Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Der Posten der Seesoldaten trat beiseite, der Wachtmeister hielt seine Läuferlaterne vor das Schlüsselloch in der Tür und schob den Schlüssel hinein. »Ich habe ihn in diese leere Last gesperrt, Sir«, fuhr der Wachtmeister fort. »Zwei meiner Unteroffiziere sind bei ihm.«
    Als die Tür aufging, sah man, daß drinnen auch eine Läuferlaterne brannte. Die Luft in dem Raum war miserabel; McCool hockte auf einer Kiste, die beiden Unteroffiziere saßen an Deck und lehnten sich mit dem Rücken an die Schottwand.
    Die Unteroffiziere erhoben sich, als sie des Offiziers ansichtig wurden, aber auch als sie standen war kaum Platz für zwei Mann mehr. Hornblower sah sich kritisch in der Zelle um, offenbar war es nicht möglich, aus diesem Raum zu fliehen, auch eine Gelegenheit zum Selbstmord schien es hier nicht zu geben. Zuletzt nahm er seine ganze Kraft zusammen und blickte McCool in die Augen. »Sie sind mir zur Bewachung übergeben worden«, sagte er. »Das freut mich sehr, Mr. - Mr. -« sagte McCool und erhob sich von seiner Kiste. »Hornblower.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mr. Hornblower.« McCool sprach ein kultiviertes Englisch, nur eine Spur irischen Tonfalls verriet seine Herkunft. Er hatte seine roten Locken zu einem netten Schwänzchen geflochten, seine blauen Augen strahlten selbst in dem schwachen Kerzenlicht mit ungewöhnlicher Kraft. »Haben Sie irgendwelche Bedürfnisse?« fragte ihn Hornblower. »Gewiß, ich möchte gern etwas essen und trinken«, antwortete ihm McCool. »Seit die Esperance gekapert wurde, habe ich nichts mehr über die Lippen gebracht.« Das war gestern gewesen. Der Mann hatte also seit mehr als vierundzwanzig Stunden weder Nahrung noch Wasser bekommen.
    »Ich werde dafür sorgen«, sagte Hornblower. »Haben Sie sonst noch Wünsche?«
    »Eine Matratze, ein Kissen - irgendeine Unterlage, auf der ich sitzen kann«, sagte McCool. Dabei zeigte er auf seine Seekiste.
    »Ich trage einen anständigen Namen, aber ich möchte nicht, daß er mir in die Haut gepreßt wird.«
    Die Seekiste war ein wunderbares Stück aus Mahagoniholz.
    Ihr Deckel war eine starke Holzplanke, deren Oberfläche so weit abgemeißelt war, daß sein Name B. I. McCool als Hochrelief herausragte.
    »Gut, ich werde Ihnen auch eine Matratze kommen lassen«, sagte Hornblower.
    An der Tür erschien ein Leutnant in Uniform.
    »Ich heiße Payne und bin vom Stab des Admirals. Ich habe den Befehl, diesen Mann zu durchsuchen.«
    »Tun Sie das«, sagte Hornblower. »Meine Erlaubnis haben Sie«, sagte McCool.
    Der Wachtmeister und seine Unteroffiziere mußten die überfüllte Zelle verlassen, damit Payne seinen Auftrag erfüllen konnte. Hornblower stand in der Ecke und sah ihm zu. Payne arbeitete schnell und genau. McCool mußte sich nackt ausziehen, dann untersuchte Payne seine Kleidungsstücke mit aller Sorgfalt, einschließlich des Futters, der Nähte und der Knöpfe. Er knüllte die Sachen hier und dort zusammen und hielt dabei das Ohr an den Stoff, ob er versteckte Papiere knistern hörte. Dann kniete er vor der Seekiste nieder. Der Schlüssel stak im Schloß, so daß er den Deckel hochheben konnte. Uniformen, Hemden, Unterzeug, Handschuhe - jedes Stück wurde herausgenommen, geprüft und beiseite gelegt. Zwei kleine Kinderportraits nahm Payne besonders in Augenschein, konnte aber nichts Verdächtiges daran entdecken.
    »Die Dinge, nach denen Sie suchen«, sagte McCool, »wurden alle über Bord geworfen, ehe das Prisenkommando die Esperance erreichte. Sie finden hier kein Material, das meine Landsleute verraten könnte, darum hätten Sie sich diese Arbeit ersparen können.«
    »Sie können sich wieder anziehen«, sagte Payne kurz angebunden zu McCool. Er nickte Hornblower zu und eilte wieder davon. »Die Höflichkeit dieses Mannes ist geradezu überwältigend«, sagte McCool und knöpfte sich die Hose zu.
    »Ich will jetzt sehen, daß Sie bekommen, was sie wünschten«, sagte Hornblower.
    Er schärfte dem Wachtmeister und seinen Unteroffizieren noch größte Wachsamkeit ein, dann eilte er nach oben, um anzuordnen, daß McCool etwas zu essen bekam. Nach kurzer Zeit war er wieder zurück. McCool leerte gierig seinen Liter Wasser und bemühte sich, mit dem Hartbrot und dem Salzfleisch fertig zu werden.
    »Ein Kunststück ohne Messer und Gabel«, bemerkte er. »Die gibt es nicht«, antwortete Hornblower ausdruckslos. »Ich verstehe.«
    Es war seltsam, dazustehen und diesen Mann zu beobachten, der morgen sterben

Weitere Kostenlose Bücher