Hornjäger (German Edition)
Stelle nachreisen und deine Dummheit verfluchen!«
Sie hatte es gewusst. »Und mich vermutlich eigenhändig aufs Pferd binden.«
»Vermutlich!«
Er sah sie ernst an und sie hielt, ohne die Miene zu verziehen, seinem Blick stand. Dann prusteten sie gleichzeitig los.
D ie folgenden Tage verliefen furchtbar ereignislos. Sie folgten einfach stur den Straßen, die Gefelerius ihnen aufgezeichnet hatte. Euphena konnte schon keinen Wald mehr sehen und Helwyr hatte sein Pfeifenkraut zur Gänze aufgebraucht. Dafür hatten sie zwischen ihren wenigen Habseligkeiten Pollias Anhänger wiedergefunden. Euphena hatte leicht gezittert, als Helwyr ihn ihr um den Hals gelegt hatte. Sie hätte ihn mittlerweile gegen ein Stück Brot eingetauscht, aber weit und breit gab es niemanden, mit dem sie hätte tauschen können. Mit einem Mal erschien ihr ihre alte Freundin wie aus einer anderen Welt. Einer Traumwelt, in die man nach dem Erwachen nicht mehr zurückkehren konnte, denn je fester man die Augen schloss und an den Traum dachte, desto rascher löste er sich vor dem inneren Auge auf und verschwand in eine andere Welt.
Euphena griff jetzt öfter nach dem Anhänger. Die Tatsache, dass Helwyr immer länger stumm blieb und sich mehr und mehr seiner Grübelei hingab, verbesserte ihre Laune nicht unbedingt. Euphenas Magen knurrte. Alles, was sie in den letzten Tagen gegessen hatten, waren ein paar Beeren und einen Hasen, der nicht schnell genug gewesen war. Nicht mehr lange und Euphena würde beginnen die Rinde von den Bäumen zu nagen!
Laut Plan waren sie noch nicht besonders weit gekommen. Zumindest nicht so weit, wie Helwyr es gerne gehabt hätte. Das trug auch nicht unbedingt zur Verbesserung seiner Laune bei.
Als sie die Feuerfalken verlassen hatten, hatte sich alles so einfach angefühlt. An dem Tag hatte Euphena weder den Hunger noch die Kälte gefürchtet ... jetzt hatte sich auch das geändert. Sie starrte vor Schmutz und ihre Beine waren wund vom Reiten. Euphena wünschte sich im Moment nur eines: ein heißes Bad, mit einem Berg voll Seife und nachher ein höfisches Bankett, mit genügend Bewegungsfreiheit, um sich alles zu schnappen, was die Lakaien auftrugen!
Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Es dauerte nicht lange und der leichte Sommerschauer hatte sie bis auf die Knochen durchnässt. Sie schnaubte. Immerhin wurde sie so zumindest ein bisschen sauberer!
»Ist auf der Karte nicht ein See eingezeichnet?«, fragte Euphena.
Helwyr schreckte sichtlich aus seinen Gedanken hoch und kramte das Pergament unter seinem Hemd hervor. Die schweren Tropfen ließen die mit Kohle gezeichneten Striche immer weiter verrinnen. Schnell stopfte er es wieder zurück.
»Müsste bald kommen«, brummte er.
»Ich möchte baden. Wir sind sowieso schon nass bis auf die Knochen ... da schadet ein wenig Wasser mehr auch nicht.«
»Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist ...« Helwyr duckte sich unter einem Ast durch. Wiedereinmal.
»Warum?« Euphena verstand nicht, was ihn zögern ließ. Er musste sich doch mindestens genauso unwohl fühlen, wie sie.
»Gefelerius hat einen Totenkopf daneben gemalt ... andererseits könnte der auch für die Höhle gelten, die danach kommt.«
Na wunderbar! Euphena seufzte. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun sollte.
»Gegen ein Bad hätte ich auch nichts einzuwenden.« Helwyr kratzte sich am Kopf und kramte die Karte noch einmal hervor. »Vielleicht gehört die Warnung wirklich eher zur Höhle ... wäre irgendwie logischer.«
»Dann also baden?!« Euphena freute sich plötzlich wie ein kleines Kind.
»Meinst du, sollen wir es riskieren?« Helwyr sah noch immer ein wenig skeptisch aus.
»Auf jeden Fall! Ich kann es kaum erwarten, meine Haare unterzutauchen und Wellen auf meiner Haut zu spüren, die mir all den Dreck runterwaschen!« Euphena räkelte sich auf Anthas Rücken. Schon allein die Vorstellung von nahender Sauberkeit ließ ihr Herz höher schlagen. Dann konnte sie auch endlich ihr Kleid ausspülen und würde vielleicht nicht mehr ganz so nach Kerker stinken!
Sie ritten stumm weiter, bis zu ihrer Rechten ein fast verschwundener Pfad ins Gebüsch abzweigte. Helwyr stieg ab und führte sie durch das Geäst. Euphena konnte das Wasser schon durch die Blätter glitzern sehen. So schnell sie konnte, sprang sie vom Pferd und rannte auf das Ufer zu. Der Weiher lag umgeben von Bäumen auf einer kleinen Lichtung. Von einem Felsen plätscherte ein stetiger Zufluss klaren Wassers in
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