Hornjäger (German Edition)
wundervolles Mädchen!« Das war Euphenas ernst. Sie hatte sie zwar nicht wirklich kennengelernt, aber sie erkannte eine Primel in einem Beet voll Unkraut. Sie durfte nur nicht vergessen Elvira nach dem Geheimnis ihrer Locken zu fragen, die waren wirklich unglaublich und hielten selbst unter ihrer Kappe!
»Pass auf sie auf!« Euphena tippte ihm mahnend auf die Nase.
»Das habe ich vor.« Er grinste ihr mitten ins Gesicht. »Das habe ich vor ...«
»Schätze hier trennen sich unsere Wege!« Suns hielt die Wagenkolonne vor dem verwitterten, leicht schiefstehenden Wegweiser neben der Kreuzung an.
Schweren Herzens ließ sich Euphena von Helwyr vom Wagen heben. Vor ihnen gabelte sich der Weg. Der Breitere, Gemütlichere führte in einem leichten Bogen nach links zu den freien Städten, der andere zweigte in den Wald ab. Es war der Weg nach Norden. Besonders einladend sah er nicht aus.
»Ich habe heute Morgen nicht in meine Karten geschaut, weil ich weiß, dass alles gut gehen wird!«
Erstaunt drehte sich Euphena um. Sybira stand mit verschränkten Händen vor ihr. Es war das erste Mal, dass sie Euphena ansprach.
»Ihr habt noch viel Kummer vor Euch ... aber das Wichtigste ist, niemals aufzugeben!« Sybira strich sich ihre zerzausten Locken aus der Stirn und drückte Euphenas Hände.
»Das werden wir nicht!« Ihre Stimme klang entschlossen. »Ich danke Euch, für die Hilfe, die Ihr Helwyr angedeihen habt lassen ... ohne Euch wäre wohl vieles nicht so gekommen, wie es ist«, meinte sie schließlich mit einem Seitenblick zu Elvira, die gerade noch die letzten Mahnungen von Helwyr empfing.
Sybira winkte ab. »Ich wünsche Euch alles Gute und baldige Besserung für Euren Knöchel.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging. Euphena blinzelte kurz. Entweder die Frau war einfach eine verwirrte Greisin, oder wirklich gut, in dem, was sie tat!
Euphena schüttelte viele Hände, empfing massenhaft gute Wünsche und arbeitete sich so langsam durch die Feuerfalken, die ihr auf der gemeinsamen Reise ans Herz gewachsen waren. Sie würde den Flötisten vermissen und den schrulligen Feuertänzer, den Puppenspieler und all die anderen lachenden Gesichter. Suns drückte sie so fest an sich, dass Euphena erschrocken aufkeuchte. Als er sie wieder losließ, hatte er Tränen in den Augen. Vorsichtig küsste sie ihn auf die Wange. »Pass ja auf alle auf, Suns!«, mahnte sie ihn.
»Worauf du dich verlassen kannst, Kleine!« Zackig salutierte er vor ihr.
»Werde ich auch gedrückt?« Gefelerius stand hinter ihr. Sie hatte ihn gar nicht bemerkt.
»Natürlich!« Euphena umarmte ihn so fest sie konnte. Jetzt spürte sie den Kloß im Hals.
»Ich schließe mich dem fröhlichen Geplapper der anderen gar nicht erst an«, meinte er ernst. »Du weißt, dass ich hoffe, dass du es denen zeigen wirst!«
Betreten fummelte er an einem Stück Pergament herum und drückte es Euphena schließlich in die Hand. »Da ich es dir nicht ausreden konnte und du dich unbedingt in Gefahr begeben musst ... hier!«
Behutsam faltete Euphena den Zettel auseinander. In wackeligen Linien war mit einem Stück Kohle eine kleine Karte darauf gezeichnet worden. Ein Pfeil zeigte nach Norden. Euphena folgte dem Weg mit den Augen, sie hatten noch ein ganz schönes Stück vor sich, aber fast am Rand des Pergaments hatte Gefelerius mit krakeliger Schrift Aigidenreich hingeschrieben.
»Ich danke dir!« Sie konnte es kaum fassen, Euphena hielt eine Karte in das verborgene Königreich in Händen! »Wieso ... ich ...«
»Du hast Recht!« Gefelerius erwiderte ruhig ihren Blick. »Für manche Dinge sollte man kämpfen ... ich habe das vor langer Zeit vergessen, mach du nicht denselben Fehler! Gehe stets erhobenen Hauptes voran und blicke nicht zurück!«
Euphena nickte. »Das werde ich!« Sie drückte Gefelerius noch ein letztes Mal an sich. »Wir werden uns wiedersehen!«
»Aber natürlich, Schätzchen!« Flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich muss doch erfahren, wie es ausgegangen ist! Und jetzt geh! Dein Helwyr wartet ...« Gefelerius wackelte mit den Augenbrauen. Euphena wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Aus ihrer Kehle kam nur eine komische Mischung aus beidem.
Dann drehte sie sich um und ließ sich von Helwyr auf Antha helfen. Das Pergament drückte sie fest an sich. Helwyr trieb die Pferde an und führte sie auf den von dicken Wurzeln durchzogenen Waldweg. Vor der nächsten Biegung drehte sich Euphena ein letztes Mal um. Die Feuerfalken standen noch
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