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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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seine Ideen sogleich als närrische Torheit, aber während er das noch tat, gestalteten sie sich ohne sein Zutun weiter aus und rundeten sich immer mehr zu einer phantastischen Schau. Marsden blickte ihn an, nein, seine kalten Augen schienen ihn förmlich zu durchbohren.
    »Möglicherweise haben Sie Ihrem König und Ihrem Vaterland einen großen Dienst erwiesen«, sagte er. War das ein Lob? Vielleicht, aber Marsden gab sich dabei nicht viel anders als ein Richter, der einen Verbrecher aburteilt.
    »Ich hoffe, daß mir dies gelungen ist, Sir«, gab ihm Hornblower zur Antwort.
    »Jetzt sagen Sie mir einmal, warum Sie diese Hoffnung hegen.« Eine bestürzende Frage! Bestürzend vor allem deshalb, weil die Antwort doch auf der Hand lag.
    »Weil ich ein Offizier des Königs bin, Sir«, sagte Hornblower. »Nicht etwa deshalb, weil Sie eine Belohnung erwarten?«
    »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht, Sir«, gab Hornblower zur Antwort. »Das Ganze war ja reiner Zufall.«
    Dieses Wortgeplänkel ging ihm allmählich auf die Nerven - Marsden hatte vielleicht seinen Spaß daran. Unterhaltungen solcher Art waren ihm wohl zur Gewohnheit geworden, weil er seit Jahren die Aufgabe hatte, die Hoffnungen unzähliger ehrgeiziger Offiziere abzukühlen, wenn sie sich eine Beförderung oder ein Bordkommando wünschten. »Nur schade, daß der Inhalt des Schreibens nicht von überragender Bedeutung ist«, sagte er. »Es sagt uns nur, daß Boney nicht die Absicht hat, Verstärkungen nach Martinique zu schicken.«
    »Aber wenn man das Schreiben als Vorlage benutzte -«, entfuhr es Hornblower. Ärgerlich über sich selbst hielt er inne.
    Seine wirren Gedanken nahmen sich ganz bestimmt noch unsinniger aus, wenn er sie in Worte faßte. »Was meinen Sie damit - als Vorlage?« fragte Marsden neugierig. »Sagen Sie uns doch, was Sie im Sinn haben«, meinte Barrow. »Ich möchte Ihre kostbare Zeit nicht damit in Anspruch nehmen, meine Herren«, stammelte Hornblower. Er stand am Rande eines Abgrunds und versuchte vergeblich, sich zurückzuziehen.
    »Sie haben uns eine Andeutung gegeben, Herr Kapitän«, sagte Barrow, »bitte lassen Sie es nicht dabei bewenden.«
    Jetzt blieb ihm keine andere Wahl mehr, er konnte nicht länger schweigen. »Ich meine, wir könnten Villeneuve einen Befehl Boneys schicken, er solle sofort aus Ferrol auslaufen, koste es was es wolle. Natürlich müßte dieser Befehl eine glaubhafte Begründung enthalten, sagen wir, daß Decres aus Brest entkommen sei und ihn an einem Treffpunkt vor Kap Clear erwarte. Das wäre für Villeneuve Anlaß, sofort auszulaufen - notfalls die Ankertrossen zu slippen oder zu kappen. England braucht jetzt vor allem eine Entscheidungsschlacht mit Villeneuve - so könnte man sie herbeiführen.« Jetzt war es heraus. Zwei Paar Augen starrten ihn unverwandt an. »Ja, das wäre eine ideale Lösung«, sagte Marsden. »Nur schade, daß sie sich nicht verwirklichen läßt. Ja, wenn man Villeneuve so einen Befehl zustellen könnte!«
    Dem Sekretär der Admiralität gingen wahrscheinlich tagtäglich die absurdesten Vorschläge zu, wie die französische Flotte zu vernichten sei.
    »Boney wird oft genug von Paris aus Befehle senden«, fuhr Hornblower fort. Aufgeben kam für ihn nicht mehr in Frage.
    »Wie oft übermitteln Sie zum Beispiel Ihren Verbandschefs Befehle aus diesem Amt, Sir? Zum Beispiel an Admiral Cornwallis? Einmal jede Woche? Oder noch öfter?«
    »Einmal die Woche mindestens«, gab Marsden zu. »Nun, ich nehme an, Boney dürfte sich noch öfter äußern.«
    »Sehr wahrscheinlich«, stimmte ihm Barrow bei.
    »Und seine Befehle kommen natürlich auf dem Landweg zu Villeneuve. Der spanischen Post wird er sie unter keinen Umständen anvertrauen. Ein Offizier - ein französischer Offizier, einer der kaiserlichen Adjutanten, wird mit so einem Befehl von der französischen Grenze durch Spanien nach Ferrol reiten.«
    »Ja, und?« sagte Marsden. Er war zum mindesten soweit interessiert, daß seine einsilbige Antwort wie eine Frage klang.
    »Kapitän Hornblower war wahrend der letzten zwei Jahre ständig damit befaßt, sich um Nachrichten von der französischen Küste zu bemühen«, unterbrach Barrow. »Sein Name erscheint immer wieder in Cornwallis' Berichten.«
    »Das weiß ich, Mr. Barrow«, sagte Marsden, anscheinend etwas gereizt über die Unterbrechung.
    »Der Befehl wird gefälscht«, sagte Hornblower, der jetzt nicht mehr locker ließ. »Eine kleine Gruppe wird an einer verlassenen Stelle der

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