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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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entschlossen, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen, aber gegen die Gedanken in seinem Kopf war er machtlos. Du bist allein. Du bist Tausende Kilometer weit weg von zu Hause. Niemand weiß, dass du hier bist. Diese Leute können dich schnell oder langsam umbringen und niemand wird es je erfahren. Niemand wird es interessieren. Hundertfünfundsiebzig Dollar – mehr bist du nicht wert.
    Aus einem der Labore kam ein Mann – ein Arzt. Zumindest sah er mit dem schmuddeligen weißen Kittel und dem Stethoskop um den Hals wie ein Arzt aus. Er trug eine Brille, hatte eine Glatze und einen Ausschlag vom Rasieren. Zuerst untersuchte er den brasilianischen Jungen, sah ihm in die Augen, hob mit dem Daumen seine Brauen an und zog seine Lippe zurück, um sich die Zähne anzusehen. Anfangs sträubte sich der Junge dagegen, doch der Arzt schlug ihm an den Kopf und knurrte etwas auf Portugiesisch. Danach stand der Junge still, während der Typ mit dem Stethoskop Herz und Lunge abhorchte. Wenigstens war Matt vorbereitet, als er an die Reihe kam. Er versuchte, keine Miene zu verziehen, obwohl der Atem des Doktors eklig nach Rum stank.
    Beide Untersuchungen hatten kaum ein paar Minuten gedauert. Danach trat der Arzt zurück und fuhr sich nachdenklich mit der Hand übers Kinn. Anscheinend versuchte er, eine Entscheidung zu treffen. Dann schoss seine Hand unerwartet vor, er zeigte wortlos auf den lockigen Jungen, machte kehrt und ging dorthin zurück, wo er hergekommen war. Sofort flippte Matts Reisegefährte vollkommen aus. Er musste etwas wissen, von dem Matt keine Ahnung hatte, denn er rannte schreiend los und hätte es fast bis zum Außenzaun geschafft, wenn ihn nicht zwei der Wachen erwischt und niedergeschlagen hätten. Doch selbst am Boden liegend schrie und schluchzte er weiter und trat mit aller Kraft um sich. Zwei weitere Wachen packten seine Füße. Dann schleiften sie ihn über den Innenhof und sein Kopf scharrte über den Boden, bis sie mit ihm in einem der Labore verschwanden.
    „Rapidamente – porco!“
    Da Matt dem anderen Jungen nachgesehen hatte, bekam er nicht mit, wie der Wachmann ihn anschrie, und einen Moment später brach er unter einem Schlag von hinten zusammen und fiel in den Staub.
    „Le vantai!“
    Matt stand so schnell wieder auf, wie er konnte, denn ihm war klar, dass sie ihm noch mehr wehtun würden, wenn er zögerte. Der Wachmann – ein kleiner bärtiger Mann, der mit seiner Brille und den schütteren Haaren aussah wie ein Lehrer – deutete auf ein Gebäude auf der anderen Seite der Anlage. Als er darauf zuging, bemerkte Matt einen gemauerten Schuppen, in dem ein Motor lief. Das war bestimmt der Stromgenerator. Er betrachtete den Schuppen aufmerksam und prägte sich seine Beobachtung genau ein. Er würde sie später noch brauchen.
    Der Mann führte ihn in einen Raum, der früher vielleicht ein Lager gewesen war, jetzt aber als Zelle genutzt wurde. Auf dem Boden lag eine Matratze, das war alles. Aber als er Matt hineinführte, gab der Wachmann ihm eine Plastikflasche mit einem Liter Wasser, das anscheinend sogar gefiltert worden war. Das verriet ihm etwas über diese Leute. Sie wollten, dass er am Leben und gesund blieb und nicht austrocknete. Das war kein gutes Zeichen. Matt hatte bereits eine Ahnung, wofür sie gebraucht wurden … er und der brasilianische Junge. Das Erscheinen des Doktors und nun auch das Trinkwasser untermauerten seinen Verdacht.
    Nachdem die Tür zugeschlagen worden war, streckte er sich auf der Matratze aus. Er hörte, wie auf der anderen Seite eine Kette rasselte. Es gab in der Zelle kein Fenster und kein Licht. Matt musste sich zwingen, langsam zu atmen und in der absoluten Finsternis nicht in Panik zu geraten. Er erinnerte sich selbst wieder daran, dass er in gewisser Weise freiwillig hergekommen war. Und dass er nicht lange bleiben würde. Er schloss die Augen.
    Fünf Wochen waren vergangen, seit er und Lohan in der brasilianischen Stadt Belém gelandet waren. Die Tür in Hongkong hatte sie in eine riesige Kirche befördert -die Basilica de Nossa Senhora de Nazare –, die allerdings schon lange aufgegeben worden war, weil sie wie ein Großteil der Stadt unter Wasser stand. Das schmutzige Wasser des Amazonas überflutete die Straßen, quoll unter Türen hindurch und schwappte im einst so prächtigen Mittelschiff der Kirche herum, die überraschend modern war. Doch an ihrer Stelle hatten schon früher Gotteshäuser gestanden. Angeblich war hier vor dreihundert Jahren ein

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