Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
Vom Netzwerk:
diesem Unwetter auch nicht nach draußen trauten ... in der Finsternis würde sie es wohl als Letzte merken, wenn irgendwer versuchte an ihrem Bein zu nagen. Euphena drückte sich tiefer in Helwyrs Mantel.
    »Ich wüsste nicht weshalb.« Euphena schloss die Augen. Eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinab. Verärgert wischte sie sie mit dem Handrücken weg.
    Euphena drehte sich zur Seite und versuchte schnell einzuschlafen. Sie wollte nicht mehr an Helwyr denken, sie wollte nicht mehr frieren und außerdem wollte sie ihre Zähne in die Seite eines gebratenen Ochsens schlagen.
    Sie lag noch eine ganze Weile wach und hörte dem Regen zu. Erst als der Sturm vor der Höhle längst nachgelassen hatte und Helwyr neben ihr hörbar atmete, dämmerte sie langsam weg.

    »Gib es doch einfach zu, wir haben uns verlaufen!« Euphena setzte einen Fuß vor den anderen und bemühte sich, nicht zu stolpern. Ihr Knöchel schmerzte bei jedem Schritt, aber Antha brauchte Ruhe.
    »Nein!« Helwyr ging vor ihr und zog ebenfalls sein Bein bei jedem Schritt ein wenig nach. Ihre Pferde ließen die Köpfe hängen. Die saftigen Weiden hatten sie längst hinter sich gelassen und um sie sich an irgendwelchen Büschen im Wald satt fressen zu lassen, fehlte ihnen die Zeit. Hatte zumindest Helwyr gesagt.
    Euphena schluckte schwer und konzentrierte sich wieder auf den Weg. Ihr Hungergefühl hatte inzwischen komplett nachgelassen. Vor ein paar Stunden hatte sie eine Wurzel gekaut und sich ein paar Ameisen in den Mund gesteckt, aber wirklich satt, hatte sie das nicht gemacht. Obwohl sie seit Tagen nichts gegessen hatte, fühlte sie sich eigentlich kaum anders. Ihr Herz raste bei jeder kleineren Bewegung schon los und pumpte ihr dröhnend das Blut um die Ohren, sie zuckte auch bei jeder schnellen Bewegung zusammen und musste ihren Jagdtrieb unterdrücken, weil sie sonst jedem Blatt hinterhergesprungen wäre. Aber sonst war alles wie gehabt. Euphena starrte auf ihre Füße. Sie war so müde.
    »Doch! Haben wir ... sonst wären wir längst da!« Schrie Euphena wütend nach vorne. Helwyr blieb stehen.
    »Sieh dich doch nur um! Hier gibt es nur Felsen, Moos und diesen verfluchten Wald!« Sie kam gerade erst in Fahrt. Helwyr war so ein elender Sturkopf! Nur weil er sich nicht eingestehen konnte, dass sie sich verirrt hatten und sie jetzt in einem saftig grünen Wald verrecken würden.
    Helwyr drehte sich zu ihr um. »Wo meint das Fräulein, denn sonst hingehen zu wollen?« Zornig warf er die Hände in die Luft. Jetzt erst fiel Euphena auf, wie schlecht er eigentlich aussah. Seine Wangen waren eingefallen und seine Augen huschten leicht irre hin und her. »Links ein Berg! Rechts ein Berg! Wo also, frage ich dich, willst du sonst gehen?« Er brachte sein Gesicht nah vor ihres.
    Euphena seufzte und sah sich um. Helwyr hatte ja recht. Die Felsen führten immer weiter hinauf und rückten, je weiter sie marschierten immer enger zusammen. »Wir kommen hier nie wieder raus!« Die Erkenntnis überrollte Euphena wie ein Müllkarren eine Schnecke.
    Antha stupste sie mit der Schnauze an und warf den Kopf in den Nacken. »Entschuldige«, murmelte Euphena und ließ die Zügel los, an dem sie sich gerade unbewusst festgehalten hatte, um nicht umzukippen.
    Vermutlich steuerten sie geradewegs auf eine Felswand zu.
    »Vermutlich nicht ... nein!« Helwyr griff sich an den Kopf und stützte sich an einen Baum.
    Euphena konnte keinen einzigen Schritt mehr weiter. Jedes Mal ihr Bein zu heben und wieder abzusetzen kam ihr vor wie eine Weltreise.
    »Warum haben wir diesem Gaukler auch vertraut?!« Helwyr lachte ein scheußliches Lachen.
    »Gefelerius hat nur versucht uns zu helfen!«, brauste Euphena auf. Sie fasste es nicht, dass er schon wieder auf ihm herumhacken musste!
    Sie seufzte. »Ich hätte mich nie darauf einlassen sollen«, murmelte sie zu sich selbst.
    »Da kommst du ein bisschen spät drauf, meine Liebe! Es hätte uns eine Menge Ärger und das hier erspart, wenn du einfach einmal im Leben deine Klappe gehalten hättest!« Helwyr hatte seinen Kopf in die Hände gestützt und sah sie nicht einmal an, als er das sagte.
    »Immerhin kämpfe ich um mein Leben und verbringe es nicht auf der Straße, wo ich mit niemandem reden und mich mit niemandem ernsthaft beschäftigen muss so wie du!«, fauchte sie zurück. Jetzt war er endgültig zu weit gegangen!
    »Ich? Du urteilst über mein Leben?« Er schnaubte und drückte sich vom Baum ab. »Kehr doch vor deiner eigenen Tür!

Weitere Kostenlose Bücher