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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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für Euphenas Leid verantwortlich sein, wenn er sie nicht befreite. Zweifelnd blickte er hinunter. War das der Haufen, von dem sie gesprochen hatte? Oder war es ein anderer gewesen, über den er eben nicht gestolpert war, weil er gewusst hatte, dass es passieren würde? Helwyr rieb sich die Stirn. Ihm wurde soeben bewusst, wie viel man bei Prophezeiungen falsch machen konnte, wenn man von ihnen wusste!
    Er seufzte. Wenn er so weitermachte, kam er nie dazu Euphena zu retten. Das war sein Haufen und damit basta!
    Gut. Jetzt musste er ihn nur noch aufheben ... und dann? Mehr hatte Sybira nicht dazu gesagt. Er kam sich äußerst idiotisch vor, wie er da stand und den Misthaufen nachdenklich betrachtete. Die Leute starrten ihn schon an, als wäre er ein Mann der Straße, den die Armut verrückt gemacht hatte und nicht mehr zwischen halbverdautem Gras und einem Kupferling unterscheiden konnte.
    Helwyr fluchte leise und schnappte sich einen Pferdeapfel. Geekelt rümpfte er die Nase. Der Brocken in seiner Hand war noch warm. Helwyr suchte sich einen festen Stand und wartete ... irgendetwas Ungewöhnliches musste ja gleich passieren!
    Er wartete. Und wartete.
    Nichts rührte sich. Hatte er den falschen Haufen erwischt? Oder war er nicht zur rechten Zeit aufgetaucht, hatte er seine Chance vertan und musste Euphena jetzt unnötig leiden? Helwyr grunzte. War ja klar gewesen. Warum hatte er auch auf die alte gelockte Schachtel gehört? Das hatte er davon, jetzt stand er da wie ein Vollidiot!
    Mit einem Schnauben warf er den Brocken über seine Schulter und musterte die Gasse. Vielleicht sollte er einfach in einer finsteren Ecke nach Söldnern suchen. Damit kannte er sich wenigstens aus!
Ein Wutschrei riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Es klang, als pikste irgendjemand einen Bären mit glühenden Nadeln.
    Helwyr drehte sich um und starrte in das rote Gesicht des Hauptmanns Schnurrbart.
    »Du!«, presste er zwischen seinen Lippen hervor. Seine Augen quollen schon bedenklich aus dem Kopf.
    Jetzt erst bemerkte Helwyr, was ihn so aufregte; als er den Pferdemist achtlos über die Schulter geworfen hatte, war dieser unglücklicherweise im Weg gestanden.
    »Das hat man davon, wenn man sich von hinten an Leute heranschleicht.« Helwyr hob belehrend den Zeigefinger. »Tztz ... wie seht Ihr denn aus!« Schnell versuchte er die glänzende Uniform des Hauptmanns ein wenig abzuputzen, aber der ließ nur einen Brüller hören. Überraschung und ein wenig Wahnsinn spiegelten sich in seinen Augen.
    Helwyr zuckte entschuldigend mit den Achseln. Vermutlich war es wieder einmal Zeit abzuhauen. Er machte auf dem Absatz kehrt und trabte los. Hinter ihm tobte der Hauptmann los und schrie nach seinen Männern.
    »Bringt mir ... ggrrghhnng ... seinen Kopf!« Er musste aus Leibeskräften geschrien haben, denn sein Schrei endete in einem wilden Husten.
    Helwyr beschleunigte sicherheitshalber ein wenig. Inzwischen nahm ein Trupp aus fünf Männern die Verfolgung auf. Helwyr rannte jetzt, so schnell es sein verletztes Bein zuließ. Auf Dauer würde er das nicht durchhalten, er spürte, wie sein rechtes Knie nach wenigen Schritten immer wieder nachgab.
    Geschickt schlängelte er sich an einem Karren vorbei, wich einer edel gekleideten Dame mit zwei Mägden im Schlepptau aus und setzte über ein Fass, das ihm den Weg versperrte. Er musste seine Verfolger abhängen, sonst war es um ihn geschehen, oder zumindest landete er dann auch im Kerker, ... das kam dann ganz auf den Gehorsam des Hauptmannes gegenüber seiner Gräfin an.
    Knapp hinter sich hörte er es keuchen. Die Soldaten kamen immer näher. Helwyrs Lungen brannten, seine Seite schmerzte und inzwischen humpelte er wie ein Einbeiniger. So konnte das nicht weitergehen und die nächste Quergasse lag noch ein Stück entfernt.
    »Halt stehen ... bleiben!«, keuchte einer hinter ihm. »Ihr seid ... verhaftet!«
    Helwyr riskierte einen Blick über die Schulter. Der Rufer war ein Stück zurückgeblieben. Klar, wer schrie, hatte keine Luft mehr zum Laufen. Die anderen vier folgten dicht hinter ihm. Geübte Sprinter waren sie nicht, aber wenn er sein Tempo jetzt verlangsamte, würden sie ihn mühelos einholen. In letzter Sekunde tauchte Helwyr unter einem Metzgerschild durch, das er zu spät bemerkt hatte. Augen nach vorne auf der Flucht! Er brauchte einen Plan, und zwar schnell! Ohne viel nachzudenken, sprintete er mit letzter Kraft eine Steinbrüstung hinauf, die den breiten Aufgang zu einem der

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