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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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immer höher an den Wind zu gehen. Hornblower hörte, wie Freeman wieder einen neuen Befehl ausrief, und verzehrte sich immer mehr vor Unruhe und Ungeduld. Er kam sich hier unten vor wie in einer Kindergesellschaft, bei der man sich sorglos unterhielt, während die Erwachsenen draußen der Aufgabe oblagen, die Welt in Ordnung zu halten. Endlich hielt er es nicht mehr aus, er machte wieder seine Entschuldigung heischende Verbeugung und schlüpfte hinaus, um an Deck zu gehen. Es war genau, wie er es sich gedacht hatte. Die Porta Coeli lag mit dichten Schoten so hoch am Wind, wie es nur eben ging, nein, fast schon höher, als sie es vertrug. Ein zitterndes Killen lief über ihre Segel, und ihr Fortgang war nur noch ganz langsam und träge. Dabei war bis zur erlösenden Rückbiegung nach Osten noch gut eine halbe Meile zurückzulegen. Freeman sah zu den schlagenden Segeln hoch und schüttelte den Kopf. »Sie werden es mit ein paar Aufschießern versuchen müssen, Mr. Freeman«, sagte Hornblower. Hier in diesem engen Flußlauf einen Kreuzschlag zu machen, schien ihm denn doch zu gewagt, obwohl sie den Flutstrom immer noch mit sich hatten. »Aye, aye, Sir«, sagte Freeman.
    Eine kurze Sekunde schätzte er den zur Verfügung stehenden Raum, auch die Männer an den Schoten waren sich über die Schwierigkeit des bevorstehenden Manövers völlig im klaren und harrten gespannt der raschen Folge von Befehlen, die zu seiner Durchführung gehörten. Jetzt fiel Freeman für einen kurzen Augenblick ab, daß die Segel sich füllten und das Schiff gute Fahrt bekam. Das brachte ihn allerdings rasch in bedrohliche Nähe des Leeufers. Dann hieß es: Schoten dicht; mit Luvruder schoß die Porta Coeli in den Wind und gewann damit ein paar Meter Luv, während allerdings gleichzeitig die eben gewonnene Fahrt fast ganz wieder verloren ging. Nun wurden die Schoten wieder geschrickt und das Ruder ein klein wenig aufgelegt, so daß sie wieder Fahrt gewann. Sie lag wieder hart am Wind und näherte sich dabei neuerdings merklich dem Leeufer. »Gut gemacht«, sagte Hornblower. Er wollte noch hinzufügen, daß es besser sei, das nächste mal nicht so lange mit dem Manöver zu warten. Aber er sah, wie Freeman schon wieder die Entfernung schätzte, und kam zu dem Ergebnis, daß eine solche Mahnung unnötig war. Freeman hatte selbst eingesehen, daß es zwecklos war, durch übermäßige Höhe die Fahrt zu opfern. Sobald die Segel schlugen, legte er jetzt Ruder, um abzuhalten und das Manöver von vorhin zu wiederholen.
    Diesmal traf er es so günstig, daß er mit dem Aufschiesser fast die volle Breite des Flusses an Luv gewann. Mit einem Blick nach achtern überzeugte sich Hornblower, daß die Flame genau dem Beispiel ihres Schwesterschiffes folgte. Das Leeufer schien ihnen geradezu entgegenzueilen, es war gleich wieder Zeit, den Aufschiesser zu wiederholen. Aber Hornblower stellte doch erleichtert fest, daß die nächste Biegung beruhigend näher kam.
    In diesem Augenblick erschien im Niedergang der Kopf des Herzogs, der mühsam die schmale Treppe hochgeklettert kam, und alsbald ergoß sich auch der Schwarm der fürstlichen Gesellschaft wieder über das Deck. Freeman warf einen verzweifelten Blick auf Hornblower, und der faßte sofort den nötigen Entschluß. Er fixierte den Nächstbesten der Höflinge - zufällig war es der Stallmeister - mit einem Blick, der jenem das Scherzwort verschlug, das er der Dame an seiner Seite zugedacht hatte. »Es stört, wenn Seine Königliche Hoheit und dero Gefolge sich jetzt an Deck aufhalten«, sagte Hornblower laut und vernehmlich. Das heitere Geplauder verstummte wie abgeschnitten, Hornblower blickte in schmollende Gesichter und mußte schon wieder an Kinder denken, verwöhnte Kinder, denen man etwas abschlägt, was sie sich in den Kopf gesetzt hatten.
    »Die Führung des Schiffes duldet zur Zeit keine Ablenkung«, fuhr Hornblower fort, um niemand im Zweifel zu lassen, warum er das Deck geräumt haben wollte.
    Da hörte man auch schon Freeman den Männern an den Schoten neue Befehle zurufen.
    »Schön, Sir 'Oratio«, sagte der Herzog. »Meine Damen, meine Herren, kommen Sie!«
    Er blies mit aller Haltung zum Rückzug, die in dieser Lage aufzubringen war, nur der letzte der Hofschranzen wurde etwas unsanft in den Niedergang befördert, weil er den mit ihren Enden über Deck rennenden Seeleuten ungeschickt in die Quere kam.
    »Fall ab!« sagte Freeman zum Rudergänger. Nun hatte er wieder eine kurze Atempause,

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