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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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arbeiteten, wie sie sollten, war das nicht nur eine Gefahr für ihn selbst, sondern auch für seine Mitmenschen, allen voran für Euphena. Wie er ihr dort oben helfen konnte, wusste er allerdings immer noch nicht. Er brauchte endlich einen Plan, oder Hilfe oder eine kleine Armee.
    »Braucht Ihr einen Stadtführer, Herr?«, fragte es auf einmal schüchtern von unten.
    Helwyr hielt inne und drehte sich um. Vor ihm stand ein Junge, nicht größer als das Prunkschwert, das Fengus gern für Ritterschläge benutzte und mindestens genauso schmal. Er knetete aufgeregt seine Finger und sah sich nach allen Seiten hastig um.
    »Ich kann Euch zur Uferpromenade bringen ... oder zu den Spektakeln ... oder wenn Ihr wollt, bringe ich Euch zur Burg! Ich kann Euch auch ein gutes Wirtshaus zum Übernachten zeigen!«, zählte er begeistert auf.
    Helwyr beugte sich zu dem Jungen hinunter. »Wenn du mich auf den Hauptplatz führst, bekommst du einen Kupferling.« Wenn Helwyr richtig gezählt hatte, konnten seine Finanzen das gerade noch verkraften, außerdem tat ihm die abgerissene Gestalt leid. Er wusste nur zu gut, was Armut mit jungen Buben anstellen konnte.
    »Aber der ist doch gleich da vorne um die Ecke«, meinte der Junge erstaunt und schlug sich dann geschwind die Hände vor den Mund.
    Helwyr seufzte. Besonders viel Geschäftssinn hatte der Bursche wohl nicht.
    »Dann führ mich hin und du erhältst deine Belohnung.«
    »Ja, natürlich ...«, er drängte sich an Helwyr vorbei. »Bitte folgt mir, der Herr!« Er verneigte sich leicht und bedeutete ihm mitzukommen. Er musste sich beeilen, um dem Jungen nachzukommen; sein Bein machte ihm doch mehr zu schaffen, als ihm lieb war. Als sie um die Ecke bogen, öffneten sich die engen Häuserfronten und gaben den Blick auf den Hauptplatz frei. Er war großzügig angelegt, kein Vergleich zu den Paradeplätzen zu Hause, aber für eine Stadt dieser Ausmaße doch sehr weit bemessen. In der Mitte des Platzes stand eine hohe Steinstatue auf einem Sockel. Interessiert umrundete Helwyr das Ding.
    »Das ist der Graf ... also der ehemalige Graf«, erklärte sein Stadtführer ihm geflissentlich.
    »Und warum hat man ihm ein Seil um den Hals geschlungen?«, fragte Helwyr erstaunt.
    Er hatte zuerst gedacht sich getäuscht zu haben zwischen all dem Trubel, der hier auf dem Platz herrschte. In jedem kleinen Winkel stand ein Marktstand oder eines der buntgestreiften Zelte, die den Großteil des Platzes für sich beanspruchten. Wo nichts den Weg verstellte, liefen Menschen umher, drängten durch die Menge oder standen da und gafften auf ein Holzpodest, das man optisch exakt unterhalb der Residenz Marezzas aufgestellt und den Rand mit grün-gelben Wimpeln geschmückt hatte.
    »Ich weiß auch nicht. Das ist schon so, seit die Gaukler angekommen sind.« Der Junge zuckte mit den Achseln.
    »Und Marezza stört das nicht? Immerhin geht es hier um ihren Mann!«
    »Die Gräfin ist seit zwei Wochen nicht mehr hier. Wenn sie zurückkommt, wird sie ohnehin Befehl geben die Gaukler aus der Stadt zu jagen ... sie ist von ihrer Anwesenheit bestimmt nicht begeistert.«
    »Hm«, machte Helwyr und kramte seine Geldkatze hervor, die er sich unter den Gürtel geschoben hatte. Er drückte dem Jungen einen Kupferling in die Hand und wollte sich schon zum Gehen wenden, als der ihm blitzschnell die Börse aus der Hand riss und sich zwischen die Zelte in die Menge stürzte.
    »Hey!« Helwyr nahm die Beine in die Hand und rannte ihm nach. Er hatte so etwas schon geahnt. Der Junge hatte aufgrund seiner Statur einen gewaltigen Vorteil, aber Helwyr war schneller und hatte keine Probleme unter Einsatz seiner ganzen Körpermasse sich einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie das Bürschchen sich zu Boden warf und sich unter einer Zeltplane durch in das Innere rollte. Offensichtlich hatte er das soeben nicht zum ersten Mal gemacht. Helwyr verlangsamte seinen Schritt und schlenderte zum Zelteingang. Sofort stieg ihm der Geruch nach verbrannten Kräutern in die Nase. Ein wildes Gemisch aus Süßlich-herbem und Düften, die einem das Hirn benebelten und deshalb in der guten Gesellschaft verpönt waren. Im Inneren war es dunkel und stickig, denn wer auch immer hier wohnen mochte, hatte offensichtlich eine Vorliebe für schweren Samt.
    Helwyr räusperte sich und trat ein. In der Mitte des Zeltes saß eine ältere Frau mit einer wilden Lockenmähne an einem kleinen Tischchen und sortierte ein paar Karten. Sie

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