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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Ein Seemann durfte ohne große Förmlichkeiten kommen und gehen, wenn die Führung des Schiffes solches verlangte. Caudebec war am Ende der geraden Flußstrecke in Sicht, die Schiffe kamen rasch näher, es dauerte nur noch Minuten, dann erübrigte sich sogar das Glas, das Hornblower jetzt noch auf das kleine Städtchen gerichtet hielt.
    Die Explosion, bei der Bush ums Leben gekommen war, hatte Zerstörungen verursacht, die sofort in die Augen fielen. Die Häuser waren sechs bis acht Fuß über dem Boden glatt wegrasiert, nur die massiv gebaute Kirche hatte dem gewaltigen Druck einigermaßen Widerstand geleistet. Allerdings war ihr Dach gleichfalls weggerissen, und die Fenster waren eingedrückt. Der lange, hölzerne Kai war ganz zerstört, längsseits von ihm ragten ein paar geschwärzte Wracktrümmer aus dem Wasser. Ein einzelnes Geschütz, ein Vierundzwanzigpfünder auf Transportlafette, stand am Ufer über dem Kai, das war alles, was von Quiots Belagerungspark übriggeblieben war. Nur wenige Leute ließen sich am Ufer blicken, sie starrten verwundert den beiden vorübersegelnden Kriegsschiffen nach.
    »Ein scheußlicher Anblick, Sir«, bemerkte Freeman, der neben ihm stand. »Ja«, sagte Hornblower.
    Hier also war Bush gefallen. Hornblower gedachte in ehrerbietigem Schweigen seines toten Freundes. Wenn der Krieg zu Ende war, wollte er hier am Flußufer über dem Kai ein kleines Denkmal errichten lassen. Er verstieg sich sogar zu dem Wunsch, daß der zerstörte Ort nie wieder aufgebaut werden möchte, weil seine Trümmer am sichtbarsten an Bushs Tod erinnerten - diese Trümmer, ja, oder eine ganze Pyramide von Totemschädeln.
    »Großschot! Vorschoten!« brüllte Freeman über das Deck hin. Sie waren am Ende der langen Geraden angelangt und begannen den weiten Bogen nach Steuerbord. Mit einer Brigg in einem engen Fluß zu halsen, war gewiß kein Kinderspiel. Die dichtgeholten Segel kamen mit donnerndem Knallen über, als der Rückwind von den Uferhöhen einfiel. Das eigene Fahrtmoment half der Brigg an dieser Stelle weiter, langsam durchlief sie den Bogen des Flusses und kam dabei immer höher an den Wind. Durch Abfieren der Großschot erhielt sie anfangs noch einmal etwas Fahrt und Steuer, aber dann wurden die Schoten gleich wieder angeholt, dichter und immer dichter, je weiter es um die Biegung herumging, bis sie schließlich hoch am Wind auf einem Kurs lag, der dem bis Caudebec gesteuerten fast entgegengesetzt war. So lief sie in die neue Gerade ein, die sich jetzt vor den Blicken auftat. Da trat Hau neben Hornblower.
    »Monseigneur wünscht zu erfahren«, sagte er, »ob Ihre Aufgabe hier an Deck sehr dringender Natur ist. Seine Königliche Hoheit möchte einen Trinkspruch ausbringen und würde es begrüßen, wenn Sie in das ausgebrachte Hoch einstimmen könnten.«
    »Gut, ich komme«, sagte Hornblower.
    Er warf noch einen letzten Blick auf Caudebec, das soeben hinter der Biegung verschwand, und eilte dann unter Deck.
    Schräge Sonnenstrahlen, die durch die offenen Pforten hereinfielen, schnitten durch den großen, improvisierten Kajütraum. Als Angouleme ihn eintreten sah, erhob er sich von seinem Stuhl, unter den niedrigen Deckbalken konnte er nur in gebückter Haltung stehen.
    »Ich trinke auf das Wohl Seiner Königlichen Hoheit, des Prinzregenten!« sagte er und hob dabei sein Glas. Die ganze Gesellschaft tat ihm Bescheid. Dann richteten sich aller Blicke auf Hornblower. An ihm war es nun, die richtige Antwort zu finden.
    »Seine Allerchristlichste Majestät!« rief Hornblower. Dann, als auch diese Zeremonie beendet war, erhob er sein Glas sogleich ein zweites Mal. »Seiner Allerchristlichsten Majestät Regent in der Normandie, Monseigneur, Seine Königliche Hoheit der Herzog von Angouleme!« Dieser dritte Toast wurde unter allgemeinem lautem Beifall getrunken. Es lag ein Zug von fast peinvoller Dramatik darin, daß sie hier ruhig unter Deck bei Tisch saßen und einander zutranken, wahrend draußen ein Kaiserreich in Trümmer ging. Die Porta Coeli segelte unterdes so hoch am Wind, wie sie anliegen konnte, das sagte ihm die Lage des Schiffes unter seinen Füßen und das besondere, bezeichnende Rauschen des an der Bordwand entlangströmenden Wassers. Es fiel Freeman dort oben an Deck bestimmt nicht leicht, sich bis zur nächsten Biegung hochzukneifen - er hatte schon vorhin, bevor er unter Deck ging, gesehen, daß die Strecke, die sie eben durchführen, obendrein etwas nach Luv gebogen war und dazu zwang,

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