Hornjäger (German Edition)
vorbereitet.
»Bin ich froh, dass ich da nicht reingreifen muss!« Gefelerius hatte ein bösartiges Grinsen aufgesetzt und sah sie von der Seite an.
Ja, es war alles hervorragend gelaufen ... bis Gefelerius sie besiegt hatte.
Sie hatte keine bedeutenden Fehler gemacht, das Glück war auch mit ihr gewesen, aber ihr Zellengenosse war mittlerweile einfach besser!
Euphena starrte ihre rechte Hand an. Ihre Fingernägel waren dreckig und ihr Arm hatte zwei kleinere Kratzer. Ein Grund, um einem königlichen Ball fernzubleiben, aber nichts im Vergleich zu dem, wie er in wenigen Minuten aussehen würde.
»Soll ich dir helfen, deinen Ärmel hochzukrempeln?« Gefelerius versuchte die Schadenfreude in seiner Stimme zu unterdrücken, aber ganz schaffte er es nicht.
Euphena streckte ihm ihren Arm hin.
»Eine Schande«, murmelte er und strickte das Leinen bis über ihren Ellenbogen hinauf.
»Ich wäre immer noch bereit dir den Vortritt zu lassen, wenn du gerne möchtest ...«, bot Euphena an.
Gefelerius winkte galant ab. »Man soll eine Dame nie ihres Vergnügens berauben!«
Sie streckte ihm die Zunge hinaus. »Man soll Damen auch nicht ihres Geldbeutels berauben, und trotzdem tust du es!«
»Das ist etwas anderes, Euphena.«
Sie hob ungläubig die Augenbrauen.
»Die Geldbeutel, die ich mir pflücke, sind stets so schwer gefüllt, dass sie beinahe schon eine Last für diese edlen Dämchen darstellen. Sie ziehen am Gürtel und lassen dadurch ihr Kleid verrutschen«, erklärte Gefelerius fachmännisch. »Ich tue ihnen damit also nur einen Gefallen!«
Euphena verdrehte die Augen. »Kannst du uns zwei wenigstens allein lassen?«
»Nein.« War ja klar! »Verzeih mir Euphena, aber ich sitze hier seit zwei Wochen in grausamster Langeweile, ich glaube, ich kann da einfach nicht wegschauen!«
Das würdigte Euphena mit keiner Reaktion. Sie starrte in den Kübel. »Scheiße!«, murmelte sie. Sie wollte das nicht! Sie wollte das ganz und gar nicht!
»Da könntest du recht haben«, kommentierte er trocken.
Euphena explodierte. »Gefl, wenn du schon keine Hilfe bist, dann halt wenigstens die Klappe!«
»Schon gut, schon gut ...«, er hob beschwichtigend die Hände. »Ich sage nichts mehr ... und lass dich ganz in Ruhe mit deiner ... Aufgabe.«
Steif ließ sich Euphena auf die Knie fallen. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie ihren Arm darin versenken musste. Der Gestank saß so beißend in ihrer Nase, dass sie gegen aufkommende Übelkeit ankämpfen musste. Euphena war schlecht. Richtig schlecht. Langsam näherte sie sich mit einem Finger der stinkenden Masse.
Aber noch bevor sie die Oberfläche berührte zuckte sie unwillkürlich zurück. Ihre Zehen verkrampften sich. Sie hätte jetzt auf der Stelle losheulen können.
Gefl umfasste mit beiden Händen ihre Schultern. Wieder näherten sich ihre Finger dem Eimerrand, sie verharrte über der braunen Masse.
Plötzlich spürte Euphena, wie ihr eine heiße Träne über die Wange lief. »Ich kann das nicht!«
»Schätzchen, wenn du so weitermachst, feiern wir beide noch unseren hundertsten Geburtstag in dieser Zelle. Na mach schon, rein mit der Hand!«
»Ich kann nicht!« Eine zweite Träne kullerte über ihre Wange.
Gefelerius schnappte sich ihren Arm und drückte ihn bis zum Anschlag in den Kübel.
Euphena schrie entsetzt auf. Reflexartig wollte sie ihren Arm zurückziehen, aber Gefelerius hielt sie fest.
»Greif dir den Dietrich«, sagte er ruhig.
Euphena schloss die Augen und tastete den Boden des Kübels ab. Sie fühlte sich wie die Mägde, die beim Ausheben der Kanäle helfen mussten, wenn sie wieder einmal verstopften. Ihr kleiner Finger stieß an etwas Hartes. Mit festem Griff umschloss sie mit ihrer Faust den Dietrich. »Hab ihn«, flüsterte sie beinahe erleichtert.
Gefelerius ließ ihren Arm los. Mit einem schmatzenden Geräusch zog Euphena ihn aus dem Eimer und erhob sich wankend. Vorsichtig legte sie den Dietrich ins Stroh und übergab sich dann in den Kübel
»Gut gemacht!« Gefelerius klopfte ihr auf die Schulter und rieb ihr Werkzeug mit viel Stroh trocken.
Erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand. Ihren Arm würde sie nie wieder sauber kriegen! Nie wieder! Da war sie sich sicher!
H elwyr hatte es sich auf der Bank unter dem Birnenbaum gemütlich gemacht. Die Familie saß gerade beim Abendessen, also würde ihn auch keiner bemerken. Jetzt hieß es warten, bis Elvira ohne Verdacht zu erregen in ihr Zimmer zurückkehren konnte. Die Sonne stand
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