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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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und war sterbensmüde. Als endlich die Tür aufging und Dorsey eintrat, blickte er ihm erleichtert entgegen. Dorsey blieb stehen, als er Barrow erblickte.
    »Der Sekretär ist bei Seiner Lordschaft«, erklärte dieser.
    »Was haben Sie Neues, Mr. Dorsey?«
    »Ich habe die Depesche geöffnet, die Kapitän Hornblower erbeutet hat, Sir. Sie ist, ja sie ist für uns wirklich von Bedeutung.« Dorsey ließ seinen Blick zu Hornblower und wieder zu Barrow wandern. »Ich meine, Kapitän Hornblower hat das Recht, das Ergebnis seiner Bemühungen zu erfahren«, sagte Barrow. Darauf trat Dorsey aller Bedenken ledig herzu und breitete auf dem Tisch aus, was er mitgebracht hatte.
    Zunächst war da ein halbes Dutzend weiße Wachsscheiben auf einem Tablett.
    »Ich habe die Siegel abgedrückt«, erklärte Dorsey, »von jedem zwei Negative. Der Siegelschneider in Cheapside kann danach Siegel schneiden, die selbst Bonaparte nicht von echten unterscheiden könnte. Die Originale habe ich auch ohne größere Schäden abheben können - mit dem erhitzten Messer, Sie wissen doch, Sir.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Barrow, nachdem er das Ergebnis der Arbeit genau in Augenschein genommen hatte. »Das sind also die Siegel des neuen Reiches?«
    »Ja, das sind sie, Sir. Aber die Depesche hier, das ist die größte Prise.
    Schauen Sie sich das an! Und das da, Sir!«
    Mit seinem knorrigen Zeigefinger tippte er ganz aufgeregt auf das Papier.
    Am Fuß des Bogens, der mit sorgfältig geschriebenen Sätzen bedeckt war, sah man eine krause Unterschrift, die offenbar von sorgloser Hand geschrieben war. Sie war von einer Menge kleiner Tintenspritzer umgeben, die eine widerspenstige Feder verrieten. Richtig zu lesen war dieses Geschreibsel nicht, Hornblower gelang es nur, die ersten drei Buchstaben zu entziffern: ›Nap-‹ der Rest bestand nur aus Zacken und Schlingen. »Es ist die erste Unterschrift dieser Art, die wir in Besitz, bekommen haben, Sir«, erklärte Dorsey.
    »Wollen Sie damit sagen, er hätte vorher immer ›N.
    Bonaparte‹ unterschrieben?« fragte Hornblower.
    »Nur Bonaparte«, sagte Dorsey, »wir haben hundert, nein tausend solcher Unterschriften, aber keine einzige wie diese hier.«
    »Na ja, mit der Ausdrucksweise eines Kaisers hat er sich offenbar noch nicht ganz angefreundet«, sagte Barrow, während er den Brief prüfend überflog. »Wenigstens vorläufig. Er nennt sich nach wie vor ›ich‹ und nicht ›wir.‹ Sehen Sie: da - und da.«
    »Damit haben Sie sicher recht, Sir«, sagte Dorsey. »Von Französisch habe ich nicht viel Ahnung, aber das hier ist mir doch aufgefallen, Sir.« Er meinte den Briefkopf. Da stand ›Palais des Tuileries‹ und ›Cabinet Imperial‹ .
    »Ist das neu?« fragte Barrow.
    »Gewiß, Sir. Bis jetzt bezeichnete er die Tuilerien nicht als Palais und das Kabinett hieß Kabinett des Ersten Konsuls.«
    »Ich möchte zu gerne wissen, was in dem Brief steht«, unterbrach Hornblower die beiden. Bis jetzt hatte ihre Aufmerksamkeit ja nur den technischen Einzelheiten des Schriftstücks gegolten. Sie hatten sich verhalten wie Leute, die ein Buch nur nach seinem Einband beurteilen, ohne seinem Inhalt Beachtung zu schenken. Er nahm Dorsey den Brief aus der Hand und begann zu lesen.
    »Können Sie denn Französisch, Sir?« fragte ihn Barrow. »Ja«, sagte Hornblower etwas kurz angebunden, weil er sich auf die Lektüre konzentrierte - hatte er doch noch nie im Leben den Brief eines Kaisers gelesen.
    ›An Herrn General Lauriston‹ , so begann das Schreiben. Der erste Absatz nahm Bezug auf die Weisungen, die bereits vom Marineministerium und vom Kriegsministerium ergangen waren. Der zweite Abschnitt handelte vom Dienstalter des Generals Lauriston im Vergleich mit der Seniorität seiner verschiedenen Untergebenen. Erst im dritten Abschnitt wurde die Sprache pathetisch:
    ›Hissen Sie meine Flagge über jenen wunderbaren Ländern.
    Wenn Sie von den Briten angegriffen werden, wenn die Dinge einmal nicht so laufen wie Sie möchten, dann rufen Sie sich drei Grundsätze ins Gedächtnis: Erstens nicht abwarten, sondern handeln, zweitens die eigenen Kräfte zusammenfassen und drittens eisern entschlossen sein, ruhmvoll zu sterben. Dies sind die großen Prinzipien der Kriegsführung, die mir bei allen meinen Unternehmungen Erfolg bescherten. Der Tod ist nichts, aber als Geschlagener ruhmlos zu leben bedeutet, jeden Tag aufs neue zu sterben. Sorgen Sie sich nicht um Ihre Angehörigen, sondern denken Sie nur an die Schar meiner

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