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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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förmlich auf ihn ein, er dachte an das Chateau de Gracay, an die Flucht auf der Loire, die glorreiche Rückkehr nach England, an Bush und - ja, immer wieder - an jene süßesten Stunden mit Marie. Er blickte ihr in die Augen, aus denen ihm unergründliche Güte entgegenleuchtete. Mein Gott! Das war wirklich nicht mehr auszuhalten.
    »Die Hauptsache, das, was wir zuallererst hätten tun sollen, haben wir leider vergessen«, sagte der Graf. »Wir haben Sie noch nicht zu der hohen Anerkennung beglückwünscht, die Ihre Dienste in Ihrer Heimat gefunden haben. Sie sind jetzt ein englischer Lord, und ich weiß sehr gut, was das bedeutet.
    Nehmen Sie meine aufrichtigsten Glückwünsche dazu entgegen, Mylord. Es gibt nichts, wirklich nichts, was mich aufrichtiger gefreut hätte.«
    »Und meine Freude ist ebenso groß«, sagte Marie.
    »Danke, danke«, sagte Hornblower und machte eine verlegene Verbeugung dazu. Auch er hatte sich kaum jemals in seinem Leben aufrichtiger gefreut als jetzt, da ihn der alte Graf mit dem Ausdruck echten Stolzes und ehrlichen Wohlwollens anstrahlte.
    Auf einmal wurde er gewahr, daß Barbara, die neben ihnen stand, den Faden der Unterhaltung verloren hatte. Hastig übersetzte er ihr also den Inhalt des Gesprochenen ins Englische. Sie nickte und lächelte dem Grafen zu, als sie verstanden hatte. Aber dieses Dolmetschen erwies sich sogleich als ein falscher Schachzug; es wäre bestimmt besser gewesen, Barbara weiter französisch radebrechen zu lassen. Sobald er nämlich mit dem Übersetzen begann, wurde die Sprachschranke zwischen ihr und den anderen viel höher als zuvor, und er sah sich in die Lage versetzt, die Verständigung zwischen seiner Frau und seinen Freunden vermitteln zu müssen, während er doch gleichzeitig darauf bedacht war, daß der Abstand zwischen ihnen erhalten blieb.
    »Wie gefällt Ihnen das Leben in Paris, Madame?« fragte Marie. »Oh, danke, ganz ausgezeichnet«, sagte Barbara.
    Hornblower hatte den Eindruck, daß die beiden Frauen einander von vornherein nicht mochten. Ganz unvermittelt erwähnte er, daß Barbara voraussichtlich nach Wien gehen werde, und Marie gab sich den Anschein, als sei sie über so viel Glück ganz hingerissen. So geriet die Unterhaltung allmählich ins Steife und Gespreizte. Hornblower wollte durchaus nicht wahrhaben, daß Barbara diese Entwicklung durch ihren Eintritt in das Gespräch verursacht haben könnte, und doch sagte ihm eine innere Stimme immer deutlicher, daß es sich so verhielt. Er hätte brennend gern frei und ungehemmt mit Marie und dem Grafen geplaudert; solange Barbara mit dabeistand, war er jedoch dazu einfach nicht imstande. Deshalb fühlte er sich bei allem Bedauern doch gleichzeitig erlöst, als eine allgemeine Bewegung unter den Gästen und das Herzutreten des Hausherrn dem Gespräch zu vieren ein Ende machte. Sie tauschten ihre Adressen aus und gaben sich das Versprechen, einander zu besuchen, vorausgesetzt, daß die geplante Wiener Reise Barbara noch genügend Zeit dazu ließ. Als Hornblower sich vor Marie verbeugte, fing er einen Blick auf, der ihm ihr herzzerreißendes Weh verriet.
    Als sie wieder im Wagen saßen und zu ihrem Hotel zurückfuhren, tat sich Hornblower seltsamerweise insgeheim etwas darauf zugute, daß er Barbara den Vorschlag gemacht hatte, allein nach Wien zu reisen, ehe sie mit den Gracays zusammengetroffen waren. Er konnte sich natürlich nicht denken, weshalb ihm dieser Umstand so angenehm und beruhigend vorkam, genug, daß es sich so verhielt und daß ihm sein Wissen darum irgendwie schmeichelte. Nachher saß er noch im Schlafrock plaudernd bei Barbara, während diese von Hebe mit vieler Umständlichkeit entkleidet und für die Nacht umfrisiert wurde.
    »Als du mir zum erstenmal von Arthurs Vorschlag erzähltest, Schatz«, sagte er, »da konnte ich nicht sogleich ermessen, was er für dich bedeutete. Jetzt bin ich davon begeistert. Du bist dort Englands Erste Dame. Ich wüßte nicht, wem diese Rolle besser anstünde als dir.«
    »Und du willst mich wirklich nicht begleiten?«
    »Ich bin überzeugt, du wirst den Aufenthalt dort ohne mich besser genießen können«, sagte Hornblower. Das meinte er vollkommen ehrlich, denn er wußte im voraus, daß er ihr auf irgendeine Weise die Freude verdarb, wenn er in Wien mit einer ununterbrochenen Folge von Bällen und Balletts gequält wurde.
    »Und du?« fragte Barbara. »Wirst du dich allein in Smallbridge wohl fühlen? Was meinst du?«
    »Ich werde mich dort so

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