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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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sagte er, »mir geht es so gut, wie man es nach diesen gewiß ungewöhnlichen Erlebnissen erwarten darf. Aber was ist denn mit Ihnen - wie ist es Ihnen ergangen?«
    »Ich habe einen Hieb auf den Kopf bekommen«, gab Spendlove schlicht zur Antwort.
    »Sie sollen nicht stehen, setzen Sie sich doch«, sagte Hornblower, worauf Spendlove neben ihm zusammensackte.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo wir sind, Mylord?« fragte er.
    »Vermutlich irgendwo auf einem Felskamm«, sagte Hornblower.
    »Aber wo, Mylord?«
    »Irgendwo auf Seiner Majestät treu ergebenen Insel Jamaika.
    Mehr kann ich beim besten Willen nicht sagen.«
    »Ich nehme an, daß es bald dämmern wird«, sagte Spendlove mit matter Stimme. »Ja, es kann nicht mehr lange dauern.«
    Niemand schenkte ihnen auch nur die geringste Beachtung. Im Gegensatz zu dem wortlosen, von scharfer Manneszucht zeugenden Schweigen, das während ihres Anmarsches geherrscht hatte, war jetzt überall ein lebhafter Meinungsaustausch im Gang. Das Stimmengewirr vermischte sich mit dem Rauschen eines kleinen Wasserfalls, das Hornblower schon vernommen zu haben glaubte, ehe die gefährliche Klettertour begonnen hatte. Die Gespräche wurden in einem so undeutlichen englischen Dialekt geführt, daß Hornblower kaum ein Wort davon verstand. Dennoch konnte er nicht daran zweifeln, daß bei seinen Häschern helle Begeisterung herrschte. Er hörte Frauenstimmen, Schattengestalten gingen umher, Leute, die trotz der Anstrengung dieser Nacht offenbar viel zu aufgeregt waren, um ruhig sitzen zubleiben.
    »Ich bitte Eure Lordschaft um Vergebung«, sagte Spendlove, »aber ich kann nicht glauben, daß wir uns wirklich oben auf einem Felskamm befinden.«
    Er deutete nach oben. Der Himmel war schon hell, die Sterne verblaßten, senkrecht über sich sahen sie die Kante einer überhängenden Felswand. Hornblower entdeckte, daß sich dort oben das Laubwerk von Bäumen gegen den Himmel abhob.
    »Seltsam«, meinte er, »wir befinden uns offenbar auf einem Felsband.« Zu seiner Rechten zeigte sich am Himmel eine erste blasse Spur von Morgenrot, links herrschte noch Dunkelheit.
    »... das nach Nordnordwest abstürzt«, ergänzte Spendlove.
    Bald schon wurde es merklich heller; als Hornblower den Blick wieder nach Osten wandte, hatte sich das Rot in Orange verwandelt, unter dem sich ein grünlicher Streifen zeigte. Es schien, als befänden sie sich in unermeßlicher Höhe, fast zu ihren Füßen - so sah es für die Sitzenden aus - war der feste Boden zu Ende, und tief unten lag in leichtem Dunst eine schattenhafte Welt, die allmählich immer deutlicher Gestalt gewann. Hornblower wurde plötzlich gewahr, daß er durch und durch naß war, und schauderte fröstelnd zusammen.
    »Dies dort dürfte die See sein«, sagte Spendlove, in die Ferne deutend. Ja, das war die See. Blau und verlockend dehnte sie sich weit draußen vor ihrem Blick, aber zwischen ihrem Felshang und der Küste erstreckte sich ein mehrere Meilen breiter Streifen Land, das sich immer noch unter dem grauen Dunst der Morgenfrühe verbarg. Hornblower erhob sich, trat einen Schritt vor und beugte sich über eine niedrige, aus losen Felsbrocken bestehende Brustwehr. Unwillkürlich fuhr er im ersten Augenblick zurück und mußte sich richtig zusammennehmen, ehe er einen zweiten Blick über den Rand warf. Unter ihm gähnte das Nichts, sie saßen in der Tat auf einem schmalen Absatz in der Steilwand des Kliffs, etwa in Höhe der Großmarsrah einer Fregatte, also einige zwanzig Meter über dem Boden. Senkrecht unter sich erkannte er den kleinen Fluß, den er am Schweif des Maultiers schwimmend überquert hatte, die Strickleiter hing gleich neben ihm vom Rand des Felsens zum Ufer hinunter. Als er sich mit aller Willenskraft noch weiter vorbeugte, entdeckte er unter sich die Maultiere, die mit müde hängenden Köpfen auf dem schmalen Landstreifen zwischen Bach und Fels zusammenstanden.
    Demnach mußte der Überhang dieser Wand ganz beträchtlich sein, und sie befanden sich auf einem Band, das die Wand durchzog, die im Lauf der Äonen vom Hochwasser des Flüßchens unterspült worden war. Hier, wo sie sich befanden, waren sie von oben aus und, wenn die Leiter aufgezogen war, auch von unten her unerreichbar. Das Felsband war an seiner breitesten Stelle etwa acht Meter breit und schätzungsweise neunzig Meter lang. Am einen Ende stürzte der Wasserfall, den er schon in der Nacht gehört hatte, über die Felswand herab. Er hatte sich einen tiefen Einschnitt aus dem

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