Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)
vage arabisch auf Matt. Er musste an das Innere eines Beduinenzelts denken.
Er setzte sich hin und wartete, während der Bibliothekar den dampfend heißen hellgrünen Tee in die beiden Gläser goss.
„Bitte, bedien dich …“
Matt nahm sein Glas und hielt es nur mit dem äußersten Rand seiner Fingerspitzen fest, um sich nicht zu verbrennen. In der Traumwelt war alles farblos. Es gab keine Temperaturen und keinen Geschmack. Aber der Tee war anders. Matt konnte den frischen aromatischen Pfefferminzduft riechen. Er nippte am Tee. Er schmeckte großartig.
„Mir scheint, dass die Dinge nicht gut laufen“, bemerkte der Bibliothekar.
„Wir haben verloren“, sagte Matt. Die Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen, doch noch während er sie aussprach, wusste er, dass sie der Wahrheit entsprachen. „Die ganze Welt hat sich verändert. Wir sind zehn Jahre vorwärtsgesprungen und es ist, als wäre alles wahr geworden, vor dem wir immer gewarnt wurden. Globale Erwärmung. Überschwemmungen. Hungersnöte. Kriege. Es ist alles auf einmal passiert.“
„Die Alten waren fleißig.“
„Was können wir tun, um sie aufzuhalten? Können wir überhaupt etwas tun? Als wir in Belém ankamen, stand die halbe Stadt unter Wasser und überall trieben Leichen durch die Straßen. Es gibt dort Sklavenmärkte! Die Menschen sind so verzweifelt, dass sie ihre eigenen Kinder verkaufen. Und wir haben gehört, dass es in Amerika fast genauso schlimm ist. Ganze Länder sind ausgelöscht worden. Es ist wie das Ende der Welt. Selbst wenn es uns gelingen sollte, die Alten zu besiegen, ist fast nichts mehr übrig.“
„Und doch ist dasselbe schon einmal geschehen“, erinnerte ihn der Bibliothekar. „Die Welt war kurz vor dem Untergang, als die Alten sie das erste Mal heimsuchten. Es gab nur noch wenige Überlebende. Die Menschheit hat es euch fünf zu verdanken, dass sie noch eine zweite Chance bekommen hat.“
„Ja. Und sie hat es wieder versaut. Wie gewöhnlich.“
„Es gibt immer noch Hoffnung.“
„Da bin ich nicht so sicher.“ Matt stellte sein Glas ab. Er hatte seinen Tee ausgetrunken und fühlte sich erfrischt. Der Bibliothekar beugte sich vor und schenkte ihm nach. „Wir sind überall verstreut“, fuhr Matt fort. „Das ist meine Schuld. Wir waren zusammen in Hongkong und das hätte es eigentlich beenden sollen, aber dann ging alles schief und wir sind wieder da, wo wir angefangen haben. Ich weiß nicht, wer mich zum Anführer der Fünf gemacht hat, aber wer immer es war, muss nicht gewusst haben, was er tat. Wenn ich aufwache, werde ich wieder mitten in Brasilien sein! Was soll das bringen? Es gibt keine Telefone mehr. Kein Fernsehen. Alle Türen sind verschlossen. Wie soll ich jemals die anderen finden?“
„Ich habe dich noch nie so pessimistisch erlebt“, stellte der Bibliothekar fest.
„Ich habe es einfach satt“, sagte Matt. Er dachte wieder an den brasilianischen Jungen. Plötzlich sah er erneut die offene Wunde in seinem Bauch und die blutverschmierten Plastikbeutel vor sich. Er hatte ihn nicht retten können. Nicht einmal seinen Namen erfahren. „Ich habe nie um irgendwas davon gebeten. Wieso musste unbedingt ich es sein?“
„Du kannst aufgeben, wenn du das willst. Es ist deine Entscheidung.“
Der Bibliothekar klang freundlich und ruhig. Trotzdem hörte Matt den Vorwurf in seiner Stimme. Er wusste, dass er beurteilt wurde, und gerade jetzt, wo es darauf ankam, versagte er. Er zwang sich, wieder daran zu denken, weshalb er hergekommen war. „Warum sind die Türen verschlossen?“, fragte er.
„Das kann ich dir sagen“, antwortete der Bibliothekar. „Es ist ganz einfach. Die fünfundzwanzig Türen, die dich und deine Freunde durch die ganze Welt befördern, sind miteinander verbunden. Das bedeutet, dass ihr jederzeit von einem Ort an jeden anderen reisen könnt. Aber wenn man eine der Türen verschließt, sind auch alle anderen verschlossen. Und genau das hat der König der Alten getan. Er hat die fünfundzwanzigste Tür verschlossen.“
„Wo ist sie?“
„Das ist das Problem. Sie ist in der Antarktis, an einem Ort namens Oblivion. Dort hat Chaos seine Festung errichtet und irgendwo in ihr befindet sich die Tür. Dort versammelt er auch seine Armeen. Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass er es auf eine weitere Schlacht anlegt, eine letzte Konfrontation, um euch heimzuzahlen, was ihr beim letzten Mal getan habt. Außerdem will er sich an dir für das rächen, was du ihm in der
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