Hornjäger (German Edition)
den See. Am Ufer blieb Euphena stehen. Am liebsten hätte sie sich jetzt die Kleider vom Leib gerissen und wäre mit einem freudigen Quietschen hineingesprungen ... aber da Helwyr hinter ihr stand, wagte sie es nicht.
»Ich dreh mich um, bis du im Wasser bist, Püppchen!« Zum ersten Mal seit Tagen lag wieder das freche Grinsen auf seinem Gesicht.
»Gut, aber gib mir noch einen Moment, um mein Kleid zu waschen!« Vorsichtig stieg Euphena über die Steine zum Wasser.
Mit ihrem großen Zeh prüfte sie die Temperatur und watete dann knietief hinein. Dicke Regentropfen landeten mit einem leisen Platschen im Weiher und ließen den ganzen Ort wie ein Harfenkonzert erklingen. Euphena drehte sich zu Helwyr um. Der stand mit dem Rücken zu ihr und zupfte die Reste des Waldes aus Hestus‘ Mähne.
Euphena zog ihr Leinenkleid an den Seiten hoch und streifte es über den Kopf. Sofort spürte sie den Regen auf ihrer Haut, fühlte jeden Windhauch und fröstelte leicht. Sie blickte hinter sich. Helwyr war noch immer mit den Pferden beschäftigt. Schnell spülte sie ihr Kleid aus und wusch es so gründlich sie konnte. Dann watete sie zu einem der tiefhängenden Äste und legte es im Regen zum Trocknen darüber. Kritisch betrachtete sie ihr unruhiges Spiegelbild. Sie war dünner geworden. Die Entbehrungen der Reise machten sich langsam bemerkbar.
»Bist du dann so weit?« Helwyr wurde ungeduldig. Schnell tauchte Euphena unter und schwamm in die Mitte des Sees, während Helwyr am Ufer Gürtel und Schwert ablegte. In einer Bewegung zog er sich sein Hemd über den Kopf und gab den Blick auf seinen muskulösen Oberkörper frei. Euphena konnte einfach nicht wegsehen. Sie schalt sich selbst, aber wagte es gleichzeitig nicht, den Blick von ihm zu wenden. Obwohl er nur wenige Schritte vor ihr stand, schien er ihr mit einem Mal viele Reisetage entfernt! Helwyr bemerkte ihren Blick.
Schnell tauchte Euphena durch das Gewirr ihrer Haare ab. Das kühle Nass schwappte über ihr zusammen und drückte sie in die dunkle Kälte hinab. Euphena genoss es, durch das Wasser zu schweben. Es fühlte sich so gut an, die Finger durchs Wasser gleiten zu lassen und all den Dreck aus ihren Haaren zu schwemmen. Sie wartete ab, bis ihre Lungen zu rebellieren begannen, und tauchte dann mit Schwung wieder an die Oberfläche. Lachend warf sie den Kopf in den Nacken und ließ es sich in den Mund regnen. Das war schon viel besser!
Mit zwei kräftigen Zügen tauchte Helwyr zu ihr. »Herrlich!« Er legte sich zurück und paddelte rückwärts einmal um Euphena herum.
»Oh!« Vor ihr stoppte er wieder. »Ich sehe ja plötzlich dein Gesicht!«
Euphena lächelte. »Ja, der Dreck ist weg!« Vorsichtig strich sie ihm die Haare aus den Augen. Aber gerade, als Euphena ihre Hand wieder wegziehen wollte, hielt er sie fest. Sie wagte nicht, den Blick zu senken. Behutsam zog er sie näher zu sich. In Euphenas Magengegend ging die Sonne auf. Sie versuchte nachzudenken, ob das hier richtig war. Was das für sie beide bedeuten würde ... aber ihr Kopf war leer. So sehr sie auch suchte, sie fand ihre Gedanken nicht und hatte nur noch Augen für Helwyr.
Wie ferngesteuert legte sie ihre Hände um seinen kräftigen Hals. Ihre Lippen waren nur noch wenige Fingerbreit voneinander getrennt. Euphenas Brustkorb hob und senkte sich schwer. Sie wünschte sich im Moment nichts sehnlicher, als seinen Körper zu berühren. Sie wollte ihn festhalten und nie wieder loslassen!
Mit einem Finger fuhr er langsam ihren Hals entlang und legte dabei die Stirn in Falten. Sein Blick ruhte auf ihren Lippen. Euphena hätte ihn am liebsten angeschrien, dass er sie endlich küssen sollte, aber er schüttelte fast unmerklich den Kopf und brachte ein klein wenig mehr Abstand zwischen sie.
Euphena senkte den Blick und stieß all die Luft aus, die sie angehalten hatte. Der Regen um sie herum platschte beständig weiter auf die Wasseroberfläche. Nur sie beide rührten sich nicht.
Sie biss sich auf die Lippen. Er wollte sie nicht! Sie spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Sie schloss die Augen und hob den Kopf zum Wolkenhimmel. Wer war sie denn schon, dass sie sich eingebildet hatte, von einem Mann wie Helwyr geliebt zu werden?! Sie senkte den Kopf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Sie musste sich zusammenreißen! Wenn Helwyr sie schon verschmähte, wollte sie wenigstens nicht, dass er sah, wie sehr sich dieser Moment in ihr Herz gebohrt hatte.
»Euphena, ich ...« Ein wenig hilflos sah er
Weitere Kostenlose Bücher