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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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Wohnhäuser begrenzte und sprang. Seine kräftigen Hände schlossen sich um die höhergelegene Fahnenstange, mit Schwung wuchtete er sich hinauf und bohrte seine Finger sofort zwischen einen halbgeöffneten Fensterladen im ersten Stock. Er wartete einen Moment wie ein Eichhörnchen am Baum, bis er seinen Halt gefunden hatte, und kletterte dann vorsichtig weiter. Von der Fahnenstange aus stemmte er einen Fuß gegen die Stuckverzierungen und schnappte sich den nächstgelegenen Fenstersturz, um sich weiter hochzuziehen.
    Schräg über seinem Kopf gab es einen schmalen Holzbalkon, den er von seinem derzeitigen Standort gut erreichen konnte. Mit aller Kraft zog er sich an der Wand hoch, schwang zuerst sein kräftiges Bein über das dünne Holzgeländer und zog dann das verletzte nach.
    Vorsichtig beugte er sich über die Tiefe unter ihm. Zwei der Soldaten starrten zu ihm hoch und schienen ihn im Auge zu behalten, der Schreihals von vorhin trudelte gerade bei den anderen ein und die übrigen zwei waren dabei, das Haus zu stürmen. Helwyr fluchte und stieg auf das dünne Holzgeländer. Ein leises Knirschen unter seinen Fußsohlen trieb ihn zur Eile an. Helwyr streckte sich und versuchte mit den Fingern die Regenrinne über ihm zu erreichen. Drinnen im Haus polterten bereits Soldatenstiefel die Treppe hinauf und die Rinne lag ein Stück zu hoch für ihn. Helwyr konnte springen, aber dann musste er sich sicher sein, dass die Regenrinne halten würde und er nicht aus Versehen wieder losließ, sonst konnte er sein Dasein als blutiges Rinnsal im Abwasserkanal der Straße beenden.
    Auf einmal krachte unter ihm eine Tür. Der entsetzte Schrei einer Frau zerriss die Luft. Aber noch, bevor die Soldaten den Balkon erreicht hatten, sprang er.
    Die Rinne hielt.
    Mit einem Poltern stürmte eine der Wachen den Balkon und schnappte nach Helwyrs baumelnden Füßen, aber er war schneller.
    Er biss die Zähne zusammen und zog sich aufs Dach. Die Holzschindeln waren vom Wetter gegerbt, aber sie boten trotzdem einen recht guten Halt. Vorsichtig folgte er dem First. Von hier hatte man einen wunderbaren Ausblick über die Stadt, fast so schön wie von der Residenz Marezzas auf dem Burgberg.
    Konzentriert setzte Helwyr einen Fuß vor den anderen und beobachtete das Treiben unter ihm. Schritt für Schritt bewegte er sich über das schräge Dach. Wenn er Glück hatte, konnte er vielleicht auf der anderen Seite des Wohnblocks ein offenes Fenster erreichen, oder er fand eine Dachluke, in der er sich verstecken konnte. Unter ihm blieben bereits die ersten Menschen stehen und gafften gebannt zu ihm hinauf.
    Plötzlich klapperte es hinter ihm. Vorsichtig blickte Helwyr nach hinten. Nur wenige Schritte entfernt stiegen die zwei Wachen durch eine Falltür, die Helwyr übersehen hatte, zu ihm aufs Dach.
    »Verdammter Mist!«, murmelte er. Ließen sie ihn denn nie in Ruhe! Auf Zehenspitzen balancierte Helwyr über den First zum Ende des kleinen Vorsprunges. Das nächste Haus war ein wenig niedriger. Mit einem Satz sprang er hinunter und kam wackelig zum Stehen. Die Wachen sprangen ihm hinterher. Helwyr balancierte vorwärts über das niedrige Häuschen und zog sich auf das nächste Dach, das glücklicherweise wesentlich flacher gehalten war. Er überquerte es im Laufschritt und kam an ein schmales Gässchen unter ihm. Ohne groß zu überlegen, nahm er zwei Schritte Anlauf und sprang über das Gässchen auf die andere Seite.
    Die Landung presste ihm die Luft aus den Lungen.
    Während er sich hochrappelte und hastig einatmete, gab sein Bein endgültig nach und sackte unter ihm weg. Helwyr rutschte aus und schlitterte auf den Rand des Daches zu. Verzweifelt versuchte er sich an den Schindeln festzuhalten und fand in letzter Sekunde Halt. Seine Fingerkuppen brannten.
    Vorsichtig zog er sich Stück für Stück das Dach wieder hinauf, und rollte sich erschöpft auf den Rücken. Er wollte noch einen Moment durchatmen. Die Wachen waren ja hoffentlich nicht so blöd ihm hierher zu folgen!
    Helwyr sah zu ihnen hinüber. Der linke nahm Anlauf.
    So kann man sich irren, dachte Helwyr, rappelte sich hoch und humpelte weiter. Ein lautes Plumpsen hinter ihm verkündete die Ankunft seiner Verfolger. Er fluchte. Jetzt ging die Rennerei also schon wieder los. So schnell er konnte, hetzte er über die Dächer, sprang auf tiefer gelegene und kämpfte sich durch das wildromantische Rosengestrüpp kleinerer Dachgärten. Nachdem er über eine Planke auf das nächste Dach

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