Hornjäger (German Edition)
grünen Augen mit den eckigen Pupillen. Er hatte schöne Augen, aber es waren eben nicht die Augen Helwyrs.
»Du möchtest nicht zufällig ... ich meine ...« Verlegen drehte er an seinen Fingern.
Euphena hob auch noch die zweite Augenbraue.
»Ach vergiss es ...« Gefelerius hüpfte von der Bank. »Es tut mir leid, man wird einsam hier.
Langsam stieg Euphena zu ihm hinunter und stellte sich direkt vor ihn. Behutsam legte sie eine Hand auf seine Wange und kniff ihn dann spielerisch hinein. »Iss, den Rest. Ich bin satt!« Sie drückte ihm den Teller in die Hand und ging zurück zur Pritsche.
Lustlos stopfte sich Gefl den Gefängnisfraß in den Mund.
»Was meinst du, können wir uns selbst aus diesen Mauern befreien? Vielleicht mit einem Trick?« Euphena schlug die Beine übereinander.
Gefelerius seufzte und setzte sich neben sie. »Was für ein Trick zum Beispiel?«
»Ich habe einmal gehört, dass sich jemand krank gestellt hat, dann die Wache dahergelaufen kam und überwältigt wurde.«
Gefelerius lachte laut auf. »Woher hast du denn diesen Blödsinn? Das funktioniert vielleicht bei Geiseln, für die man ein saftiges Lösegeld kassieren will, oder bei äußerst blöden Wachen, aber wenn wir so tun, als ob wir uns vor Schmerzen winden, fangen die da draußen doch nur an, Wetten zu schließen, wer als erster draufgeht. Nein, nein, Euphena. Wir sind denen völlig egal!« Gefelerius schabte die letzten Reste vom Teller, während er sprach.
»Hmm.« Euphena überlegte. »Oder wir bestechen diesen fetten Idioten da draußen?«
»Und womit?« Gefl sah sie zweifelnd an. »Euphena, glaube mir, ich hatte Zeit genug darüber nachzudenken, aber die Mauern sind dick, die Tür stabil, die Gitterstäbe sitzen fest und ein Laken zum Abseilen haben wir ohnehin nicht.« Mit Hingabe begann er, den Teller auszuschlecken.
»Aber man muss doch etwas tun können!«, protestierte sie.
»Ja, verwandel dich in ein Vögelchen und fliege von dannen. Anders kommst du hier nicht raus, Mädel!« Mit einer theatralischen Geste warf er den Teller vor die Tür. »Also: Wir waren vorhin bei deiner Lebensgeschichte. Inzwischen weiß ich, dass du am Hof von irgendjemandem, den ich sowieso nicht kenne, gelebt hast, und was ist dann passiert? Lass mich raten ... sie haben dich mit dem König erwischt!«
Euphena knuffte ihn in die Seite. »Nein!« Zugegeben schauderte sie bei dem Gedanken an Fengus leicht.
»Oh, dann vielleicht mit der Königin?«, fragte Gefl vorsichtig.
Euphena lachte. »Weit gefehlt! Aber ich bin bereit meine Geschichte zu tauschen.«
»Und wogegen?«
Ihn noch einmal zu fragen, weshalb er kein Prinz mehr war, wagte sie nicht, über die Aigiden gab er auch keine Auskünfte und aus seiner Arbeit bei den Feuerfalken machte er auch noch ein großes Geheimnis.
»Hm.« Euphena hatte sichtlich zu lange überlegt.
»Weißt du was? Ich tausche gegen eine Fertigkeit. Du erzählst und ich bringe dir dafür etwas bei!« Gefelerius wackelte mit den Augenbrauen.
Euphena musste lachen. »Einverstanden! Also pass auf: Eines Tages geh ich über den Markt und da ist mir so ein klitzekleines Missgeschick passiert ...«
»Warte!«, rief Gefelerius plötzlich. Er drehte sich auf den Rücken und legte seinen Kopf auf Euphenas Schoß. »... weiter!«
Sie schmunzelte. Genau das hatte das Prinzesschen immer gemacht, wenn Euphena begann, eine Geschichte zu erzählen. Sie vermisste ihre neugierigen Kinderaugen.
»Also, ich ging über den Marktplatz und da war dieser Stier ...«
H elwyr fiel.
Konzentriert hielt er seinen Atem an und versuchte nicht zu schreien. Der Wind pfiff ihm um die Ohren und ließ seine Kleidung wie eine Fahne flattern.
Mit einem geräuschvollen Rascheln landete er auf der Spitze eines Heuhaufens, rollte zur Seite und schlug mit dem Kopf gegen die vordere Wand der Ladefläche. Helwyr stöhnte auf und schaufelte sofort etwas Heu über sich. Er betete, dass der Fahrer und die Wachen nicht schnell genug gewesen waren, um ihn zu entdecken.
Der Heuwagen war genau im richtigen Augenblick gekommen, sonst hätte ihn entweder die Wache erwischt, oder er wäre nur noch ein Häufchen Fleisch und Knochen auf der Straße. Mit einem Mal war er furchtbar müde, mit letzter Kraft bohrte er sich ein Luftloch durch das Heu, um die kitzelnden Halme von seiner Nase fernzuhalten.
Angestrengt lauschte Helwyr nach draußen. Der Fahrer summte weiter vor sich hin und die Ochsen stampften im gleichmäßigen Rhythmus durch die Straßen.
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