Hornjäger (German Edition)
Name.«
»Er entstand als Suns, der Begründer unserer Gruppe, eines Tages vor dem Herzog der Schlingerer Lande spielte.«
Helwyr sah sie aufmerksam an, also erzählte sie weiter.
»Der Herzog und seine Gäste konnten einfach nicht genug bekommen. Es war - sagt man - eine so fröhliche Gesellschaft, dass man Suns seine Kunststücke wieder und wieder vorführen ließ!«
Da Sybira noch immer nicht tot vom Stuhl gefallen war, wagte sich Helwyr vor und nahm auch ein Schlückchen von dem Tee. Er schmeckte gar nicht mal so schlecht.
»Jedenfalls bat er den Herzog, als Suns am Ende seiner Kräfte war, dessen Lieblingsfalken holen zu lassen, für ein großes Finale, nach dem alle Anwesenden so sehr verlangten.«
Sybira machte eine kurze Pause. »Er ließ den Falken fliegen, schnappte sich einen Bogen, entzündete den Pfeil an einem der umstehenden Kohlebecken und bereitete dem gierigen Herzog den Flug eines Feuerfalkens. Zugegeben, es war ein kurzer Flug, aber der blieb in den Gedächtnissen haften, das könnt Ihr mir glauben, Helwyr.«
Er sog zur Antwort hörbar die Luft ein.
»Wisst Ihr auch, was das Schlimmste daran ist?« Sybira lehnte sich vor.
Helwyr hob die Augenbrauen.
»Dem Herzog hat es gefallen.«
Er verzog überrascht das Gesicht. Der nächste Schluck schmeckte noch besser.
»Und was ist Eure Aufgabe?«, fragte er schließlich. Sein Bein beruhigte sich langsam.
»Ich habe es nicht so mit der Akrobatik. Meine Welt sind die Karten.« Sie lehnte sich zurück und musterte Helwyr.
»Ihr seid also eine Wahrsagerin?«
»Glaubt Ihr daran?«
»Sollte ich etwa?« Helwyr hob schelmisch eine Augenbraue.
»Weiß‘ nicht. Manchmal glaube ich selbst nicht daran.« Sybira ließ erneut ihr kehliges Lachen hören.
»Ihr habt ein gemütliches Zelt, einen hervorragenden Tee und ein Talent Geschichten zu erzählen, aber ich fürchte, holde Sybira, ich muss wieder meines Weges gehen.« Sein Bein war ausgeruht und außerdem hatte er noch einen Gefängnisausbruch vorzubereiten. Es war Zeit zu gehen.
»Ich dachte, Ihr wisst noch gar nicht, wie Ihr Euphena befreien wollt.«
Helwyr hielt in seiner Bewegung inne. Woher wusste sie das?
»Verblüfft?« Sie lachte und begann sich eine Pfeife zu stopfen. »Das bin ich auch nach über fünfzig Jahren noch.« Sie lachte.
Er ließ sich zurück auf den Sessel plumpsen und starrte sie an.
»Ich finde auch, Ihr braucht Euch keine Sorgen über Eure gemeinsame Zukunft zu machen. Wenn Ihr sie liebt, wird sich ein Weg finden, glaubt einer alten Frau.« Sybira paffte lautlos vor sich hin. »Ihr dürft den Mund jetzt wieder zu machen.«
Er gehorchte. »Woher wisst Ihr das alles?«
»Die Spatzen pfeifen viel von den Dächern.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Aber das ganz bestimmt nicht!«
Sybira antwortete nicht darauf, sondern versuchte sich darin Rauchkringel in die Luft zu blasen. Es gelang ihr nur teilweise.
»Und ... wie wird alles ausgehen?« Schnell räusperte sich Helwyr. Seine Stimme hatte viel zu piepsig geklungen!
»Ich wäre doch nie so unverschämt, Euch die Spannung zu nehmen!« Sie schüttelte tadelnd den Kopf. »Nur so viel sei gesagt: Wenn du den Pferdeapfel in die Hand nimmst, über den du stolperst, kommt Euphena aus ihrer Zelle frei«, verkündete Sybira mit getragener Stimme.
Helwyr blinzelte verdutzt. Jetzt fiel ihm wieder ein, warum er mit solchen Sachen nie viel am Hut gehabt hatte: Sie hörten sich allesamt nach einem gewaltigen Schrott an!
»Warum sollte ich in Pferdescheiße greifen?«
»Bursche, tu es einfach! Und jetzt lauf deinem Schicksal entgegen.« Sie lächelte so lieblich, sie konnte, was irgendwie ein bisschen gruselig aussah.
»Nun gut ... dann habt Dank für den Tee und ich wünsche Euch ...«
»Rede nicht so viel, wir sehen uns ohnehin gleich wieder!« Mit diesen Worten scheuchte sie ihn aus ihrem Zelt.
H a!«, rief Euphena triumphierend aus. »Mein Reiter schlägt deinen Lanzenstecher! Na was sagst du jetzt?« Behutsam schob sie den Strohhalm, der ihren Reiter darstellte ein Stückchen nach vorne und bedrohte damit den spröden Lanzenstecher Gefls.
»Oh! Das würdest du nicht wagen!« Protestierte der gespielt ernst. »Euphena, das kannst du mir nicht antun ... er ist der Letzte seiner Art!«
Sie saßen inmitten der Zelle und hatten eine der Steinplatten komplett leergefegt. Ihr Spielfeld hatte die perfekten Maße, nur an den Figuren war es gescheitert. Euphena hatte kurzerhand Strohstückchen zu handlicher Größe gebrochen und
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