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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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eigentlich nüchtern?« fragte er unvermittelt.
    »So nüchtern, wie wir hier sitzen, Mylord.« Hornblower schoß ein neuer Gedanke durch den Kopf. »Wäre es nicht möglich, daß die Noten verdruckt sind? Kommt so etwas vor?« fragte er. Es war alles andere als einfach, sich mit Dingen herumzuschlagen, von denen man nichts verstand.
    »So etwas kommt natürlich einmal vor, Mylord. Aber es ist und bleibt meine Sache, anzusagen, daß sich an einer Stelle ein Druckfehler eingeschlichen hat. Noten kann Hudnutt wohl lesen, aber ich weiß nicht, ob er Schrift lesen kann, Mylord. Und wenn er es kann, dann kann ich darum noch nicht annehmen, daß er Italienisch versteht. Auf den dienstlichen Noten heißt es aber klar und deutlich ›dolce‹, Mylord.«
    In Cobbs Augen erschwerte dies Hudnutts Verschulden, wenn so etwas überhaupt noch möglich war. Der junge Mann hatte ihm nicht nur den Gehorsam verweigert, sondern sogar die schriftlichen Anweisungen irgendeiner unbekannten Stelle in London in den Wind geschlagen, die für den Nachschub von Noten für die Musikkorps der Seesoldatenabteilung verantwortlich war. Cobb war eben in erster Linie Seesoldat und in zweiter Musiker, während Hudnutt höchstwahrscheinlich in erster Linie Musiker und erst in zweiter Seesoldat war. Wenn es sich so verhielt, dann - Hornblower gab sich einen kräftigen Ruck - war seine Aburteilung erst recht nicht zu vermeiden. Ein Seesoldat mußte allezeit und in erster Linie Seesoldat sein. Fiel es den Burschen erst ein, ihren soldatischen Gehorsam rasch einmal an den Nagel zu hängen, wenn ihnen etwas anderes wichtiger war, dann hatte das Royal Regiment bald aufgehört, ein militärischer Verband zu sein. Hornblower Pflicht aber war es, einen solchen Verfall unter allen Umständen zu verhindern.
    Hornblower forschte gespannt in Cobbs Miene. Der Mann sprach bestimmt die Wahrheit, wenigstens so weit, wie er sie selbst zu erkennen vermochte. Er hatte die Tatsachen auch gewiß nicht entstellt, weil er etwa ein Vorurteil gegen den Mann hegte oder eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen hatte.
    Wenn bei seinem Verhalten gegen Hudnutt und bei seiner Meldung über das Geschehene wirklich Eifersucht oder angeborene Grausamkeit im Spiele gewesen waren, so war ihm das auf keinen Fall bewußt. Jedes Kriegsgericht mußte von diesem Zeugen den Eindruck unbedingter Zuverlässigkeit empfangen. Auch Hornblowers langer, prüfender Blick vermochte ihn nicht aus der Fassung zu bringen.
    »Ich danke Ihnen, Mr. Cobb«, sagte Hornblower endlich.
    »Ihre klare Darstellung des Tatbestandes war für mich sehr wertvoll. Für den Augenblick habe ich nichts mehr für Sie.«
    »Danke, Mylord«, antwortete Cobb und schnellte seinen schweren Körper mit einer erstaunlichen Mischung aus Beweglichkeit und militärischer Zucht aus dem Sessel hoch. Die Hacken klappten, die Hand fuhr schwungvoll salutierend in die Höhe, er machte eine Kehrtwendung wie auf dem Exerzierplatz und marschierte dann dröhnend hinaus, als ob er das Tempo seiner Schritte mit seinem Metronom gemessen hätte.
    Als Gerard und Spendlove wieder hereinkamen, starrte Hornblower tief in Gedanken ins Leere. Aber es gelang ihm noch im gleichen Augenblick, sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Seine Untergebenen durften auf keinen Fall merken, daß ihn eine reine Disziplinarangelegenheit menschlich so in Mitleidenschaft ziehen konnte. »Mr. Spendlove, setzen Sie bitte eine Antwort an Sir Thomas auf und legen Sie sie mir zur Unterschrift vor. Es genügt, daß Sie den Empfang des Tatberichts bestätigen, aber fügen Sie noch hinzu, daß ich das Verfahren leider nicht sofort eröffnen kann, weil so viele Schiffe detachiert sind, daß zur Zeit die nötige Anzahl von Kapitänen nicht zur Verfügung steht.«
    Abgesehen von dringenden Ausnahmefällen konnte ein Kriegsgericht, das auf die Todesstrafe erkennen durfte, nicht einberufen werden, wenn nicht sieben Kapitäne oder Commander als Richter verfügbar waren. Das gab ihm Zeit, zu überlegen, wie er in diesem Fall vorgehen wollte. »Ich nehme an, der Mann sitzt im Werftgefängnis«, fuhr er fort. »Wenn ich heute durch die Werft komme, möchte ich einen Blick zu ihm hineinwerfen, erinnern Sie mich bitte daran.«
    »Aye, aye, Mylord«, sagte Gerard und mußte sich Mühe geben, seine Verwunderung darüber bei sich zu behalten, daß sich ein Admiral herabließ, einen meuterischen Seesoldaten zu besuchen.
    Dabei bedeutete dies für Hornblower nicht einmal einen nennenswerten

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