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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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den Augen ablesen, nur damit wir ihm die Schmach seiner Niederlage ersparen!«
    »Ja ... eines Tages mag es so weit sein.« Helwyr straffte sich wieder. »Und bis dahin suchen wir uns ein schönes Plätzchen weit ab der Dörfer. Wo die Ameisen an uns knabbern, das Wolfsgeheul uns nicht schlafen lässt und die Kälte so tief in unsere Knochen dringt, dass der Fährmann beginnt, seine Hand nach unseren Seelen auszustrecken. Sollte doch alles kein Problem werden, Püppchen!«
    Euphena lächelte. Solange er bei ihr war, konnte kommen, was wollte. Gemeinsam hatten sie eine Chance.
    Auf einmal hielt Helwyr die Pferde an und legte seine Hand beruhigend auf ihre Schulter. Euphena war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie die Schreie zunächst gar nicht bemerkt hatte. Wie verlorene Schleier wehten sie durch den Wald auf sie zu. Angestrengt spähte sie zwischen den Stämmen in das dämmrige Abendlicht. Zum Klang der Rufe gesellten sich hastige Schritte und der Klang einer hasserfüllten Auseinandersetzung.
    »Was zum ...«, weiter kam sie nicht. Um sie herum preschten Männer jeglichen Alters durch die Bäume. Plötzlich waren sie überall! Sie kämpften erbittert und gnadenlos. Wie vom Donner gerührt standen sie inmitten der wogenden Masse aus Leibern. Wie ein kriechender Wurm zog sich das Scharmützel quer durch den Wald zum weiten Feld dahinter.
    Euphena fröstelte. Von Osten her kam frischer Wind auf, getragen vom Hass in den Herzen der Menschen, legte er sich über die sanften Täler und brachte ein nächtliches Gewitter.
    »Kommt, lasst uns hier verschwinden, bevor sie uns bemerken!« Helwyr nickte in Richtung eines schmalen Durchlasses im Gedränge. »Auf drei brechen wir durch! Passt auf Eure Beine auf!«, seine Stimme war kaum ein Flüstern.
    Euphenas Hände verkrampften sich um Anthas Zügel. Regen fiel inzwischen so dicht, dass sie kaum die Augen offenhalten konnte. Ihre Stute stampfte. »Euphena passt auf, dass Antha nicht ...«
    Ein Röcheln hinter ihr, ließ sie aufschrecken. Schwankend kam ein Mann auf sie zu, ein Pfeilschaft steckte zwischen den unteren Rippen. Mit fahrigen Fingern versuchte er sich an Anthas Hinterteil festzuhalten, bevor er kraftlos zu Boden stürzte. Ängstlich wieherte sie los.
    »Schh, schhh, meine Kleine!« Euphena beugte sich nach vorne.
    Verunsichert machte die Stute ein paar Schritte rückwärts und stieß an einen Baum. In letzter Sekunde versuchte Helwyr sie bei den Zügeln zu packen, aber es war zu spät. Antha explodierte. Mit wilden Sätzen galoppierte sie los, mitten in den Pulk der erbittert kämpfenden Bauern.
    »Antha! Halt!« Euphena wurde durchgeschüttelt und versuchte verzweifelt sich festzuhalten. Aber gegen ein panisches Kutschenpferd hatte sie nicht die geringste Chance!
    Euphena geriet auf ihrem Rücken in eine gefährliche Schieflage. Das war ganz und gar nicht gut! Im nächsten Moment verlor sie den Halt und schlug hart am schlammigen Boden auf. Benommen hob sie den Kopf. All den Lärm und den Gestank nach sterbenden Menschen bemerkte sie nicht. Euphena rang nach Luft. Ihr Brustkorb fühlte sich an, als hätte sich ein Brückentroll auf sie gesetzt.
    »EUPHENA!«
    Helwyr! Schnell suchte sie mit den Augen ihre Umgebung ab. Am Ende des Waldrandes, dort wo sie ihn zuletzt gesehen hatte, kämpfte er sich verbissen vom Pferd. Der gute Helwyr! Euphena lächelte verträumt. Er war ihr absol ... Der Stiefeltritt eines vorbeieilenden Kämpfers beförderte ihren Kopf schmerzhaft nach hinten. Verfluchte Bauern! Vorsichtig drehte sie sich zur Seite. In ihrem Mund sammelte sich ein kleines Blutrinnsal. Sie spie es aus. Der rote Lebenssaft der Verwundeten mischte sich mit den kleinen Bächen, die das Regenwasser inzwischen über die Wiese gezogen hatte. Euphena wurde schlecht. Ihr Kiefer schmerzte bei jeder Bewegung und in ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hatte keine Lust noch länger hier zu sitzen und darauf zu warten, dass sich die Bauern fertig abgestochen hatten.
    »Euphena!«
    Sie hob den Blick. Helwyr schlug sich hinkend eine Schneise durch alles, was sich ihm in den Weg stellte. Noch mehr Gewalt und Blutvergießen! Sie wollte das nicht länger sehen! Warmer Sonnenschein legte sich auf ihre Haut. Sie fühlte das frische Gras unter ihren Fingern und richtete sich auf. Sie musste eine Weile geschlafen haben, anders konnte sie es sich nicht erklären, dass sie plötzlich auf einer Wiese lag. Die Füße ausgestreckt mit einem Marienkäfer auf dem großen Zeh. Euphena

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