Hornjäger (German Edition)
nicht verrät. Vielleicht können wir ihm etwas entlocken, wenn er wieder auf freiem Fuß ist.«
Wie als hätte er seinen Namen gehört, kam er laut bekennend auf die beiden zu und bedeutete ihnen schneller zu machen.
Schnell drückte Helwyr Euphena an sich. »Wenn du draußen bist, folge ihm zu den Feuerfalken. Die Wahrsagerin wird dich aufnehmen, bis ich von deinem Ausbruch erfahre. Ich werde inzwischen Jyrsin und Nagda verständigen, damit sie sich keine Sorgen machen«, raunte er ihr noch zu.
»Mein Sohn, ich danke dir für dein Bekenntnis!«, sagte er laut zu Gefelerius und bat ihn mit einem Blick auf Euphena aufzupassen. »Ich werde für euch beide opfern!« Oder dich, wenn ihr etwas zustößt, schien Helwyrs Blick hinterherzuschicken. Gefl verzog das Gesicht, nickte dann aber kurz.
»Wache! Du kannst mich hinauslassen, die Sünder haben Reue gezeigt!«, verkündete er noch in einem getragenen Tonfall und ließ Euphenas Hände los. Er zwinkerte ihr ein letztes Mal zu, ließ seinen Mantel fliegen und verschwand durch die Tür.
Mit einem Mal fühlte sich Euphena wieder schrecklich allein. Ihre Haut fühlte sich an den Stellen, an denen sich ihre Hände berührt hatten, an als wären lauter warme Fünkchen in ihr gefangen. Sie wagte es nicht sie zu bewegen, aus Angst das Gefühl zu verscheuchen. Alles, was ihr jetzt wieder blieb, war die Erinnerung.
»So!« Die dicke Wache trat durch die Tür. »Der komische Kauz ist weg, jetzt wollen wir doch einmal sehen, ob er euch auch nichts dagelassen hat!« Die Wache ließ den Blick durch die Zelle schweifen und sah unter die Pritsche, schabte mit dem Fuß ein wenig im Stroh.
Euphenas Herz begann wie wild zu pochen. Wenn er den Dietrich bei ihr fand, war alles aus! Ihre einzige Chance auf Freiheit würde sie sich nicht nehmen lassen! Unbemerkt machte sie ein paar Schritte zurück, bis sie mit der Ferse gegen den Kübel stieß. Kramp fhaft umklammerte sie mit den Fingern ihren Schlüssel in die Freiheit. Die Wache suchte weiter.
»Du da! Hände nach vorne.« Euphenas Herz machte einen Satz. Schnell trat Gefelerius vor und streckte ihm beide Hände unter die Nase. Euphenas Augen huschten hin und her. Was sollte sie jetzt bloß tun? Die Wache stieß Gefl unsanft zur Seite und kam auf sie zu.
Euphena hustete laut und ließ den Dietrich fallen. »Du auch: Hände nach vorne!« Die Wache wedelte mit einer Rute.
Sie gehorchte und streckte ihre leeren Hände vor sich. Die Wache grunzte und stieß auch sie zur Seite. Gewissenhaft untersuchte sie den Boden rund um das Fleckchen, wo Euphena soeben noch gestanden hatte und stocherte mit der Rute im Stroh herum.
»Ich hoffe, Ihr habt alles zu Eurer Zufriedenheit vorgefunden?«, spöttelte Gefelerius, als die Wache Anstalten machte die Zelle zu verlassen.
Der dicke Soldat drehte sich noch einmal um, schlug Gefl für seine Frechheit gegen das Bein und warf dann mit einem Rumsen die Tür ins Schloss.
Sie warteten, bis die Schritte auf der Treppe verklungen waren.
»Euphena, wo ist der Dietrich?«, Gefelerius kam auf sie zugestürmt.
Sie verzog das Gesicht und deutete auf den leise vor sich hinstinkenden Kübel in der Ecke.
Gefl’s Miene gefror, als ihn die Erkenntnis traf. »Das ist jetzt aber nicht wahr oder?«
»Ich fürchte doch«, sagte Euphena kleinlaut.
Gefelerius betrachtete den Kübel von allen Seiten. »Uh, das wird ganz schön widerlich den da rauszuholen ... nun ja. Viel Spaß dabei!« Er fläzte sich auf die Pritsche und drehte ihr den Rücken zu.
»Wieso soll ich den da rausholen?« Euphena war empört.
»Weil du ihn hast reinfallen lassen.«
»Ich hatte keine andere Wahl! Außerdem ist das doch wohl dein Inhalt da drin, also solltest du ihn auch rausholen!« Sie stemmte die Hände in die Hüften.
»Und wenn ich mich weigere?« Er drehte sich zu ihr um.
»Dann fürchte ich, kommen wir hier nie raus!« Sie warf die Hände in die Luft.
»... und wenn ich dich bitte?«
Gefl lachte. »Ha! Da könntest du sogar nackt vor mir stehen und ich würde mich dennoch weigern!«
Euphena dachte nach. »Und wenn wir ihn umkippen und ausleeren?«
»Und wohin willst du die Brühe schütten?« Er setzte sich auf. »Wenn du nicht in der Scheiße sitzen willst, muss einer von uns da reingreifen! Und das bin garantiert nicht ich!« Er drehte sich wieder demonstrativ um.
Euphena biss die Zähne zusammen und stieß einen leisen Wutschrei aus. Gefelerius konnte so ein Kindskopf sein!
»Gut!« Sie baute sich neben ihm auf.
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