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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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dafür zu wählen. Erst vor Jahresfrist hatte seine Brigg Clement ein solches Inselnest ausgehoben.
    »Du schreibst den Brief, Lord«, sagte Johnson. Dabei setzte er den Säbel auf Hornblowers Brust, seine Spitze drang durch das dünne weiße Hemd und stach ihn über dem Brustbein in die Haut.
    »Was erwartet ihr euch davon?« fragte Hornblower. »Einen Pardon. Mit einem Siegel.«
    Hornblower studierte die dunkelhäutigen Gestalten, die ihn umringten. Für die Piraten im Karibischen Meer hatte bald das letzte Stündlein geschlagen, darüber gab es keinen Zweifel mehr. Die Amerikaner gingen im Norden gegen sie vor, französische Kriegsschiffe operierten von den Kleinen Antillen aus, und sein eigener unermüdlich tätiger Verband saß ihnen hier um Jamaika im Nacken. Kurzum, das Geschäft lohnte nicht mehr, es war zu gefährlich geworden. Und dieser kleine Klüngel hier, der Überrest der Harknessbande, war sogar noch übler dran als alle anderen. Sie hatten erstens ihr Schiff verloren, und zweitens hatte er, Hornblower, ihnen durch seine Maßnahmen ein Entkommen nach See und in die Freiheit unmöglich gemacht. Es war eine kühne Idee dieser Burschen, sich durch seine Entführung vor dem Strick des Henkers retten zu wollen, und man mußte zugeben, daß sie ihre Aktion glänzend geplant und durchgeführt hatten. Wahrscheinlich waren Plan und Ausführung dem Gehirn dieses kleinen Halbnegers entsprungen, der alles andere als intelligent aussah und jetzt, wie er so vor ihm stand, einen verwirrten, fast kopflosen Eindruck machte.
    Vielleicht trog der äußere Eindruck, vielleicht auch hatte die nackte Verzweiflung bewirkt, daß sich diesem stumpfen Geist so erstaunliche Pläne entrangen.
    »Hast du gehört?« fragte Johnson und riß Hornblower durch einen neuen Stich mit der Säbelspitze aus seinen Gedanken.
    »Sagen Sie ja, Mylord«, sagte ihm Spendlove leise ins Ohr.
    »Wir müssen Zeit gewinnen.«
    Johnson wandte sich gegen den Sekretär und fuchtelte ihm mit dem Säbel vor dem Gesicht herum. »Maul halten!« schrie er ihn an. Dann kam ihm plötzlich eine Idee, er sagte zu Hornblower: »Los, schreiben! Oder ich steche ihm ein Auge aus.«
    »Gut, ich werde schreiben«, sagte Hornblower. Im nächsten Augenblick hatte er den Band Waverley mit aufgeschlagenem Deckel auf den Knien und das kurze Stück Bleistift in der Hand.
    Johnson zog sich ein paar Schritte von ihm zurück, als wäre er darauf bedacht, seinen Gedankenflug nicht zu stören. Mein Gott, was sollte er nur schreiben? ›Lieber Sir Augustus?‹ Nein, besser war: ›Eure Exzellenz!‹ Dann weiter: ›Ich werde hier mit Spendlove von Überlebenden der Harknessbande als Geisel festgehalten. Der Überbringer dieses Schreibens wird Ihnen die Zusammenhänge im einzelnen erklären. Man verlangt einen Generalpardon als Gegenleistung für...‹ Hornblower hielt im Schreiben inne und überlegte die nächsten Worte: ›Unser Leben‹ ? Nein, dachte er kopfschüttelnd, nur kein Pathos und schrieb dann ›unsere Freiheit. Ich bitte Eure Exzellenz auf Grund Ihrer überlegenen Beurteilung der Lage zu entscheiden. Ihr ergebener Diener...‹ Hornblower zögerte abermals und setzte dann mit fliegender Hand seinen Namen darunter. »Fertig«, sagte er und reichte Johnson das aufgeschlagene Buch. Der nahm es, betrachtete neugierig die Schrift und wandte sich dann zu dem Häuflein seiner Gefolgsleute, die schweigend hinter ihm hockten und dem ganzen Vorgang mit Spannung gefolgt waren.
    Jetzt sprangen sie auf und blickten ihm neugierig über die Schulter, um die Schrift zu sehen. Andere kamen herbei und folgten ihrem Beispiel, und schließlich begannen sie alle durcheinanderzureden.
    »Keiner von der Gesellschaft kann lesen, Mylord«, meinte Spendlove. »Es scheint so.«
    Die Blicke der Piraten wanderten zwischen dem kurzen Schriftstück und ihren Gefangenen hin und her, zugleich redeten sie immer hitziger aufeinander ein. »Es geht darum, wer das Schreiben nach Kingston bringen soll«, sagte Hornblower.
    »Offenbar wagt sich niemand in die Höhle des Löwen.«
    »Der Kerl hat seine Leute nicht in der Hand«, bemerkte Spendlove. »Harkness hätte schon längst ein paar von ihnen abgeknallt.«
    Jetzt trat Johnson wieder herzu und wies mit seinem dicken schwarzen Finger auf die Schrift. »Was hast du da geschrieben?« fragte er. Hornblower las seine kurze Mitteilung laut vor. Da die Kerle kein Wort lesen konnten, wäre es ihm ein leichtes gewesen, sie zu beschwindeln. Johnson starrte ihn

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