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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gehabt, sich über den fragwürdigen Schutz zu wundern, den es hier gab, aber für die abgekämpften, müden Besatzungen, die sich so lange im Seegang der Biskaya abgequält hatten und nun endlich der Felsenküste der Bretagne den Rücken kehren durften, war diese gischtgepeitschte Reede ein Paradies. Man konnte sogar Boote nach Brixham und Torquay entsenden, die dann mit Post und Frischwasser zurückkehrten. An Bord der meisten Schiffe hatten Offiziere und Mannschaften beides seit drei Monaten entbehren müssen. Selbst an jenem kalten Wintertag war es eine reine Freude, den Mund zu öffnen und einen Schluck frischen, klaren Wassers durch die Kehle rinnen zu lassen, das so ganz anders schmeckte, als die stinkende grüne Brühe, die noch gestern unter Bewachung ausgegeben wurde.
    Der jüngste Leutnant von HMS Renown ging in seinem warmen Peajackett an Deck auf und ab, während sein vor Anker liegendes Schiff schwerfällig in der Dünung rollte. Der schneidende Wind bewirkte, daß ihm die Augen tränten, dennoch hielt er unermüdlich Ausschau durch seinen Kieker, weil er als Signaloffizier dafür verantwortlich war, daß alle Nachrichten schnell abgelesen und weitergegeben wurden. Um diese Zeit war es ohnehin üblich, daß Meldungen über Kranke und Proviantbestand durchkamen und daß Kommandanten und Admirale der Unterhaltung pflogen. Einladungen zum Dinner waren hierhin und dorthin weiterzugeben, auch Neuigkeiten wurden auf diesem Wege verbreitet.
    Jetzt beobachtete er ein kleines Boot, das von der französischen Prise kam, die gestern im Kanal gekapert worden war. Schwer arbeitend hielt das kleine Fahrzeug auf die Renown zu. Hart, der Steuermannsmaat der Renown war als Prisenkommandant an Bord geschickt worden und hatte die gefährliche Sturmfahrt wie durch ein Wunder heil überstanden.
    Jetzt lag die Prise sicher inmitten der Flotte vor Anker, und Hart kam auf sein Schiff zurück, um irgendeine Meldung zu machen.
    Das ging den Signaloffizier zunächst kaum etwas an. Hart machte nur einen aufgeregten Eindruck, als er an Bord kam, und eilte mit seiner Nachricht alsbald unter Deck, nachdem er sich so kurz wie möglich beim Wachhabenden Offizier an Bord gemeldet hatte. Aber schon nach wenigen Minuten mußte der Signal-Leutnant dann erleben, daß ihn zu dieser ungewohnten Stunde der Dienst geradezu überfiel.
    Kapitän Sawjer selbst erschien an Deck. Hart folgte ihm, um die korrekte Übermittlung der Nachrichten zu beaufsichtigen.
    »Mr. Hornblower!«
    »Sir?«
    »Setzen Sie bitte dieses Signal.«
    Es war vom Kommandanten an den Admiral persönlich gerichtet. Der Anfang war einfach, denn es waren nur zwei Signalgruppen nötig, um das Signal › Renown an Flagge‹ zu geben. Dann folgten andere Fachausdrücke, die ebenfalls leicht wiedergegeben werden konnten, wie Prise, französische und Brigg, dann aber folgten Namen, die Buchstabe um Buchstabe signalisiert werden mußten. Das Ganze hieß: Die Prise ist das französische Staatsfahrzeug Brigg Esperance . An Bord befindet sich Barry McCool. »Mr. James«, brüllte Hornblower. Der Signalfähnrich stand direkt neben ihm, aber es war nun einmal der Brauch, daß man Fähnriche anschrie. Ein Leutnant ohne nennenswertes Dienstalter sah sich dazu besonders veranlaßt.
    Hornblower nannte ihm die Flaggen, und gleich darauf stieg das Signal zur Rahnock empor. Die Flaggleinen schlugen hin und her, als der Sturm an den Flaggen riß. Kapitän Sawjer wartete an Deck auf die Antwort, offenbar handelte es sich um eine wichtige Angelegenheit. Hornblower las das Signal noch einmal durch, denn bisher hatte er es nur als eine alltägliche Nachricht betrachtet, die übermittelt werden sollte. Aber selbst als er es zum zweitenmal las, hätte er nicht sagen können, warum es so wichtig sein sollte. Zwei endlose Jahre, die erst vor drei Monaten zu Ende gegangen waren, hatte er in spanischer Kriegsgefangenschaft zugebracht, und darum war auch seine Kenntnis der neuesten Geschichte lückenhaft. Eben darum wußte er auch mit den Namen Barry McCool nichts anzufangen.
    Dem Admiral aber schien dieser Name allerhand zu bedeuten, denn es war kaum genug Zeit vergangen, ihn unter Deck von der Meldung zu unterrichten, da stieg auch schon an der Rah der Victory eine Flagge empor. ›Flagge an Renown .‹ Hornblower las die Flaggen ab, sobald sie ausgerissen wurden, und hatte ihre Bedeutung sofort erfaßt: ›Ist McCool noch am Leben?‹
    »Antwort: Ja«, sagte Kapitän Sawjer.
    Kaum wehte das Ja, da

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