Hornjäger (German Edition)
getrippelt war, bemerkte er zu spät, dass es von hier aus nicht weiterging. Er hatte sich selbst in die Falle gesetzt und die zwei Männer hinter ihm preschten bereits über Helwyrs improvisierte Brücke.
»Bleibt endlich stehen, verdammt!« Die linke Wache stützte die Hände auf die Knie und beugte sich nach vorne, um besser atmen zu können.
Helwyr rückte ein Stück zurück. Die anderen Häuser waren zu weit entfernt, um sie von hier erreichen zu können. Die Verfolgungsjagd war hier zu Ende!
»Ihr seid verhaftet! Der Hauptmann will Euch lebend, ... hab ihn noch nie so wütend gesehen.« Der andere grinste.
Verzweifelt schaute sich Helwyr nach allen Seiten um und rückte noch näher an den Rand. Unter ihm gab es nur drei Stockwerke Luft, dann eine dünne Schicht Menschen und Wagen und dann das Straßenpflaster.
»Ich jedenfalls freue mich schon, einen spendiert zu bekommen!« Der Linke war wieder zu Atem gekommen und schlug seinem Kollegen freundschaftlich auf die Schulter. »Holen wir uns das Vögelchen!« Sie kamen drohend auf Helwyr zu. Unwillkürlich machte er noch einen Schritt nach hinten. Er hielt sein Gleichgewicht am Rand, zu gut er konnte.
Er schloss die Augen, streckte die Arme auf die Seite, zählte langsam bis vier und ließ sich dann rückwärts vom Dach fallen.
H ast recht, schmeckt nicht besonders, aber trotzdem könnte ich jetzt einen ganzen Kessel davon verdrücken!« Euphena sprach mit vollem Mund. In guter Gesellschaft hätte sie sich das nie erlauben dürfen, aber hier wurde schließlich kein großer Wert auf Manieren gelegt. Gefelerius, der jetzt am Fenster stand und hinausstarrte, hatte Unrecht gehabt. Sie hatte einen Teller zu essen bekommen, aber der Wachsoldat hatte vor ihren Augen all seinen Rotz aufgezogen und dann in ihr Essen gespuckt.
Gefelerius hatte darauf bestanden ihr seine Portion zu überlassen und die andere nicht angerührt. Zuerst hatte Euphena sich geziert, aber als sich ihr Magen zu Wort gemeldet hatte, war ihr Widerstand erstaunlich schnell abgeebbt. Was auch immer das war, es schmeckte eigentlich ganz gut. Zumindest konnte Euphena nicht aufhören, es in sich hineinzuschaufeln.
»Willst du nicht auch etwas? Ist noch genug da!«
Gefl antwortete nicht, sondern starrte weiter aus dem Fenster.
»Gefelerius!«
»Hm?«, er drehte sich um.
»Willst du auch was?« Sie hielt ihm den Teller hin.
»Ach, weißt du ich krieg diesen Fraß schon seit zwei Wochen, die können mich kulinarisch nicht mehr überraschen.« Er drehte sich wieder zum Fenster.
»Was ist denn so spannend?«, fragte sie erstaunt.
»Da turnt jemand auf den Dächern herum.« Er hatte etwas Melancholisches, fast Beneidendes in der Stimme. »Sein Stil ist etwas wackelig, aber dafür immer noch besser, als der seiner Verfolger.«
Jetzt war Euphenas Interesse geweckt. Sie stand auf und ging mit ihrem Teller in der Hand zu ihrem Zellengenossen hinüber.
»Oh!«, machte der.
»Was ist passiert?«, schnell stieg sie zu ihm auf die Pritsche und spähte hinaus.
»Er ist runtergefallen«, meinte Gefelerius trocken.
Euphena suchte mit den Augen die Dächer ab, konnte aber nichts Auffälliges erkennen.
»Sieh nur wie die Schwalben fliegen.« Gefelerius stellte sich dicht hinter sie und blickte über ihre Schulter. Euphena hörte ihn neben ihrem Ohr atmen und spürte die Wärme seines Körpers, ohne dass er sie berührte. Sie räusperte sich und löffelte weiter das Essen in sich hinein.
»Wie frei sie sind ... können gehen, wohin auch immer sie wollen.« Er stütze seine Hände am Fenstersims ab und sperrte Euphena dazwischen ein.
»Ja, ein schöner Gedanke.« Mampfte sie mit vollen Backen. »Nicht mehr lange und wir werden auch wieder frei sein! Ich jedenfalls habe nicht vor noch länger hier zu bleiben!«
Gefelerius schmiegte seine Wange in ihre Haare. Besonders angenehm konnte das ja nicht sein, inzwischen hatte sich nämlich so viel Stroh darin gefangen, dass sie langsam wie eine wandelnde Vogelscheuche aussehen musste.
Euphena räusperte sich erneut. Diesmal etwas lauter.
»Oh, Verzeihung!« Gefl hob seinen Kopf. »Euphena ich ...« gedankenverloren strich er mit einem Finger die Kurve ihres Halses nach, vom Ohr bis zu ihrem Schlüsselbein.
»Gefelerius!« Sie drehte sich um und sah ihn herausfordernd an.
»Weißt du eigentlich, was für einen verlockenden Hals du hast?« Seine Stimme klang plötzlich so rau wie ihr verdrecktes Leinenkleid.
Euphena hob eine Augenbraue und sah ihm in seine
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