Hornjäger (German Edition)
Wundrändern erkannte, war wirklich erstaunlich.
»Hmm ...«, machte der Zwerg. »Weib, gib mir die Kräuter aus dem gelben Kästchen.«
»Wieso die? Ich finde, wir sollten junges Wildkraut verwenden! Man sieht doch eindeutig, dass der Wundheilungsprozess schon begonnen hat!« Sie stemmte die Hände in die Hüften.
»Verbessere mich nicht! Ich kenne mich mit so etwas aus, Frau, und ich sage, wir nehmen die aus dem Kästchen! Das faulige Fleisch wird sonst nicht bedacht. Würde man bis auf den Knochen sehen, würde ich dir ja zustimmen, aber so wie die Lage hier steht«, Gwerthwyr steckte den Finger ins Fleisch und roch dann am Blut, das an seinen Fingern kleben blieb, »sage ich Kästchen!«
»Hhrrnghh!« Helwyr hielt sich das Bein vor Schmerz.
Nicht nur er war froh, als Gwerthwyr seinen Finger wieder aus dem Loch zog. Auch Euphena hatte kurzzeitig aufgehört zu atmen.
»Wildkräuter!«
»Kästchen!«
»Wildkräuter!«
»Käs ...!«
»Wie wäre es denn, wenn Ihr die Kräuter kombiniert?« Euphena klang ungeduldig.
»Keine so schlechte Idee, Euphena Helwyrsweib.« Menyw fuhr sich mit den Fingern durch den Bart.
»Aber zu größeren Teilen nehmen wir die Kästchenkräuter!« Der Zwerg klang wie ein Kind, dem man untersagt hatte, noch eine Runde mit dem Holzkarusell zu fahren.
»Jaja ...« Menyw holte die Kräuter und warf sie ins warme Wasser.
»Nicht so lange ziehen lassen, Weib!« Der Zwergerich sah ihr besorgt über die Schulter.
»Nerv mich nicht, sondern hole lieber frische Verbände! Mit den grünen Fetzen da, fängt sich der Arme ja wissen die Götter was ein!«
Euphena lehnte sich an Helwyrs Schulter und sah genau zu, wie die beiden Zwerge sein Bein versorgten. Von Kranken und Siechenhäusern hatte sie sich immer möglichst ferngehalten. Die Schreie, die manchmal über die Gassen hallten, wenn jemand im Inneren behandelt wurde, reichten ihr aus, um stets einen großen Bogen darum zu machen. Sie hatte nie gewagt, ein solches Haus zu betreten. Aber faszinierend war es auf jeden Fall beim Verarzten zuzusehen.
»So, na bitte! Sieht doch aus wie neu!« Gwerthwyr strahlte.
»Ich danke Euch, Herr Zwerg.« Vorsichtig versuchte Helwyr aufzustehen. »Für Eure Gastfreundschaft und Eure Hilfe!«
»Wollt Ihr schon weiterziehen?«, fragte Menyw.
»Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.« Euphena lächelte entschuldigend.
Das Zwergenpaar begleitete sie vor die Tür.
»Hier, Gwerthwyr ban Gorrach.« Euphena zog den Wildschweinring vom Finger. »Nehmt das für Eure Gastfreundschaft.«
»Aber Euphena Helwyrsweib, das geht doch nicht! Zwerge nehmen keine Geschenke an ... nicht von jungen Leuten in Not!«
»Dann macht eine Ausnahme!« Sie lächelte.
Gwerthwyr sah verunsichert zu Menyw. Die nickte.
»Dann lasst uns tauschen.« Er zog einen Haarkamm aus dem Mantel und überreichte ihn Euphena. »Jetzt nehme ich Euren Ring gerne an. Das ist ja auch wirklich ein wunderhübsches Stück!«
Helwyr wartete bei den Pferden auf Euphena.
»Könnt Ihr mir noch eine Gunst erweisen?« Sie beugte sich näher zu den beiden hinunter.
»Worum geht es denn?«, fragte Menyw.
»In welche Richtung liegt das vergessene Volk?«
»Oh! Ihr könnt es wirklich nicht lassen!« Gwerthwyr schnalzte empört mit der Zunge.
Euphena lächelte entschuldigend. »Es wäre mir wirklich sehr wichtig!«
»Schon gut, meine Liebe.« Menyw legte beruhigend die Hand auf Euphenas Arm. »Am besten ihr zieht nach ...«
»Westen! Immer schön nach Westen!« Gwerthwyr hatte die Zwergin ruppig unterbrochen. »Folgt den Hügeln immer weiter. Eines Tages werdet Ihr sie schon finden. Tief im Westen vorbei an den schönen Bergen immer weiter ... Ha, einfach der Nase nach, wie ich stets zu sagen pflege!«
Euphena verneigte sich. »Habt vielen Dank für Eure Hilfe!« Sie verabschiedete sich und ging zu Helwyr, der bereits auf Hestus Rücken geklettert war. »Und viel Glück für Eure Geschäfte!« Sie winkten dem Zwergenpaar noch einmal zu und ritten in die Richtung, die ihnen gewiesen worden war.
Menyw drehte sich zu ihrem Ehemann und stemmte die Hände in die Hüften. »So und du sagst mir jetzt, warum du das arme Ding angelogen hast! Die Aigiden leben von uns aus gesehen im Norden! Hast du wieder so stark am Moosschnaps genippt, dass dir das entfallen ist, Zwerg Neunmalklug?«
»Schsch ... nicht so laut.« Gwerthwyr zog sie zurück ins Haus. »Sie hat mir den Ring überlassen, einfach so. Außerdem sind das so nette junge Leute.« Gwerthwyr
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