Hornjäger (German Edition)
es verwahrten, war der Rest zumindest nicht mehr unmöglich ... extrem gefährlich, wenn selbst so ein Mann wie Gefelerius vor ihnen erzitterte, aber zumindest nicht mehr unmöglich!
»So rede doch endlich!« Sie hielt es einfach nicht mehr aus!
»Ich will aber nicht! Sieh das bitte ein! Diese Zeit gehört der Vergangenheit an und ich wünsche nicht, daran erinnert zu werden!«
»Aber ...«
»Nein! Aus! Ich will nichts mehr davon hören!« Gefelerius presste wütend seine Lippen aufeinander und starrte sie aus seinen grünen Augen trotzig an.
Euphena seufzte. Er tat ihr Leid. Es war nicht rechtens von ihr gewesen, in ihn zu dringen, wenn ihn die Erinnerung sichtlich schmerzte. So erlebte sie ihn gerade zum ersten Mal, sein Schalk, der sie letzte Nacht zum Lachen gebracht hatte, war wie tot. An seiner Stelle hockte nun Verdruss in Gefls Seele und drückte seine Mundwinkel so vehement nach unten, wie ein Mühlstein einen Schuldner an den Grund eines Flusses presste und ihn jämmerlich ertrinken ließ.
»Es tut mir leid«, hauchte Euphena. »Klingt ganz so, als hättest du durch sie etwas verloren.«
»Nicht etwas ...« Gefl senkte den Kopf. »Alles!«
Der Hall dieses Wortes schwebte leise über Euphenas Kopf und ließ sie frösteln. Er hatte es mit so viel Trauer in der Stimme gesagt, dass sie auf der Stelle hätte weinen können. Auf einmal fiel ihr das Schlucken schwer. Schnell schloss sie die Augen. »Was meinst du, bringen sie uns heute zum Mittagessen?«
Gefl lachte. »Eleganter Themenwechsel.«
Das stimmte nicht, er war äußerst plump gewesen und zu Hause beim Tee mit den vornehmen Damen, hätte sie sich dafür geniert, aber sie wollte Gefelerius nicht länger so hilflos hier sitzen sehen.
Euphena hob einen Mundwinkel und versuchte ihn anzulächeln.
»Jetzt schau mich nicht an wie einen verwundeten Welpen! Vorbei ist vorbei. Heute geht es mir gut ... naja bis auf das hier, natürlich.« Er überlegte kurz. »Ach ja: Mittagessen. Also ich glaube nicht, dass du überhaupt eines bekommst ... hättest heute Morgen nicht so herumschreien dürfen ... aber allzu schlimm wird sich das nicht auswirken, wenn man halbverfaultes Gemüse und steinhartes Brot nicht mag. Ich lass dich dann von meinem Teller kosten, versprochen.« Er grinste sie an.
Euphena verzog das Gesicht. Was hätte sie jetzt für ein königliches Bankett gegeben, bei dem Mägde auf ihren Ärmeln saßen und sie über einen Diener stolperte, der daraufhin die Nachspeise im Dekolletee einer üppigen Adeligen verteilte. Ironie, ach süße Ironie.
H elwyr schrie entsetzt auf. Er war klatschnass, seine Kleidung klebte an seiner Haut und sein Herz raste wie verrückt. Gerade eben hatte er noch in wohligem Schlummer gelegen und von Euphena geträumt, wie sie ... na eben von Euphena geträumt, und sich die Sonnenstrahlen auf die Nase scheinen lassen, als plötzlich irgendein vermaledeiter Hundesohn einen Kübel eiskalten Wassers über ihm entleert hatte.
»Schleich dich von meiner Haustür!«, brüllte ihm der ehemalige Besitzer des Wasserschwalls ins Ohr.
Helwyr setzte sich auf und blickte direkt in das hochrote Gesicht eines Bäckers, dessen Stirnader schon gefährlich weit hervortrat und sich von der Nasenwurzel ihren Weg unter seine Bäckermütze suchte.
»Jaja, schon gut!« Helwyr hob beschwichtigend die Hände und stand auf. Er machte zwei Schritte auf die Straße und brachte sich erst einmal außer Reichweite des streitsüchtigen Bäckers.
Zum Glück versprach die Luft einen heißen Tag, also würden seine Kleider schnell trocknen. Genüsslich streckte sich Helwyr wie ein erwachter Kater und wich den vorbeieilenden Bürgern aus. Dann sah er sich suchend um, bis er das Schloss entdeckte. Es lag jetzt auf der ganz anderen Seite der Stadt. Er hatte in seiner nächtlichen Flucht offensichtlich eine weitere Strecke zurückgelegt, als er gedacht hatte. Seine Orientierung war zur Hälfte noch vorhanden, die andere Hälfte konnte er sich durch die Lage von Marezzas Residenz zusammenreimen.
Helwyr überlegte kurz, lies den Blick schweifen und marschierte dann links die Gasse entlang. Im Tagesgeschehen würde er nicht so auffallen, wie als fliehende Gestalt in der Dunkelheit. Nach wenigen Schritten machte sich sein rechtes Bein wieder bemerkbar. Helwyr musste es ein wenig nachziehen, um es zu entlasten. Es war nur zu hoffen, dass sich die Wunde bald zur Gänze schließen würde. Er hasste es, verwundet zu sein.
Wenn seine Muskeln nicht so
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