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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gehen? Aber ich vergaß wohl, daß noch eine Fülle dienstlicher Verpflichtungen auf Sie wartet.«
    Während die Fallreepsgasten weiß behandschuht zu beiden Seiten der Relingspforte aufzogen, während die Bootsmannsmaate mit ihren Pfeifen trillerten und die immer noch an den Geschützen angetretene Mannschaft stillstand, um den scheidenden Gästen ihre Ehrenbezeigung zu erweisen, fand Hornblower einen Augenblick Zeit, einen Blick in die Runde zu werfen. Diese Fallreepsgasten und Bootsmannsmaate, alle diese Geschützbedienungen hätten schon in dieser Sekunde den drohenden Tod vor Augen gehabt, wenn die soeben beendete Unterredung stürmischer verlaufen wäre. Er verdiente wohl ihre Dankbarkeit, aber dieser Dank wurde ihm natürlich niemals wirklich zuteil. Während er dem Brigadier zum Abschied die Hand schüttelte, sorgte er noch einmal für eine abschließende Klärung der Lage. »Eine glückliche Reise, Señor. Ich hoffe, ich werde bald das Vergnügen haben, Sie wiederzusehen. Sowie die Landbrise einsetzt, gehe ich nach Kingston in See.« Einer von Barbaras regelmäßigen Briefen, der Monate später eintraf, gab ihm endlich die Gewißheit, daß er den Fall Ramsbottom als erledigt betrachten durfte.
    Mein allerliebster Mann, (schrieb Barbara wie immer, und Hornblower mußte wie immer lächeln, als er diese Worte las.
    Der Brief füllte mehrere Bogen, auch der erste davon enthielt für Hornblower viel Interessantes, aber Barbara wandte sich erst auf dem zweiten den üblichen Klatschgeschichten zu, die in der Gesellschaft und in Kreisen der Marine kursierten.)
    Beim Dinner gestern Abend war der Lordkanzler mein linker Tischnachbar. Er wußte mir viel über die Bride of Abydos zu erzählen und zu meiner größten Freude mindestens ebensoviel über meinen lieben Mann. Die spanische und die holländische Regierung haben natürlich durch ihre diplomatischen Vertreter beim Staatssekretär des Äußeren Proteste eingelegt. Der mußte sich darauf beschränken, den Empfang zu bestätigen und den Herren zu versprechen, daß ihnen nach Klärung der Rechtslage eine weitere Stellungnahme zugehen werde. Dabei, meinte der Lordkanzler, sei in der ganzen Geschichte des Seerechts noch kein so verwickelter Fall vorgekommen wie dieser. Die Versicherer machen Fahrlässigkeit von seiten des Versicherten gehend (ich hoffe nur, Liebster, daß mir bei diesen Fachausdrücken kein Fehler unterläuft), weil der Kapitän der Helmond nichts unternahm, um sich von der bona fides der Bride of Abydos zu überzeugen. Außerdem bezichtigen sie auch die holländische Regierung der Fahrlässigkeit, weil die Wegnahme des Schiffes vor Bonaire innerhalb der niederländischen Hoheitsgewässer erfolgt sei. Die Holländer weisen den Vorwurf der Fahrlässigkeit mit größtem Nachdruck zurück und machen dagegen geltend, daß die Helmond in Wirklichkeit außerhalb ihres Hoheitsgebietes gekapert worden sei. Dazu kommt, daß das Schiff erst in spanischen Hoheitsgewässern ausgeplündert und festgehalten wurde.
    Unvorstellbare weitere Verwicklungen ergeben sich aus der Tatsache, daß die Bride of Abydos von ihrer Mannschaft verlassen war, als Du sie fandest. Hast Du gewußt, Liebster, daß es für die Rechtslage von größter Bedeutung ist, ob ihr Anker in diesem Augenblick den Grund berührte oder nicht!
    Jedenfalls hat bis jetzt noch kein Gericht ein Verfahren eingeleitet, weil allem Anschein nach niemand entscheiden kann, welche Gerichtsbarkeit für den Fall zuständig ist. (Ich hoffe, Liebster, Du wirst es Deiner Frau hoch anrechnen, daß sie so gut aufpaßte und sich alle diese gräßlichen Fachausdrücke merkte.) Da jede zur Beweiserhebung angeordnete Reise nach Westindien mit der Rückreise vier Monate in Anspruch nehme, und da man überdies bestimmt mit Einsprüchen, Berufungen und Revisionen rechnen könne, meinte der Lordkanzler, würden siebenunddreißig Jahre ins Land gegangen sein, ehe der Fall im Haus der Lords zur Vorlage käme. Bis dahin, fuhr er zwischen zwei Löffeln Suppe kichernd fort, sei aber wohl unser Interesse an dieser Angelegenheit schon erheblich geschrumpft.
    Aber das ist noch längst nicht alles, Liebster, was ich Dir an Neuigkeiten zu berichten habe. Mir kam noch etwas ganz anderes zu Ohren, eine Nachricht, die mir größten Kummer bereiten würde, wenn ich nicht wüßte, daß sich mein Mann, der Admiral, bestimmt darüber freuen wird. Als ich heute bei Lady Exmouth zum Tee war (ich sehe schon, wie sich Deine geliebten Augen vor

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