Hornjäger (German Edition)
sie von all dem Dreck befreite und mit einer Wildschweinborstenbürste kräftig bearbeitete. Euphena rümpfte leicht die Nase. Möglicherweise war es doch einfacher dieses Filzgestrüpp einfach abzuschneiden und zu warten, bis sie nachgewachsen waren. Sein Gesicht konnte sie nur dummerweise noch immer nicht erkennen. Vorsichtig beugte sie sich über ihn und reckte neugierig den Hals.
»Das ist aber nicht sehr höflich Euphena«, grummelte es plötzlich unter seinem muskulösen Arm hervor.
Sie fühlte sich ertappt. Ihr war es fast ein bisschen peinlich ... auch wenn er ein Verbrecher war.
»`Tschuldigung!«, murmelte sie verlegen und nahm ein wenig Abstand.
»Leg dich hin und schlaf noch `ne Runde ... vor Mittag passiert hier nichts Spannendes.« Gefelerius tat einen tiefen Atemzug und schien in keinster Weise gewillt, schon aufzustehen.
Euphena wollte aber nicht mehr schlafen. Sie war weder müde noch fühlte sie sich schwach oder ausgelaugt. Natürlich ... ihr Kopf tat noch ein bisschen weh und ihr Arm schien auch noch ein wenig beleidigt zu sein. Aber davon einmal abgesehen fühlte sie sich in genau der richtigen Verfassung, um den ersten Grundstein für ihr Entkommen zu legen.
Auf leisen Sohlen schlich sie zur gegenüberliegenden Wand und besah sich die Holztür, die sie von der Freiheit trennte. Ein paar Kratzspuren, ebenfalls ein kleines vergittertes Fenster, ein massives Schloss und Metallbeschläge. Das war nicht viel. Die Türangeln lagen außerhalb. Na klar, sonst wäre es ja auch zu einfach gewesen!
Euphena summte leise vor sich hin und linste durch die Gitterstäbe der Tür. Von hier aus hatte sie nur einen kleinen Teil des Vorraumes, von dem aus die Zelltüren abgingen, im Blick und den Treppenabsatz, der über, wussten die Götter, wie viele, Treppen und Abzweigungen irgendwie in die Gemächer der Gräfin führten. Als sie Euphena abgeführt hatten, hatte sie angestrengt versucht sich den Weg zu merken, hatte aber nicht genau aufpassen können, weil sie mehr damit beschäftigt gewesen war, nicht zu stolpern oder wieder der Länge nach hinzufallen. Im Schleifen waren die Wachen ja hervorragend, aber sobald sie gestürzt war, hatten sie ihre Arme blitzschnell losgelassen, um nicht mitgerissen zu werden. Feine Männer waren das! Nicht den Hauch von Manieren! Euphena blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und machte zwei Schritte zur Seite, um abermals hinauszuspähen. Nein, mehr als den Treppenabsatz und eine Holzbank konnte sie auch jetzt nicht erkennen.
Interessiert widmete sie sich den Zellenwänden. Alles was sie fand waren eingeritzte Sprüche und Namen für Personen, bei deren Lektüre ihr die Röte in die Wangen schoss, ein Stück Moos in der Fensternische und zwei Eisenringe, die vermutlich dazu gedacht waren, jemanden daran anzuketten. Euphena schauderte bei dem Gedanken. So eine Zelle war doch schon schlimm genug, sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie es war, sich dann nicht einmal richtig bewegen zu können!
Das Inventar ihrer Kammer belief sich auf die Pritsche, auf der sie geschlafen hatte, das zertretene Stroh am Boden und einem Eimer, der schon fast am Übergehen war und in der hintersten Ecke stand. Euphena zuckte mit den Achseln; immerhin gab es einen Eimer!
Deprimiert lehnte sie sich gegen die Zellentür. Sie spürte, wie die Langeweile aus den Ecken kroch und ihre dürren Finger nach Euphenas Herz ausstreckte. Nackte Steinwände anzustarren, ohne irgendeinen Ausweg zu finden, machte auf Dauer nur sehr bedingt Spaß. Gefelerius lag nach wie vor unverändert da.
Sie war inzwischen wirklich neugierig darauf, wie er wohl aussah. Besonders alt konnte er noch nicht sein, vielleicht ein paar Jahre jünger als Helwyr, aber von hier aus, war das schwer zu sagen. Euphena hätte ihn auch einfach wecken, oder versuchen können ihn herumzudrehen, aber sie kannte ihn kaum und wollte nicht in einer Zelle mit einem wütenden Mann sitzen, der zugegeben hatte ein Verbrecher zu sein.
Euphena seufzte. Wenn sie vielleicht ...
»Hallo? Ist da jemand?«, rief sie durch die Zellentür Richtung Treppe. Gefangene wurden normalerweise bewacht. Wenn sie Glück hatte, konnte sie sich mit dem Wachhabenden unterhalten und Informationen sammeln, oder um Hilfe bitten.
»Haaallooooo!«, rief sie erneut und schepperte mit der Zellentür.
Nichts regte sich. Nur Gefelerius grunzte leise in seiner Ecke.
»Hey! Ich rede mit Euch! Wäre bitte irgendjemand so freundlich sich zu meiner Zelle zu
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