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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Napoleons III. zu beschäftigen, aber ihre Artilleristen bemannten noch immer die gleichen Geschütze, die gegen Napoleon I. benutzt worden waren Die Hauptaufgabe der Miliz-Artillerie war die Verteidigung der Küste, und zwar Küstenverteidigung gegen Holzschiffe - die Zeit der Panzerschiffe begann eben erst zu dämmern Noch immer wurde bei der Miliz-Artillerie mit glühenden Kugeln geschossen, so wie bei der Verteidigung Gibraltars fast hundert Jahre früher. Die gute Hälfte des Handbuches war dem Drill zur Verwendung der rotglühenden Kugeln gewidmet. Es war eine Sache, die sehr genau einexerziert werden mußte, denn Klumpen glühenden Metalls wurden dabei inmitten von Pulverfässern herumgetragen. Für mehrere Abende gab dieses Artillerie-Handbuch eine sehr geeignete Bettlektüre ab, ich hatte noch nie zuvor die Möglichkeiten über die Handhabung der glühenden Kugeln studiert. Es kam da ein bemerkenswert fetter Brocken in Reichweite meiner Quallenfangarme.
    Und noch etwas: Wenn ich je wieder etwas über Hornblower schreiben sollte - was sehr unwahrscheinlich war - und mich mit der Periode seines Lebens zu befassen hatte, die mit seiner Heirat endet, wäre es wünschenswert, ja nötig, von einem anderen Gesichtspunkt aus zu schreiben. Das verlangte mein Geschmack, mein künstlerisches Urteil, und zwar auf eine Weise, die sich eher befehlen als beschreiben läßt. Ich mußte irgend jemanden beim Spiel zeigen, der Hornblowers künftige Frau objektiver beobachtete, als man es von ihm selbst erwarten konnte. Überdies war es an der Zeit, auch Hornblower selbst einer objektiven Prüfung zu unterziehen. Wenn je, so war dies der rechte Augenblick dafür, denn noch war er ein junger Offizier, der seinem Vorgesetzten unterstellt war. Sobald mein Entschluß so weit gediehen war, wuchs natürlich der Wunsch in mir, dieses Buch zu schreiben, gerade weil es schwierige technische Probleme mit sich brachte, die mich besonders reizten. Der rechte Augenblick, es machte mir Freude, diesen Begriff in meine Gedankengänge einzulassen. Irgendwie tauchte zu dieser Zeit auch das Fragment einer anderen Romanidee wieder auf. Es handelte sich da um einen geisteskranken Kommandanten. Die jüngeren Offiziere eines Schiffes, und besonders eines Kriegsschiffes, befinden sich wirklich in einer furchtbar schwierigen Lage, wenn sie Grund haben zu glauben, ihr Kommandant sei nicht normal. Vor zwei Jahren, als ich über die Meuterer in ›Lord Hornblower‹ nachdachte, wurde mir dieses Problem sehr interessant. Nach den Kriegsartikeln war sogar jede Diskussion zwischen Männern über ihre Unzufriedenheit mit dem Dienst irgendwie Meuterei, Verbrechen, und wurde schrecklich bestraft. Die Lektüre dieses Artikels hatte eine ganze Gedankenkette in mir wachgerufen, die mich noch immer nicht in Ruhe ließ und viel beschäftigte. Da hatten wir es also, glühende Kugeln und Hornblower an der Schwelle zur Ehe, Beförderung und berufsmäßiges Kartenspiel, ein geisteskranker Kommandant und damit völlig neues Problem. Ein Dutzend verschiedene Stoffe (und zweifellos waren es noch mehr, von denen ich einige verwarf und nun vergessen habe) drängten sich mit den Ellbogen nach vorn, um mit ins Bild zu kommen. Zum Glück war es wie immer nur nötig, geduldig zu sein. Die Einzelheiten sonderten sich ganz von allein und brachten sich von selbst in die rechte Ordnung, und als dann jeder Morgen verriet, daß es weitergegangen war - der Vollendung dieses Prozesses entgegen -, gratulierte ich mir mit täglichem unverdientem Genus. Nur ganz am Ende mußte ich persönlich eingreifen und ein bißchen ehrliche Arbeit leisten, indem ich meine Theorien durch das Studium meiner Quellen zu bestätigen suchte, denn ich hatte zwischen zwei konkurrierenden Ansprüchen meine eigene, willkürliche Entscheidung zu treffen.
    Dann war es endlich soweit. Der Verlauf der Ereignisse war mir klar - und das schon seit einigen Wochen -, da machte ich eine Reihe Entdeckungen über mich selbst. Die eine war, daß die ehrliche Abneigung, mich in die ermüdende Arbeit zu stürzen, die sich wie gewöhnlich auch diesmal wieder einstellte, fast aufgewogen wurde durch mein Verlangen, meine Theorien in die Praxis umzusetzen, meine Ideen in Worten zu Papier zu bringen. Schlimmer noch, ich zitierte mich vor den strengen Richter, der ich selber war, und fand mich eines bis dato noch nicht da gewesenen Deliktes schuldig, ich kostete diese Freuden tatsächlich schon im Vorgenuß aus, und wie ein Kind

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