Hornjäger (German Edition)
zufrieden aus, er hielt seinen Weinkelch in der einen Hand und stütze mit der anderen sein Kinn ab. Vielleicht hatte Ardianna ihn ein wenig besänftigen können. So ausgelassen, wie alle feierten, achtete zum Glück keiner auf sie. Helden brauchte das Land immer. Die waren gut für die Moral und nicht irgendwelche Hofdamen, die in ihrer Freizeit Mitglieder der königlichen Familie in Gefahr brachten.
Euphena zog erneut an ihrem Arm und stöhnte entnervt auf. Der Kämmerer hatte sich mit seinem vollen Gewicht auf den Saum ihres langen Ärmels gesetzt. Das hatte man also davon, wenn man mit der Mode ging! Euphena fluchte. Die Prinzessin war bereits zu Bett gegangen. Konnte man den Zofen glauben schenken, so hatte sie für ihr heimliches Verschwinden Stubenarrest bekommen. Euphena hätte sich jetzt nur allzu gerne mit ihr unterhalten, aber an ihrer Stelle saß nun ein dicker Barde, der genüsslich an einer Hammelkeule nagte, anstatt auf seiner Leier zu spielen.
Euphena knuffte den Kämmerer wütend in die Seite. Doch der Mann war so in sein Gespräch mit einem Gardesoldaten vertieft, dass er Euphenas verzweifeltes Bemühen gar nicht bemerkte. Zu allem Überfluss wurde der Nachtisch bereits hereingetragen. Euphena zog fester an ihrem Ärmel. So schwer konnte der dicke Diener doch gar nicht sein!
Im gleichen Moment ertönte die Fanfare, die zum Tost auf den König aufrief. Pflichtbewusst sprang der Kämmerer auf, wodurch Euphenas Arm plötzlich freikam.
Doch unglücklicherweise hatte sie mit mehr Widerstand gerechnet, und verlor das Gleichgewicht, sodass sie dem Lakaien, der mit einer Cremetorte hinter ihr stand, einen Stoß verpasste. Der arme Tropf stolperte mitten in die zu Ehren seiner Majestät strammstehenden Gäste und schleuderte das Kunstwerk aus Mehl und Zucker in die Luft. Alle Augen verfolgten den Flug der Cremetorte, die mit einem lauten Klatschen im ausladenden Dekolletee einer Freiherrin landete. Nur der entsetzte Schrei der Getroffenen durchbrach die Stille, sonst wagte keiner auch nur zu atmen.
Fengus, den Kelch noch in der Hand, drehte sich langsam zu Euphena um. Sein Blick ließ ihr das Blut in den Adern stocken. Sie verfluchte ihr Torheit, warum hatte sie nicht besser aufgepasst? Die Menschen starrten ihren König an. Halbherzig versuchte Euphena sich hinter dem Kämmerer zu verstecken. Sie seufzte. An ein Fortkommen war ohnehin nicht mehr zu denken. Gemütlich stellte Fengus den Becher ab.
»Euphena!« Seine Stimme hallte wie ein Donnerschlag durch den Saal.
Das war das Ende! Sie hatte es endgültig vermasselt! Jetzt war alles aus! Zögernd kam sie hinter dem Diener hervor, hunderte Augen folgten jeder ihrer Bewegungen. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte! Normalerweise redete sie mit Fengus unter vier Augen oder in Anwesenheit weniger Bediensteter. Das hier war etwas ganz Anderes!
Schritt für Schritt näherte sie sich seiner Hoheit. Fengus sah sie nicht einmal an. Erhobenen Hauptes saß er da, die Hände zu Fäusten geballt. Er glich mehr einer Statue, als einem Menschen.
»Majestät.« Euphena knickste artig. Ihre zitternden Hände versuchte sie, in ihren Rockfalten zu verbergen.
»Euphena, ich habe Euch gewarnt!« Plötzlich sah er erschöpft aus. Dennoch hörte man seine unterdrückte Wut. »Mein Wunsch ist, dass dieses Fräulein sich vermählt! Wer Interesse hat, der soll vortreten!« Mit diesen Worten lehnte er sich zurück und wartete.
Euphena Herz setzte kurz aus. Sie hätte niemals gedacht, dass er es so ernst meinte! Panik ergriff sie.
Ein Raunen durchlief die Menge. Sie hörte die Kommentare. Man schätzte ihren Wert, besah ihre Figur und tuschelte hinter der Hand über die Ebenmäßigkeit ihres Gesichtes. Mit einem Mal wurde ihr schlecht. Wer auch immer sich jetzt bereiterklärte sie zu nehmen, würde sie hinter hohen Mauern verschwinden lassen. Denn mit einer derart in der Öffentlichkeit gedemütigten Gattin konnte sich niemand in der guten Gesellschaft zeigen. Ab dem heutigen Tag war sie dazu verflucht, mit Landadel und Dienstboten zu verkehren! Euphena wollte auf der Stelle losschreien!
Das Raunen dauerte an. Vielleicht hatte sie ja Glück im Unglück und keiner wollte sie haben. Dann konnte sie womöglich in der Stadt bleiben. Auch wenn sie zur niedrigsten Küchenmagd degradiert wurde und nur noch Gemüse schälen durfte, war eine Zukunft im Palast immer noch möglich!
»Ich nehme sie!« Ein dicker Kerl mit
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