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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Landeskinder, die Sie mir zurückgewinnen sollen.‹
    »Das Ganze liest sich wie der Rat eines Verzweifelten, Sir«, sagte Hornblower. »Es heißt doch, daß Lauriston bis zum letzten Mann kämpfen soll.«
    »Ja, und von Verstärkungen, die ihm zu Hilfe kommen könnten, ist keine Rede«, stimmte ihm Barrow zu. »Eher kommt es umgekehrt. Schlimm für den Mann!«
    Wenn Bonaparte die Truppen in Westindien verstärken wollte, dann müßte er dabei wenigstens einen Teil der französischen Flotte mit einsetzen. »Boney braucht vor allem einen Sieg hier in Europa«, meinte Hornblower. »Ja, das stimmt.«
    Hornblower sah, daß Barrow dabei genauso schmerzlich lächelte wie er selbst. Ein Sieg, den Bonaparte hier in den heimischen Gewässern errang, hatte zur Folge, daß er gleich darauf England eroberte. Damit fielen von selbst Westindien und Ostindien, Kanada und die südafrikanische Kapprovinz vom Mutterland ab. Das Empire löste sich auf, das Schicksal der Menschen in aller Welt nahm einen anderen Lauf.
    »Aber dieses Papier hier -«, sagte Barrow und schwenkte den Brief, »könnte dabei eine Rolle spielen.«
    Hornblower wußte schon, wie bedeutsam auch negative Nachrichten sein konnten, und nickte zustimmend. In diesem Augenblick kam Marsden mit einer Hand voll Papieren in das Zimmer zurück.
    »Sieh da, Dorsey«, sagte er. »Dies hier ist für Seine Majestät in Windsor. Bitte sehen Sie zu, daß der Kurier in einer Viertelstunde abgeht. Das da ist für den Telegrafen nach Plymouth - und das auch. Dies geht nach Portsmouth. Bitte lassen Sie die Briefe sofort kopieren.«
    Es war interessant, Marsden bei der Arbeit zu beobachten, seiner Stimme merkte man keine Spur von Erregung an, die Sätze folgten einander ohne Pause, aber ruhig und ohne überstürzte Eile. Jedes Wort wurde deutlich artikuliert und zeugte von unerschütterlichem Gleichmut. Die Papiere, die Marsden in den Händen hielt, waren vielleicht - nein, ganz bestimmt von lebenswichtiger Bedeutung, aber Marsden gab sich, als hätte er bei irgendeiner gleichgültigen Veranstaltung unbeschriebene Blätter zu verteilen. Als er seinen Blick jetzt zu Barrow wandern ließ, übersah er Hornblower völlig, so daß dieser nicht einmal Gelegenheit fand, sich zu verabschieden.
    »Haben Sie sonst noch Nachrichten, Mr. Barrow?«
    »Nein, Mr. Marsden.«
    »Vor morgen früh acht Uhr werden wir von Plymouth keine Bestätigung haben«, bemerkte Marsden mit einem Blick auf die Uhr. Bei klarem Wetter und Tageslicht konnte der optische Telegraf eine Nachricht von Plymouth nach London in fünfzehn Minuten übermitteln. - Hornblower hatte während seiner Fahrt einige dieser riesigen Semaphorengerüste gesehen. Im vorigen Jahr war er einmal außerhalb von Brest gelandet und hatte selbst einen solchen Apparat niedergebrannt. Eine geschriebene Nachricht, die durch eine Stafette berittener Kuriere befördert wurde (von denen einige sogar die Nacht durch weiterritten), brauchte für die gleiche Reise dreiundzwanzig Stunden. Er selbst hatte auf Rädern mit seiner Postkutsche vierzig Stunden gebraucht. Jetzt war ihm, als wären es nicht Stunden, sondern ebenso viele Wochen gewesen. »Kapitän Hornblowers erbeutete Depesche ist für uns interessant, Mr. Marsden«, sagte Barrow.
    Seine Stimme klang dabei genauso unbeteiligt wie die Mr. Marsdens, und Hornblower wußte nicht zu entscheiden, ob er ihn nur nachahmte oder ob er sich über ihn lustig machte.
    Marsden brauchte nur Sekunden, um die Depesche zu lesen und ihre wichtigen Punkte zu erfassen.
    »Jetzt sind wir also imstande, ein Schreiben seiner kaiserlich, königlichen Majestät, des Kaisers Napoleon, täuschend nachzuahmen«, bemerkte Marsden. Und das Lächeln, mit dem er diese Worte begleitete, war genauso gefühllos, wie der Ton, in dem sie gesprochen wurden. Plötzlich sah sich Hornblower von seltsamer Erregung gepackt, die wahrscheinlich Marsdens letzte Äußerung ausgelöst hatte. Sein armer Kopf war von Hunger und Müdigkeit ganz benommen - da sah er sich plötzlich in eine unwirkliche Welt versetzt, und das Verhalten der beiden kaltblütigen Männer, die hier mit ihm berieten, machte sie nur noch unwirklicher. Sein Gehirn begann fieberhaft zu arbeiten. Wilde, trunkene Ideen nahmen immer festere Formen an - und doch waren diese Ideen nicht absurder als die Welt, in der er sich im Augenblick befand, diese Welt, in der ein Wort ganze Flotten in Bewegung setzte und in der man die Depeschen eines Kaisers bewitzeln konnte. Er verwarf

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