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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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unterdrücken. Ein kleines Knie hatte treffsicher den Weg in seine Magengegend gefunden.
    »Aber Mama ...«
    »Nichts ‚Aber Mama‘! Runter mit dir! Sofort!«
    Der Druck auf Helwyrs Brust verschwand.
    »Aber ich wollte doch nur schauen, ob es ihm wieder besser geht!« Das helle Stimmchen protestierte.
    »Wenn es ihm besser geht, wirst du es schon rechtzeitig bemerken, weil er dann vermutlich aufwacht und hier herumläuft! Also hör auf damit!«
    Vorsichtig wackelte Helwyr mit den Zehen. Ja, denen ging es gut. Er spannte seine Beine an. Auch die schienen soweit in Ordnung, und da das Knie freundlicherweise aus seiner Magengrube entfernt worden war, konnte er auch wieder frei atmen. Die Augen ließ er weiterhin geschlossen.
    »Seine Augen bewegen sich wieder.« Jemand atmete ihm ins Gesicht. Er roch Zwiebel und Kraut.
    »Natürlich bewegen sich seine Augen! Er träumt! Sie würden sich vermutlich nicht mehr bewegen, wenn er tot wäre!« Geschirr klapperte am anderen Ende des Raumes. »Und jetzt hör auf ihn anzustarren und hilf mir lieber mit dem Mittagessen!«
    »Denkst du, er fängt wieder an, nach ihr zu schreien?« Helwyr wurde noch immer angeatmet.
    »Woher soll ich das wissen? Und jetzt komm endlich her und hilf mir!« Seine Mutter klang langsam entnervt. »Nuori! Nimm deinen Finger aus seinem Ohr! Sag einmal, wie oft habe ich dir gesagt, dass man so etwas nicht tut! Du kannst doch nicht an fremden Leuten herumtatschen! Und jetzt scher dich raus und hol mir Feuerholz, bevor ich mich vergesse!«
    »Aber ...«
    »Na los, junger Mann! Abmarsch!«
    Nuori entfernte sich leise brummelnd, dann ging eine Tür.
    Helwyr war froh, dass der Finger aus seinem Ohr verschwunden war. Er streckte sich vorsichtig und schlug ein Auge auf. Er lag in einer Ecke des Raumes, der Küche, Wohnraum und Schlafplatz zugleich zu sein schien. Nuoris Mutter hatte ihm den Rücken zugedreht und werkte am Herd. Mittagessen klang wunderbar. Helwyr hätte jetzt vermutlich ein Kalb mit bloßen Händen gefangen und einfach zerkaut.
    Vorsichtig setzte er sich auf. Ihm war ein bisschen schwummrig, aber das Gefühl legte sich bereits wieder. Es wirkte gemütlich hier drinnen. Einfach und bescheiden, aber gemütlich! Wie er wohl hier hergekommen war? Das Letzte, woran er sich erinnern konnte war ... Euphena! Hastig sah er sich um. Nichts. In diesem Augenblick hätte er vermutlich alles gegeben, wenn sie nur hier bei ihm gewesen wäre. In welchem Zustand auch immer! Was wenn er sie verloren hatte? Was wenn sie tot war? Er musste sie finden! So oder so!
    Vorsichtig schwang er sein rechtes Bein über den Rand seiner Bettstatt. Er sah an sich herunter. Er trug ein Leinenhemd, das er bestimmt noch nie gesehen hatte. Ein fein säuberlicher Verband lag um seinen Oberschenkel. Mit besorgtem Blick hob er ihn am Rand etwas an und begutachtete er die Fleischwunde, die ihm der Eber zugefügt hatte. Sie war inzwischen gut verheilt.
    Helwyr durchfuhr es wie ein Blitz. Er musste tagelang hier herumgelegen haben! Was war aus den Pferden geworden? Wo war Euphena? Er brauchte Informationen!
    Langsam erhob er sich. Nuoris Mutter war ganz in ihre Arbeit vertieft und putzte leise summend ihr Gemüse.
    Noch bevor Helwyr sich höflich räuspern konnte, flog die Tür mit einem Knall auf.
    »Mutter, brauchst du noch mehr Ho ...« Nuori erstarrte.
    Er war ein schlanker Junge, mit blauen Augen, die ihn jetzt überrascht anstarrten. Er mochte fünf oder sechs Jahre alt sein. Sicher nicht älter. Um seinen Kopf hatte er einen Schal gewickelt, der vermutlich einmal rot gewesen war und jetzt alle möglichen Schmutzschattierungen aufwies.
    »Ach, was hast du denn nun schon wieder?«
    Nuoris Mutter drehte sich mit dem Küchenmesser in der Hand um. »Oh!«, machte sie, als sie Helwyr erblickte. »Ihr seid erwacht.« Sie lächelte unsicher. »Das ist schön!« Schnell legte sie das Messer beiseite und trat auf ihn zu.
    »Ich bin Nagda. Ihr wart ganz schön lange weggetreten mein Herr.«
    Ihre Stimme klang plötzlich zart, beinahe etwas verlegen.
    Helwyr räusperte sich. »Man nennt mich Helwyr. Ich weiß nicht, wie ich in Euer Haus gekommen bin und ich möchte Euch auch nicht weiter zur Last fallen, aber bitte sagt mir: Wisst Ihr, wo meine Gefährtin ist?«
    »Euphena?«
    »Ja! Ist sie am Leben?«, fragte er schnell.
    »Nuori wärst du bitte so lieb und würdest unseren Gast führen?« Nagda nahm dem Buben das Feuerholz ab.
    Helwyr war verwirrt. Was sollte das bedeuten? Wohin sollte er

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