    »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise«, sagte der Herzog zu seiner Frau gewandt. Hornblower fragte sich in einer Anwandlung boshafter Neugier, ob es überhaupt Augenblicke gab, in denen er ihr anders als mit dieser starren Förmlichkeit begegnete., »Wir werden über die Erinnerung daran hinwegkommen«, sagte die Herzogin lachend.
    Sie war ein stolzes, bezauberndes Geschöpf und kannte sich nicht vor Erregung über dieses neue Abenteuer. Ihre Kindheit hatte sie als Prinzessin am glanzvollsten Königshof von ganz Europa verlebt, ihre erste Jugend als Gefangene der Revolution.
    Ihre Eltern, der König und die Königin, hatten unter der Guillotine geendet, ihr Bruder war im Gefängnis gestorben. Sie selbst war dann gegen eine Anzahl gefangener Generale ausgetauscht worden, und hatte ihren Vetter geheiratet. Danach war sie als Frau des Erben eines mittellosen, aber um so stolzeren Thronanwärters von Hof zu Hof durch ganz Europa gewandert. Alle diese Erfahrungen hatten einen warmherzigen Menschen aus ihr gemacht, - oder sollte man nicht vielmehr annehmen, daß die Etikette und die schäbige Eleganz all der Fürstenhöfe ihrem echten Monarchentum trotz allem nichts hatten anhaben können? Sie war der einzige, überlebende Sproß Marie-Antoinettes, deren persönlicher Zauber, deren lebhaftes Wesen und deren unbedachte Geradheit fast sprichwörtlich gewesen waren. Dieser Umstand mochte manche Eigenschaft an ihr erklären. Da hielten sie schon vor dem Rathaus, man mußte aussteigen. Ein Marinedreimaster war ein höchst unhandliches Möbel, wenn man ihn unter dem Arm halten und gleichzeitig Damen beim Aussteigen behilflich sein sollte. Später war noch ein Empfang

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