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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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ruiniert, aber wäre sie an seiner Stelle gewesen, hätte sie vielleicht genauso gehandelt. Oder etwa doch nicht? Eigentlich hätte er auch mehr Herz zeigen können, schließlich konnte sie ja nichts für dumme Zufälle.
    Nein, er hatte sie eindeutig zu hart behandelt! Gefelerius hatte recht: Sie war wütend auf Fengus. Schließlich saß sie seinetwegen in diesem Loch und musste seinetwegen ihr Leben riskieren! Ihr war durchaus bewusst, dass sie sich diese Suppe zur Hälfte selbst eingebrockt hatte, aber die andere Hälfte war definitiv seine Schuld! Gefelerius musterte sie immer noch. Dann nickte Euphena. »Nein, doch nicht.«
    »Sonst wärst du nicht hier, fernab der Heimat.« Stellte er fachmännisch fest.
    »Und was ist mit dir? Bist du im Reinen mit der Welt?« Überlegt versuchte Euphena, ihre Strohhalm-Front zu verstärken.
    »Kann man nicht so sagen, nein!«
    »Was ist passiert?« Sie zog einen Strohreiter hinter ihren Bauern.
    »Du hast bei Hofe gelebt, oder?«
    Euphena seufzte. Immer diese Gegenfragen! »Ja, habe ich und ich habe vor auch weiterhin dort mein Dasein zu fristen, fragt sich nur, ob es mir gelingt ...«
    »Ich habe einst auch an einem Hof gelebt.« Gefelerius legte sich auf die Seite, stützte sich mit dem linken Ellenbogen ab und streckte die Beine. Euphena fiel zum ersten Mal auf, was für kleine Füße er eigentlich hatte. Für einen Mann seiner Statur höchst erstaunlich. Plötzlich grinste er. »Ich war ein Prinz.«
    Euphena lachte. »Ehrlich? Kann man sich bei dir gar nicht vorstellen! Du wirkst eher wie ein Vagabund, denn wie ein Edelmann.«
    Gefl strich sich über den Bart und sagte nichts. Sofort bereute Euphena ihre Worte. Sie hoffte, dass sie ihn nicht verletzt hatte.
    Aber Gefelerius lachte nur laut auf. »Da geht es dir nicht wie den anderen!«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Warst du jetzt ein Prinz oder nicht?« Euphena wurde ungeduldig.
    »Ich denke schon. In Wirklichkeit ist doch nichts wirklich. Traum oder Realität, manchmal muss man sich entscheiden, aber jeden Tag darf man erneut wählen!« Genüsslich drehte er sich auf den Rücken und wetzte ein wenig Hin und Her, um ihn sich zu kratzen.
    Euphena schwieg. »Sagst du es mir jetzt?«
    »Was soll ich dir sagen, Herzchen?« Er schob den Kopf nach hinten und sah sie verkehrt herum an.
    »Wo sie leben.«
    Mit einem Schlag verdüsterte sich Gefls Miene. »Nein.« Er drehte sich weg. Jetzt hatte Euphena ihn gekränkt.
    »Tut mir leid«, murmelte sie kleinlaut und starrte auf ihre Hände.
    Gefelerius rollte sich wieder auf den Rücken. »Wieso willst du da unbedingt hin?«
    Euphena überlegte kurz. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen oder irgendwelche Ausflüchte benutzen? Sie zuckte leicht mit den Achseln. Wieso nicht. Wenn sie ehrlich war, war er es später vielleicht auch.
    »Ich muss das goldene Horn des Aigidenkönigs stehlen, damit ich nicht in einem Leben voller Qual versinke.«
    Gefelerius sackte der Kiefer hinunter. Dann begann er, lauthals zu lachen.
    »Was ist so lustig daran?«
    Er lachte weiter. Je länger er so dalag und vor sich hinkicherte, desto grausamer klang es.
    »Ha! Euphena du armes, armes Mädchen! Versuch dich an den Gedanken des Lebens voller Qual zu gewöhnen, denn glaube mir, deine Mission ist zum Scheitern verurteilt!« Mit einem Ruck drehte sich Gefl wieder ihrer Landkarte zu und spießte mit seinem Bullen Euphenas Reiter auf.
    Sie war innerlich erstarrt. Damit hatte sie definitiv nicht gerechnet. Natürlich war ihre Aufgabe schwierig und natürlich war sie sich bis vor wenigen Tagen noch nicht einmal sicher gewesen, dass sie überhaupt schaffbar war, aber dieses Urteil aus dem Mund eines Mannes, der das Volk selbst gesehen hatte, war ein vernichtender Schlag in ihr Gesicht.
    »Ich verstehe nicht ... wieso ... was ...« Sie wollte eine Erklärung!
    »Mittagessen!«, rief Gefelerius, sprang mit einem Satz auf und rannte zur Tür, an der schon ein Schlüsselbund klirrte.

H elwyr stand neben einem gelbgetünchten Bürgerhaus und besah sich den Boden. Vor ihm lag ein frischer Haufen Pferdescheiße.
    Nachdem er das Sybiras Zelt verlassen hatte, war er durch die Straßen gewandelt und hatte unwillkürlich genauestens auf den Boden geachtet. Er war an einigen Haufen Pferdemist vorbeigekommen, war aber nie darüber gestolpert, weil er durch ihre Weissagung sowieso darauf geachtet hatte. Natürlich war es vollkommener Blödsinn, den sie ihm verkündet hatte ... aber wenn sie doch recht hatte, wollte Helwyr nicht

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