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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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belasten und zuckte sofort zusammen. Das war keine so gute Idee.
    Ohne zu fragen, stützte er sich auf Euphenas Schulter. Sie schien außer den Kratzern an der Schulter und einer kleinen Platzwunde an der Stirn nichts abbekommen zu haben.
    »Kommt, ich helfe Euch!« Mit ihrer Rechten umfasste sie seine Taille und half ihm Richtung Treppe.
    In diesem Mo ment war Helwyr froh über seine Schwäche. Natürlich hatte er das nicht geplant, aber Euphenas Nähe begann, ihn eindeutig nervös zu machen.
    Stufe für Stufe arbeiteten sie sich hinunter ins Untergeschoss. Er stützte sich fest aufs Geländer und schaffte es mit ihrer Hilfe zurück in den beheizten Saal.
    Sie setzte ihn nahe beim Feuer ab.
    Helwyr betrachtete das Chaos. »War das Eure Idee?« Er nickte zur Eberfrau, die noch immer an den Tisch genagelt, fast wie eine Marionette, mitten im Raum hing.
    Euphenas blickte zu Boden. »Ja!«
    »Ihr habt das sehr gut gemacht! Nicht jede Hofdame hätte das hingekriegt.«
    Sie lächelte ihn müde an. Unvergossene Tränen standen in ihren Augen.
    »Kommt einmal her!« Helwyr lehnte sich mit dem Rücken wieder an die Wand des Kamins und streckte sein verwundetes Bein aus. Behutsam zog er sie zu sich herunter.
    »Ich ... ich fühle mich so schuldig!«
    »Ich weiß.« Helwyr nahm sie in den Arm und strich ihr sanft die Tränen von den Wangen. »Das erste Mal zu töten ist nie leicht.« Er machte eine kurze Pause. »Ich erinnere mich noch ... ich war gerade eingerückt und hatte meine ersten Erfahrungen in der Armee gesammelt. Wir gerieten in ein Gefecht, meine Kameraden und ich.« Helwyr lachte freudlos. »Ich habe vor Angst kaum kämpfen können. Alles was ich versuchte, war zu überleben, bis die Entscheidung herbeigeführt war. Dann, plötzlich, war alles vorbei. Wir hatten gesiegt und einige Gefangene gemacht.«
    »Und was geschah dann?« Euphena lehnte den Kopf an seine Brust. Seltsam dachte er. Ihre Wärme durchbrach die Schatten, die sich sonst über sein Herz legten, wenn er sich an jenen Tag erinnerte.
    »Mein General befahl mir damals, einen der wenigen Überlebenden zu exekutieren. Ich kann mich an sein Gesicht nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch, wie er sich vor meinen Augen angepisst hat. Ich ging mit ihm in ein Waldstück. Als wir weit genug von den anderen entfernt waren, durchschnitt ich seine Fesseln und hieß ihn laufen.«
    Helwyr strich sich über die Narbe.
    »Aber das heißt er hat überlebt?!«
    »Nein. Gerade als, er mir ein letztes Mal zuwinken wollte, kam er im Laufen vom Weg ab und stürzte wenige Meter in eine Schlucht ... es war sein letzter Wunsch, ihn von seinen Leiden zu erlösen.« Er strich ihr über die Wange. »So wie ich Euch jetzt in die Augen sehe, habe ich ihn damals angesehen. Bis zum Schluss.« Helwyr verstummte.
    »Ihr hattet keine Wahl! Es war doch nicht schlimm, was Ihr getan habt!«
    »Hattet Ihr denn heute eine Wahl?«
    Euphena antwortete nicht. Stattdessen zog sie die Knie an und legte den Kopf an Helwyrs Schulter. Er lächelte leise. Es schien zwar nicht die Sonne, nach Frühling roch es schon gar nicht und Euphena sah wesentlich ungewaschener aus, als in seinem Traum, aber um nichts in der Welt hätte er diesen Moment gegen einen perfekten eingetauscht!
    Keiner wusste, wie lange sie so dasaßen. Es mochten Minuten sein oder Stunden. Niemand konnte Augenblicke messen.
    Euphena regte sich als Erste. Sie schniefte kurz und richtete sich auf.
    »Das nächste Mal könnten Eure Hinweise ruhig etwas präziser ausfallen, mein Herr!« Jetzt war sie wieder ganz die Alte. »Woher soll ich denn wissen, dass Ihr den Schürhaken meint, wenn Ihr Feuer so komisch aussprecht?«
    »Das nächste Mal werde ich unseren Feinden meine Pläne lautstark verraten, das verspreche ich!« Er lachte und tupfte ihr auf die Nase.
    Euphena zerwuschelte ihm aus Rache die Haare und stand auf.
    »Helwyr, wo ist Euer Messer?«
    »In der Satteltasche. Wieso fragt Ihr?«
    Euphena durchmaß den Raum und gesellte sich zu Antha und Hestus, die sich inzwischen wieder etwas beruhigt hatten und friedlich in ihrem Eck standen.
    »Ruhig, meine Braven. Jetzt will euch keiner mehr fressen!« Euphena fand schnell, was sie gesucht hatte. »Ich habe Hunger.« Herausfordernd schwang sie das Messer. »Soweit ich mich erinnere, liegt dort draußen ein zentnerschweres Wildschwein. Das kann man doch nicht verkommen lassen!«
    Sie verschwand in der Dunkelheit. Was für ein Mädel! Helwyr hatte seine Zweifel, ob sie sich mit dem

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